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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Becker; Beckerath

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Becker (Otto) - Beckerath (Herm. von)

Becker, Otto, Augenarzt, geb. 3. Mai 1828 auf dem Domhof bei Ratzeburg in Mecklenburg-Strelitz, studierte 1847 in Erlangen Theologie und Philologie, 1848‒51 Mathematik und Naturwissenschaften in Berlin. B. kam 1851 als Hofmeister nach Wien, studierte dort 1854‒59 Medizin, trat dann als Sekundärarzt in den Dienst des Allgemeinen Krankenhauses in Wien, wurde 1862 erst Privatassistent, dann klinischer Assistent bei Professor von Arlt, habilitierte sich 1867 für Augenheilkunde und wurde 1868 als ord. Professor der Augenheilkunde nach Heidelberg berufen, wo er 7. Febr. 1890 starb. Er schrieb «Atlas der pathol. Topographie des Auges» (3 Lfgn., Wien 1874‒78), «Pathologie und Therapie des Linsensystems» in Gräfe-Sämisch' «Handbuch der Augenheilkunde», «Zur Anatomie der gesunden und kranken Linse» (Wiesb. 1883), «Die Universitäts-Augenklinik in Heidelberg» (ebd. 1888).

Becker, Rud. Zachar., pädagogischer Volksschriftsteller, geb. 9. April 1752 zu Erfurt, studierte in Jena Theologie und wurde Hofmeister bei von Dacheröden, späterm Schwiegervater Wilh. von Humboldts, zu Erfurt. An die Erziehungsanstalt zu Dessau berufen, schrieb er 1782‒83 die «Dessauische Zeitung für die Jugend und ihre Freunde», die er, nach Gotha übergesiedelt, 1788 als «Deutsche Zeitung für Erwachsene» umbildete und seit 1796 als «Nationalzeitung der Deutschen» fortführte. Von seinem «Not- und Hilfsbüchlein für Bauerleute oder lehrreiche Freuden- und Trauergeschichte des Dorfes Mildheim» (2 Bde., Gotha 1787‒98) wurden in wenigen Jahren über eine halbe Million Exemplare in deutscher und auch in fremden Sprachen verbreitet. Neben der «Deutschen Zeitung», welche die Tagesgeschichte zu einer praktischen Sittenschule machen sollte, begründete B. 1791 den «Anzeiger», der 1792 durch ein kaiserl. Privilegium zum «Reichsanzeiger» erhoben und 1806 in den «Allgemeinen Anzeiger der Deutschen» verwandelt wurde. Der Teilnahme an geheimen Verbindungen gegen Napoleon verdächtigt, ward B. von Ende Nov. 1811 bis April 1813 auf Davouts Befehl in Magdeburg gefangen gehalten; «B.s Leiden und Freuden in 17monatiger franz. Gefangenschaft» (1814) ist zeitgeschichtlich merkwürdig. B. starb 28. März 1822.

Sein Sohn, Friedrich Gottlieb B., geb. 9. Nov. 1792 zu Gotha, studierte in Leipzig und Göttingen Sprachkunde und Geschichte und nahm seit 1814 an den Unternehmungen des Vaters teil. Er vereinigte 1830 die «Nationalzeitung der Deutschen» und den «Allgemeinen Anzeiger» in ein Tageblatt: «Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen» und ließ es 1849 als «Reichsanzeiger der Deutschen» erscheinen, der Ende Juni 1850 einging. 1848 wurde B. von Gotha in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, wo er zu den später sog. Gothanern gehörte, war dann Direktor der Feuerversicherung zu Gotha und starb 24. Juli 1865.

Becker, Valentin Eduard, Gesangskomponist, geb. 20. Nov. 1814 zu Würzburg, gest. 25. Jan. 1890 daselbst als Stadtkämmerer und Dirigent eines Gesangvereins. Von seinen Männerchören ist am bekanntesten «Das Kirchlein»; außerdem schrieb B. Messen, Ouvertüren, Opern und ein preisgekröntes Quintett für Streichinstrumente und Klarinette.

Becker, Wilh. Adolf, Altertumsforscher, Sohn des folgenden, geb. 1796 zu Dresden, studierte seit 1816 in Leipzig Theologie, vorzugsweise aber Philologie, wurde 1822 Konrektor an der Hauptschule zu Zerbst, 1828 Professor an der Landesschule zu Meißen, 1836 außerord. Professor der klassischen Archäologie und 1842 ord. Professor der Altertumskunde an der Universität zu Leipzig. Er starb zu Meißen 30. Sept. 1846. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Gallus, oder röm. Scenen aus der Zeit Augusts» (2 Bde., Lpz. 1838; neu bearbeitet von W. Rein, Lpz. 1863, und von Herm. Göll, 3 Bde., Berl. 1880‒82) und «Charikles, oder Bilder altgriech. Sitte» (2 Bde., Lpz. 1840; neu bearbeitet von C. Fr. Hermann, ebd. 1854, und von Herm. Göll, 3 Bde., Berl. 1877‒78). Seine Abhandlung «De comicis Romanorum fabulis» (Lpz. 1837) liefert einen schätzbaren Beitrag zur Geschichte der dramat. Poesie der Römer, namentlich der Werke des Plautus. Sein Hauptwerk jedoch bildet das «Handbuch der röm. Altertümer» (Teil 1 u. 2, Abteil. 1 u. 2, Lpz. 1843‒46), das von Marquardt und Th. Mommsen fortgeführt wurde.

Becker, Wilh. Gottlieb, Schriftsteller und Archäolog, geb. 4. Nov. 1753 zu Oberkallenberg in Sachsen, studierte 1773‒76 in Leipzig und wurde 1777 Lehrer am Philanthropin in Dessau. Darauf bereiste er die Schweiz, Frankreich und Oberitalien und kam 1782 als Professor an die Ritterakademie zu Dresden, erhielt 1795 die Aussicht über die Antikengalerie und das Münzkabinett daselbst, 1805 auch die über das Grüne Gewölbe. Er starb 3. Juni 1813. B. veröffentlichte eine Reihe von Taschenbüchern, die, der belehrenden Unterhaltung gewidmet, ein großes Publikum fanden. Einen Ruf als Kunstschriftsteller verschaffte ihm sein «Augusteum, Dresdens antike Denkmäler enthaltend» (2 Bde., Dresd. 1805‒9; 2. Aufl., Lpz. 1832‒37, mit 162 Kupfertafeln). Auch gab er nach den im Dresdener Münzkabinett vorhandenen Originalen «Zweihundert seltene Münzen des Mittelalters» (Lpz. 1813) heraus.

Beckerath, Herm. von, deutscher Politiker, geb. 13. Dez. 1801 zu Krefeld, etablierte sich daselbst als Bankier und erwarb sich ein bedeutendes Vermögen. Seit 1843 war er Mitglied der rhein. Landtage und nahm 1847 als Vertreter von Krefeld am Vereinigten Landtage teil; er war der Verfasser der Adresse auf die Thronrede vom 11. April. Im Frühjahr 1848 in Krefeld zum Abgeordneten in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, gehörte er in dieser zur Fraktion des rechten Centrums und übte auf diese durch seine Beredsamkeit einen großen Einfluß. Am 9. Aug. trat er als Finanzminister in das Reichsministerium. Infolge der konservativen und vermittelnden Richtung, die er in Frankfurt an den Tag legte, wurde B. im September von Friedrich Wilhelm Ⅳ. berufen, um die Bildung eines neuen Kabinetts zu übernehmen. Das von B. entworfene Programm, welches eine weitgehende konstitutionelle Politik und eine Konzession an den Antrag der Nationalversammlung wegen eines Erlasses an die Armee forderte, fand jedoch nicht den Beifall des Königs. B. begab sich demnach nach Frankfurt zurück. Mit den übrigen Reichsministern nahm er, als das Parlament durch Verwerfung des Waffenstillstandes von Malmö den Bruch mit Preußen vollzog, 5. Sept. seine Entlassung, trat aber mit seinen Kollegen wieder in das Ministerium ein, nachdem das Parlament 16. Sept. den Malmöer Waffenstillstand ratifiziert hatte. Im April 1849 beteiligte er sich an der Kaiserdeputation nach Berlin, nachdem er schon vorher persönlich auf den König, der ihm großes Vertrauen schenkte, einzuwirken versucht hatte. Da