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Bene vixit, qui bene latuit - Bengalen
mannen bei Civitella 1053 Pandulf VI. als Herzog von B. einsetzen; aber nach dem Tode von dessen kinderlosem Sohn zog Gregor VII. es 1077 wieder ein. Vorübergehend wurde B. dann besetzt von den Normannen, von Friedrich II. und von Manfred, der 1266 unter den Mauern von B. Reich und Leben verlor. Alfons V. von Aragonien wurde 1440 von Eugen IV. zum Vikar über B. eingesetzt, Alexander VI. verlieh es als Herzogtum seinem ältesten Sohn Juan Borgia. Von den Spaniern 1527 besetzt, aber der Kirche zurückgegeben, wurde es später noch mehrmals von Neapel eingenommen. Nach der Eroberung durch die Franzosen 1798 wurde B. an Neapel abgetreten, dann 1806 von Napoleon dem Minister Talleyrand geschenkt, der den Titel eines Fürsten von B. annahm; im Frieden 1815 wurde es dem Papst zurückgegeben. Im 11. und 12. Jahrh, wurden hier fünf Konzilien gehalten. - Vgl. H. Leo, Zur Geschichte der Verfassung in den zum langobard. Herzogtum B. gehörigen Ländern 568 1268 (in Reumonts «Italia», Bd. I, Berl. 1838); Hirsch, Das Herzogtum B. bis zum Untergang des langobard. Reichs (Lpz. 1871).
Bene vixit, qui bene latuit (lat.), «glücklich hat gelebt, wer im Verborgenen lebte», d. h. das stille Privatleben ist der öffentlichen Thätigkeit vorzuziehen (nach Ovids «Tristia» 3, 4, 25).
Benevolent (lat.), wohlwollend; Benevolenz, das Wohlwollen.
Benevolus (lat.), wohlwollend; lector benevole (Superlativ benevolentissime), geneigter (sehr geneigter) Leser.
Benfeld, Hauptstadt des Kantons B. (129,24 qkm, 13 Gemeinden, 13874 E.) im Kreis Erstein des Bezirks Unterelsaß, 26 km südsüdwestlich von Straßburg, links an der Ill und an der Linie (Straßburg-Colmar der Elsaß-Lothring. Eisenbahnen, hat (1890) 2324 (1088 männl., 1236 weibl.) E., darunter 229 Evangelische und 244 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Straßburg), Zollamt, Steueramt, kath. Dekanat, ein 1625 erbautes Spital im Renaissancestil, Kaltwasserheilanstalt; Baumwollspinnerei, Handweberei, Färberei, Tabak-, Hopfen- und Hanfbau. - B., das schon im 8. Jahrh, erwähnt wird, gehörte den Bischöfen von Straßburg. In der Nähe Hüttenheim mit großer Baumwollspinnerei, und Ehl, das Helvetum der Römer, bis ins 5. Jahrh, eine wichtige Stadt, röm. Waffenfabrik und Münzstätte, angeblich Begräbnisort des heil. Maternus, des ersten Apostels des Elsasses, jetzt Vorort von B.
Benfey, Theod., Orientalist und Sprachforscher, geb. 28. Jan. 1809 zu Nörten, studierte zu Göttingen und München Philologie und habilitierte sich 1834 für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft in Göttingen, wo er 1848 außerord., 1862 ord. Professor wurde. Er starb daselbst 26. Juni 1881. B. war namentlich als Sanskritist hervorragend. Von seinen zuweilen etwas kühnen, aber an bedeutenden Entdeckungen reichen sprachwissenschaftlichen Arbeiten seien genannt: «Über die Monatsnamen einiger alter Völker» (mit Stern, Verl. 1836), «Griechisches Wurzellexikon» (2 Bde., ebd. 1839-42), der Artikel «Indien» in «Ersch und Grubers Encyklopädie» (Lpz. 1840), «Über das Verhältnis der ägypt. Sprache zum semit. Sprachstamm» (ebd. 1844), «Die pers. Keilinschriften mit Übersetzung und Glossar» (ebd. 1847), eine musterhafte Ausgabe der Hymnen des «Samaveda» (mit Übersetzung und Glossar, ebd. 1848), die «Vollständige Grammatik der Sanskritsprache» (ebd. 1852), der sich eine «Chrestomathie» (mit Glossar, 2 Tle., ebd. 1853-54) anschloß, «Kurze Sanskritgrammatik» (ebd. 1855), «A practical grammar oft he Sanskrit language» (Berl. 1863; 2. Ausg., Lond. 1868), «A Sanskrit-English Dictionary») (Lond. 1866), «Geschichte der Sprachwissenschaft und orient. Philologie in Deutschland seit Anfang des 19. Jahrh.» (Münch. 1869), «Vedica und Verwandtes» (Straßb. 1877), «Vedica und Linguistica» (ebd. 1880). Mit den Erläuterungen zu seiner Übersetzung des «Pantschatantra» (2 Bde., Lpz. 1859) begann B. eine Reihe eingehender Untersuchungen über den Ursprung und die Verbreitung der orient. Märchen- und Fabelstoffe nach dem Abendlande, die er in Beiträgen zu Zeitschriften, besonders der von ihm herausgegebenen «Orient und Occident», Bd. 1-3 (Gött. 1863-65), fortsetzte. Auch schrieb B. die Einleitung zu Bickells Ausgabe und deutscher Übersetzung der alten syr. Version von «Kalilag und Damnag» (Lpz. 1876). Eine Auswahl von B.s kleinern Schriften gab sein Schüler Bezzenberger heraus (2 Bde., Verl. 1890-91; mit einer Biographie B.s von dessen Tochter).
Bengalen (sanstrit. Vangalam, jetzt ind. Bangala, englisch verderbt zu Bengal), Bezeichnung für vier verschiedene geogr. Begriffe. I. In weitester Wortbedeutung umfaßte die Präsidentschaft B. des Indobritischen Reichs folgende Verwaltungsbezirke, die von B. aus ihre Garnisonen erhielten und größtenteils auch noch erhalten, und von denen die unter 4 - 9 genannten unmittelbar unter dem Vicekönig von Britisch-Indien stehen: 1) Niederbengalen (s. unten III), 2) die sog. Nordwestprovinzen mit Oudh, 3) das Pandschab, 4) die Centralprovinzen, 5) Kurg, 6) Britisch-Birma (s. Birma), 7) Assam, 8) Adschmir-Merwara, 9) Berar, 10) Maisur; dazu kamen 11) verschiedene Tributärstaaten. Mit Hinweglassung von Maisur, das seit 1881 wieder selbständig unter eigenem Radscha ist, sowie von Sindh, das seit 1888 zum Pandschab gehört, würde die Präsidentschaft B. in diesem weitesten Sinne auf 2128400 qkm (1891) 165703200 E. zählen. (S. Karte Ostindien I: Vorderindien.) II. Neuerdings rechnet man aber zur eigentlichen Präsidentschaft B. nur Niederbengalen (einschließlich Kotsch-Bihar und verschiedene kleinere Tributärstaaten), die sog. Nordwestprovinzen mit Oudh und das Pandschab mit Sindh, zusammen 1175720 qkm mit (1881) 134908990 E. (darunter 90941807 Hindu, 40039864 Mohammedaner, 2141862 unkultivierte Ureinwohner, 1252173 Sikh [das sind, bis auf 942, sämtliche Sikh Ostindiens], 215301 Christen, 158785 Buddhisten, 118583 Dschain, 1795 Parßi, 1313 Juden, 820 Brahmo, d.h. theistische Hindu). 1891 war die Gesamtzahl 141344700 E. Die Präsidentschaft besteht aus den neun Divisionen: 1) Präsidentschaftsdivision (the Presidency) mit Kalkutta. der Hauptstadt des ganzen Indobritischen Reichs, 2) Bardwan, 3) Radschschahi, 4) Dhaka, 5) Tschittagong, 6) Patna, 7) Bhagalpur, 8) Orissa (s.d.) und 9) Tschutia - Nagpur. Sie ist die umfangreichste, am stärksten bevölkerte und wichtigste der drei Präsidentschaften des Indobritischen Reichs (s. Ostindien), welche die Flußsysteme des Brahmaputra, des Ganges und des Indus, also (mit Ausschluß von Nadschputana und der unabhängigen centralind. Staaten) ganz Nord- ^[folgende Seite]