Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bergbau'
Figur 6:
Figur 5:
ist die wichtigste aller Häuerarbeiten. Sie ist aus Ungarn zuerst 1632 am Harze und durch einen Harzer Bergmann 1644 in Sachsen eingeführt. Dieselbe
besteht darin, daß man in die zu gewinnenden Massen Löcher bohrt, die letztern zum Teil mit Sprengmitteln, sodann unter Offenhaltung eines Zündkanals
mit Besatz füllt und das Sprengmittel zur Entzündung bringt. Durch die Spannkraft der dabei entwickelten Gase wird das Gestein abgesprengt.
Die hauptsächlichsten Gezähe sind das Fäustel (Fig. 7, 8), der Bohrer (Fig.9, 10),
der Krätzer (Fig. 11), der Stampfer (Fig. 12) und die
Räum- oder Schießnadel (Fig. 13).
Figur: 11, 12, 13
Figur 10:
Figur 9:
Figur 8:
Figur 7:
Die Bohrer waren anfänglich Kolben-, dann Kronenbohrer, gegenwärtig werden nur noch Meißelbohrer, beim Bohren in Kohle und Salz auch
Schlangenbohrer mit zwei Spitzen angewendet. Die meist stählernen Meißelbohrer (Fig. 9, 10)bestehen aus einer
Stange, an deren einem Ende eine Schneide von 70 Grad und der Breite des Bohrloches angeschmiedet ist; auf das andere Ende wird mit dem Fäustel
geschlagen und die Bohrstange nach jedem Schlage gedreht. Beim Sprengen mit Pulver führt man die aus geleimtem Papier bestehende Patrone, in
welche die kupferne Schießnadel gesteckt ist, in das mit dem Krätzer gereinigte Bohrloch ein, bringt zunächst etwas plastischen Letten auf und füllt den
übrigen Bohrlochraum mit quarzfreiem, feingepochtem Schiefer oder trocknem Lehm, welchen man mit dem Stampfer, der eine Nut für die Schießnadel
besitzt, vorsichtig feststampft; sodann wird die Räumnadel herausgezogen und in die offene Zündspur ein mit getrocknetem Pulverbrei gefüllter
Strohhalm oder ein Papierdütchen (Schwedel) gesteckt, an deren oberm Ende ein Stückchen Schwefelfaden
(Schwefelmännchen) angebracht ist. Derselbe ist etwa 10 cm lang, so daß der Bergmann nach dem Anzünden Zeit
hat, sich in Sicherheit zu bringen. Beim Sprengen mit sprengölhaltigen Materialien bedient man sich der Bickfordschen Sicherheitszündschnur, die mit
dem einen Ende in ein Zündhütchen und mit diesem in eine Schlagpatrone gebracht wird. Die letztere legt man auf die eigentliche Sprengpatrone und
besetzt das Bohrloch wie gewöhnlich. Wenn mehrere Bohrlöcher gleichzeitig wegzuthun sind, bewirkt man die Zündung am besten mit dem durch
↔ Reibungsmaschinen von Abegg, Mahler+Eschenbacher und Bornhardt erzeugten elektrischen Funken. Tafel:
Bergbau I, Fig. 2, zeigt Bergleute, die mit der Gewinnung von Erz mittels Sprengarbeit im
Burgstädter Hauptgang bei Clausthal beschäftigt sind.
Eine hervorragende Wichtigkeit haben die Gesteinsbohrmaschinen (s. d.) erlangt. Von den mit der Hand betriebenen ist besonders
in Salzbergwerken die Lisbetsche zu erwähnen. Dieselbe besteht aus einem am hintern Ende mit Schraubengewinde versehenen Schlangenbohrer, der
mit einer Kurbel durch eine in einem Gestelle befestigte Schraubenmutter hindurchgedreht wird. Von den
mechanischen Bohrmaschinen unterscheidet man stoßende und
drehende. Die ältern stoßenden Maschinen (Sachs, Someiller, Schwarzkopf u. a.) sind nur noch wenig in
Anwendung, weil sie wegen vieler bewegter Hebel und Drehbolzen öfter Reparaturen bedürfen, was bei den einfacher gebauten neuen Maschinen
(Schram, Frölich, Jäger, Broßmann+Kachelmann, Darlington, Neill) nicht der Fall ist. Die stoßenden Maschinen werden durch Druckluft, in neuerer Zeit
auch durch elektrischen Strom in der Art betrieben, daß ein Kolben und der damit verbundene Meißel vorgestoßen und zurückgezogen wird. Von den
drehend arbeitenden Maschinen, die mit Druckwasser betrieben werden, ist die von Brandt sehr viel benutzt. Auf Tafel:
Bergbau I, Fig. 3, ist eine stoßende Maschine (Sachs) auf einem fahrbaren Gestell, wie sie im
Rammelsberg bei Goslar arbeitet, dargestellt. Wo keine Gleise sind, wendet man Bohrspreizen oder hydraulische Bohrsäulen als Gestelle an. Die erstern
spannt man dadurch zwischen den Gesteinswänden fest, daß man eine Schraubenspindel aus einem Cylinder herausschraubt, während bei den
Bohrsäulen eine Kolbenstange durch eine hydraulische Presse aus einem ebensolchen Cylinder herausgedrängt wird. – Das
Feuersetzen wird noch hier und da bei sehr festem Gestein angewendet. Durch die Wirkung der Hitze springen die
Gesteinsschalen ab und werden dann zerkleinert. – Das Wasser wirkt beim Salzbergbau in Sinkwerken auflösend,
die gesättigte Lösung wird durch Pumpwerke zu Tage geschafft und weiter auf Speisesalz verarbeitet. In Kalifornien spült man mit starken
Wasserstrahlen goldhaltigen Sand in Gerinnen nach den Goldwäschereien (s. Seifen).
Abbaumethoden. Nachdem man eine Lagerstätte durch Stollen, Schächte und Querschläge «ausgerichtet», d. h.
zugänglich gemacht und durch andere Grubenbaue (Strecken, Bremsberge u. s. w.) zum Abbau «vorgerichtet», d. h. in Abteilungen von angemessener
Größe gebracht hat, beginnt der Abbau selbst. Derselbe besteht darin, daß man die in den Lagerstätten enthaltenen nutzbaren Mineralien aus ihrem
natürlichen Zusammenhange löst und der Förderung übergiebt. Die durch den Abbau entstandenen Hohlräume werden mit tauben Bergen versetzt, d. h.
ausgefüllt:
-
1) wenn man sich damit eine Sohle schaffen muß, z. B. bei mächtigen Lagerstätten mit steilem Einfallen,
-
2) wenn man beim Abbau Berge mit gewinnt, z. B. bei wenig mächtigen, flach liegenden Lagerstätten,
-
3) wenn die Tagesoberfläche geschont werden muß.
Die wichtigsten Abbaumethoden mit Bergeversatz sind Strossenbau, Firstenbau, Strebbau, Querbau;
ohne
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 758.