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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bench; Benckendorff; Benczur; Benda

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Bench - Benda

700 m hoch, hat (1887) 4627 E., Post, Telegraph, 9 Kirchen, einen verfallenen Palast der herzogl. Familie Pimentel und etwas Industrie. B. ist seit seiner Glanzzeit im 16. Jahrh. sehr zurückgegangen.

Bench (engl., spr. bennsch), Bank, s. Court.

Benckendorff, ein Zweig einer brandenburg. Familie, der im 16. Jahrh. in Livland einwanderte und erst um die Mitte des 18. Jahrh. das liv- und esthländ. Indigenat erlangte. Christoph von B., geb. 1749, starb 1823 als General der Infanterie. Er hinterließ 2 Söhne und 2 Töchter.

Alexander von B., der älteste Sohn, geb. 1783 in Reval, erhielt seine Jugendbildung in Deutschland. Nach Petersburg zurückgekehrt, wurde er 1797 vertrauter Jugendgenosse der Großfürsten, trat als Gardeoffizier in die Armee, nahm an den Kriegen in Deutschland und Frankreich mit Auszeichnung teil und wurde 1813 Generalmajor, 1815 General der Kavallerie und Adjutant des Großfürsten Nikolaus. Zur Unterdrückung der Militärrevolution bei Nikolaus’ Thronbesteigung trug B. wesentlich bei und gewann hierdurch die Freundschaft des Kaisers. Im Juni 1826 wurde er Chef der Gendarmerie und Kommandant des kaiserl. Hauptquartiers. Sein Einfluß ward beinahe unbegrenzt, nachdem die «eigene Kanzlei Sr. Maj. des Kaisers» durch eine dritte, unter seiner Leitung stehende Abteilung erweitert worden war. Diese Abteilung bildete den Mittelpunkt jenes von B. organisierten Geheimpolizeisystems, das nicht nur in Rußland selbst, sondern auch in ganz Europa seine Agenten hielt. Am 8. (20.) Nov. 1832 wurde B. in den erblichen Grafenstand erhoben und zum Mitglied des Reichsrats ernannt. Im Frühjahr 1844 unternahm er eine Badereise nach Deutschland und starb auf der Rückreise 11. (23.) Sept. 1844.

Konstantin von B., der jüngere Bruder des vorigen, geb. 4. Jan. 1784, trat 1812 als Major in die Armee. Als Führer einer Kosakenabteilung war er unter den ersten, die bei der Verfolgung der franz. Armee Norddeutschland durchstreiften. B. wurde 1813 Oberst, 1814 Generalmajor und 1820 Gesandter in Stuttgart. Wieder in die aktive Armee eingetreten, ward er im pers. Feldzug für die Blockade von Eriwan und ein glückliches Gefecht gegen die Kurden 1827 zum Generallieutenant befördert. Als Generaladjutant des Kaisers folgte er diesem in den Türkenkrieg, nahm 19. Juli 1828 Pravadi ein und starb vor Varna 6. Aug. 1828 am Nervenfieber.

Von den Töchtern Christophs von B. war die ältere die in der diplomat. Welt bekannte Fürstin Dorothea von Lieven (s. d.).

Benczur (spr. bennzur), Julius, ungar. Maler, geb. 28. Jan. 1844 in Nyiregyháza, kam 1848 auf die Münchener Akademie, wo er, von Hiltensperger und Anschütz vorgebildet, 1865 in das Atelier von Piloty eintrat. Sein erstes Bild, Hunyady László vor seiner Hinrichtung, entstand 1867. Es folgten: Der Savoyardenknabe (1868), Die Verhaftung des Rakoczy Ferenz auf der Burg Nagysáros (1869), Ludwig ⅩⅤ. im Boudoir der Dubarry (1870), Die Taufe des heil. Stephan (Pester Museum), Ludwig ⅩⅥ. beim Überfall von Versailles (1871). 1875 ging er im Auftrag König Ludwigs Ⅱ. von Bayern nach Fontainebleau, 1876 nach Oberitalien. Er wurde 1880 Professor an der Münchener Akademie und wirkt seit 1883 als Professor an der Pester Akademie. Seine Bilder zeichnen sich durch glänzendes Kolorit und charakteristische Auffassung aus.

Benda, deutsche Musikerfamilie, stammt von dem musikalisch gebildeten Leinweber Hans Georg B. zu Altbenatek im böhm. Bezirk Jungbunzlau. Er hatte vier Söhne: Franz, Georg, Johann und Joseph, und eine Tochter Anna Franziska. Franz B., der Stifter einer eigenen Violinschule in Deutschland, geb. 25. Nov. 1709, kam als Chorknabe an die Nikolaikirche zu Prag. Später trat er einer wandernden Musiktruppe bei, in der er durch einen blinden Juden Namens Löbel im Geigenspiel unterrichtet wurde. In seinem 18. Jahre ging er wieder nach Prag, hierauf nach Wien, wurde Kapellmeister bei dem Starosten Szaniawski, bis ihn 1740 der Kronprinz von Preußen (Friedrich Ⅱ.) berief. An Joh. Gottlieb Grauns Stelle wurde B. 1771 königl. Konzertmeister und starb 7. März 1786 zu Potsdam. Von seinen vielen Kompositionen sind wenige herausgegeben. – Georg B., geb. 1721, wurde 1742 in der Kapelle Friedrichs Ⅱ. als Violinspieler angestellt, trat 1748 als Kapellmeister in die Dienste des Herzogs Friedrich Ⅲ. von Gotha, der ihn 1765 nach Italien reisen ließ. Seit 1787 wirkte er als Musikdirektor am Schröderschen Theater in Hamburg und lebte dann in Wien, Gotha, Ohrdruff, Ronneburg, zuletzt in Köstritz, wo er 6. Nov. 1795 starb. Ihm ist die Einführung des von Rousseau erfundenen Melodrams (s. d.) in Deutschland zu danken. Seine «Ariadne auf Naxos», sein «Pygmalion» und seine «Medea» waren ein halbes Jahrhundert auf den Bühnen heimisch und riefen zahlreiche Nachahmungen hervor. Seine Opern, von denen ehedem «Der Dorfjahrmarkt», «Walder», «Romeo und Julie», «Der Holzhauer», «Lukas und Bärbchen», «Das Findelkind» sehr beliebt waren, hoben das von Hiller begründete deutsche Singspiel durch einen reichen dramat. Musikgeist und durch die Verwendung größerer ital. Formen sofort auf eine höhere Stufe. Sie verdienen noch heute Beachtung und haben zu ihrer Zeit anregend auf Mozart gewirkt. – Johann B., geb. 1713, gest. 1752 als Kammermusikus zu Berlin, und Joseph B., geb. 7. März 1724, seit 1786 Konzertmeister ebendaselbst, gest. 22. Febr. 1804, werden als Violinspieler gerühmt. – Der jüngere Sohn von Franz, Karl Heinrich Hermann B., geb. 2. Mai 1748 zu Potsdam, gest. 15. März 1836, wurde sehr jung von Friedrich Ⅱ. seines Violinspiels wegen unter die Zahl der Kammermusiker aufgenommen und erhielt später die Stellung eines königl. Konzertmeisters. Er kam seinem Vater im Vortrag des Adagio am nächsten. – Sein älterer Bruder, Friedrich Wilhelm Heinrich B., geb. 15. Juli 1745 zu Potsdam, gest. 19. Juni 1814 als Kammermusikus in Berlin, war ein guter Violin- und Klavierspieler und hat sich als Komponist von Kantaten und Opern («Orpheus», «Das Blumenmädchen» u. s. w.) einen Namen erworben. – Johann Wilhelm Otto B., Sohn des letztgenannten, geb. 30. Okt. 1775, gest. 28. März 1832 als Regierungsrat zu Oppeln, ist litterarisch durch seine Shakespeare-Übersetzung (19 Bde., Lpz. 1825‒26) bekannt. – Anna Franziska B., geb. 1726, war eine der besten Sängerinnen ihrer Zeit. Sie heiratete den Kammermusikus Hattasch in Gotha und starb daselbst 1780.

Benda, Robert von, liberaler Parlamentarier, geb. 18. Febr. 1816 in Liegnitz, studierte in München und Berlin die Rechte und war seit 1843 als Assessor bei der Regierung in Potsdam thätig, schied jedoch 1849 aus dieser Stellung, da er wegen