Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Belzebub; Belzig; Belzoni; Bem

708

Belzebub - Bem

Hauptort eines russ. Fürstentums, das der Polenkönig Kasimir d. Gr. zugleich mit Rot-Rußland eroberte und dem Masoverfürsten Semovit schenkte. Unter dem Jagellonen Kasimir (1462) kam es mit dem Fürstentum Masovien an Polen.

Belzebub, s. Beelzebub.

Belzig, Kreisstadt im Kreis Zauch-Belzig des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, am nördl. Fuße des Flämings und an der Linie Berlin-Güsten der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Potsdam), Zoll- und Steueramtes, hat (1890) 2733 evang. (5., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, drei Kirchen; Weberei, Brauerei, Wollspinnerei, Ziegelei, Stärkefabrik, Acker- und Gartenbau. B. ist Geburtsstadt des Dichters Aug. Gottlob Eberhard und des Komponisten Reissiger. Die Stadt wurde 11. April 1635 von den Schweden geplündert und verbrannt. In der Nähe ein altes Schloß, Eisenhart genannt; ungefähr 3,5 km südwestlich der Stadt und 2 km südlich vom Dorfe Lübnitz das Dorf Hagelberg, nach welchem das bedeutende Gefecht genannt wird, in dem nach der Schlacht von Großbeeren 27. Ang. 1813 der preuß. General Hirschfeld mit kaum 12 000 Mann Landwehr und 600 Kosaken unter Tschernitschew die ebenso starke franz. Division Girard vollständig aufrieb. Zur Erinnerung hieran wurde unweit Hagelberg ein Kolossalstandbild der Borussia in Sandstein errichtet.

Belzoni, Giovanni Battista, Forschungsreisender und Archäolog, geb. 5. Nov. 1778 zu Padua, ward in Rom zum geistlichen Stande erzogen, wandte sich jedoch bald den mechan. Künsten, besonders der Hydraulik zu. Von Rom ging er 1800 nach Holland, von da 1803 nach England, wo er durch öffentliche Darstellungen aus der Hydraulik, nachher durch athletische Künste seinen Unterhalt zu gewinnen suchte. 1812 kam er nach Lissabon, später nach Madrid und nach Malta. Hier ward er 1815 nach Ägypten eingeladen, um eine hydraulische Maschine für den Pascha zu bauen. Nachdem er sich dieses Auftrags entledigt hatte, bewogen ihn Burckhardt und Salt, sich der Erforschung ägypt. Altertümer zu widmen. Es gelang ihm, die Büste des sog. jüngern Memnon aus der Nachbarschaft von Theben nach Alexandria zu schaffen und zuerst in den Tempel von Abu-Simbel einzudringen. Im Thale der Königsgräber (Biban el-Moluk) bei Theben entdeckte er mehrere wichtige Katakomben mit Mumien. Er eröffnete auch unter anderm 1817 das berühmte Königsgrab des Psammetich oder Necho, aus welchem er den prächtigen alabasternen Sarkophag fortschaffte, der jetzt, mit der erwähnten Memnonsbüste und den meisten übrigen von ihm nach Europa mitgebrachten ägypt. Altertümern, das Britische Museum in London schmückt. B.s glänzendste Unternehmung war jedoch die Eröffnung der Pyramide des Chephren. Ein Anschlag auf sein Leben veranlaßte ihn, Ägypten zu verlassen. Zuvor unternahm er noch eine Reise nach der Küste des Roten Meers, auf der er die Smaragdgruben vom Dschebel Sebara und die Überreste des alten Berenice auffand, und von hier nach der Oase Siwah, um die Trümmer des Ammontempels zu untersuchen. Im Sept. 1819 schiffte er sich mit seiner Gattin, die auf allen Fahrten und Reisen seine mutige Begleiterin gewesen war, nach Europa ein. Die Resultate seiner Forschungen veröffentlichte er u. d. T. "Narrative of the operations and recent discoveries ect. in Egypt" (Lond. 1821, nebst einem Band mit 44 illum. Kupfern). Gegen Ende 1822 wollte er die Nigerquellen und Timbuktu aufsuchen, starb aber 3. Dez. 1823 zu Gato in Benin. Die Originalzeichnungen des von ihm eröffneten ägypt. Königsgrabes wurden von seiner Gattin herausgegeben (Lond. 1829). - Vgl. Menin, Cenni biografici (Mail. 1825).

Bem, Jos., poln. General, geb. 1791 zu Krakau aus adliger Familie, studierte in Krakau und trat 1809 in die von Napoleon zu Warschau gegründete Artillerieakademie. Dem Feldzuge von 1812 wohnte er als Lieutenant der reitenden Artillerie bei, kam beim Rückzug der Franzosen nach Danzig und kehrte nach der Übergabe der Festung nach Polen zurück, wo er in die 1815 reorganisierte Armee eintrat und zugleich Lehrer an der Warschauer Militärschule wurde, 1819 zum Kapitän aufstieg und tüchtige Schriften über Organisierung der Artillerie, über Congrevesche Brandraketen (Weim. 1820), Pulvererzeugung u. s. w. herausgab. Wegen seiner patriotischen Gesinnung erhielt er jedoch 1825 den Abschied aus dem russ. Dienst, worauf er sich in Lemberg mit litterar, und technischen Arbeiten beschäftigte. Als 1830 die poln. Revolution ausbrach, eilte B. nach Warschau, wurde Major einer Batterie, zeichnete sich besonders in den Schlachten bei Iganie und Ostrolenka aus und stieg schnell bis zum General empor. Nach dem Fall von Warschau trat er mit einem Teil der poln. Armee auf preuß. Gebiet über, lebte einige Zeit als Leiter der Emigration in Deutschland und seit 1832 in Paris. Wissenschaftliche Arbeiten, dann Reisen in Portugal, Spanien, Belgien und Holland füllten die folgenden Jahre aus. In den Märztagen 1848 kam B. nach Lemberg, 14. Okt. nach Wien, wo er sich in hervorragender Weise an der revolutionären Erhebung beteiligte und während der Einschließung der Stadt verkleidet nach Preßburg entkam. Von dort brach er im Auftrage der ungar. Regierung an der Spitze eines selbständig geschaffenen Korps von 8000 Mann Ende 1848 in Siebenbürgen ein, lieferte 19. Dez. bei Deés den Österreichern das erste siegreiche Gefecht, trieb seinen Feind aus dem Norden des Landes in die Bukowina und zog die herbeiströmenden Szekler an sich. Hierauf wandte er sich gegen die österr. Hauptmacht unter Puchner und griff, nachdem er ihn zum Rückzug nach Hermannstadt genötigt hatte, diesen Ort 21. Jan. 1849 an. Er wurde jedoch zurückgeschlagen und erlitt 4. Febr. von Puchner zu Vizakna eine bedeutende Niederlage. Dennoch wußte er sich 7. Febr. durchzuschlagen und lieferte, durch ungar. Truppen verstärkt, 9. Febr. die blutige Schlacht an der Brücke zu Piski, eroberte 11. März Hermannstadt, nahm Kronstadt und trieb die Österreicher sowie die seit dem Februar herbeigerufenen russ. Hilfstruppen 16. März durch den Rotenturmpaß in die Walachei. Auf Befehl der ungar. Regierung begab er sich hierauf ins Banat und nötigte Puchner zur Räumung auch dieses Gebietes, sodann kehrte er nach Siebenbürgen zurück, wurde aber 31. Juli bei Schäßburg von dem dreifach stärkern Gegner entscheidend geschlagen. Auf dringendes Verlangen Kossuths eilte er nach Ungarn, wo er 9. Aug. an der Schlacht bei Temesvár sich beteiligte. Nach einem vergeblichen Versuch zu Lugos, den Kampf wieder aufzunehmen, mußte er nach Siebenbürgen zurückweichen, wo er sich bis zum 19. Aug. gegen eine erdrückende Übermacht hielt. Endlich rettete auch er sich auf türk. Gebiet, trat dort zum Islam über und wurde unter dem Namen Amurat Pascha im türk. Heere