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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bergbau

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bergbau'


Figur 19:


Figur 18:


Figur 17:


Figur 16:

Hölzern, s. nachstehende Fig. 16), bei welchem der eigentliche Thürstock und die Kappe zu unterscheiden sind. Dies ist die einfache Thürstockzimmerung, während die doppelte (Fig. 17, 18, 19) aus zwei Thürstockhölzern und der Kappe besteht. Sowohl die Kappen als Thürstockhölzer werden nach Befinden verschalt und wie jede andere Zimmerung mit Bergen gut hinterfüttert. Zu der Streckenzimmerung, die mit dem freien Raum fortgeht, gehört die Abtreibe- oder Getriebezimmerung (Fig. 20).


Figur 20:

Diese ist eine Verbindung von Hölzern, die aus lauter einzelnen, zusammenhängenden und unter sich gleichen Abteilungen besteht: eine solche Abteilung heißt ein Getriebe und die Arbeit das Abfangen. Diese Art von Zimmerung wird unter oft sehr schwierigen Umständen beim Durchführen von zu Bruche gegangenen Bauen, rolligen Massen oder schwimmenden Gebirgen angewendet. Das Verfahren bei Herstellung eines Getriebes ist folgendes: Es wird zunächst ein Stempel, Anstecker genannt, vor dem Stoße, wo das Abtreiben beginnen soll, gelegt, über denselben sodann mit etwas Ansteigen gut gesäumte, vorn zugespitzte Schwartenpfähle bis etwa 1 m Länge vor den Bruch hineingetrieben, sodann ein zweiter Stempel, der Helfer genannt, gelegt und hierauf die Pfähle auf ihre ganze Länge eingetrieben. Alsdann wird die Pfändung, d. i. ein schwächeres Holz, gelegt und darunter der Anstecker zum zweiten Getriebe und so fort. Das Abtreiben mit ganzen Streckengetrieben ist ganz analog dem Firstengetriebe, und im ganzen nichts weiter als eine Thürstockzimmerung, wobei jeder Helfer höher als der Anstecker ist. In schwimmendem Gebirge, wo die Sohle ebenfalls schlecht, ist auch das Ort stets wieder zu verwahren, und zwar aus dichtschließenden Pfosten und Zumachbrettern, und die Thürstöcke sind hier auf Grund- oder Sohlschwellen aufzustellen.


Figur 21:

Die Schachtzimmerung (s. beistehende Fig. 21), die entweder in der Verwahrung fortlaufender Flächen, in dem sog. Stoßverziehen, oder in der Verwahrung aller vier Schachtstöße durch die Joch- oder Geviertezimmerung besteht, ist gegen die Streckenzimmerung verschieden. Denn während bei letzterer alles für sich auf der Sohle steht, ist bei der Schachtzimmerung aller Druck in der Zimmerung selbst aufzunehmen; dieselbe muß von unten und in gewissen Absätzen ↔ auf sog. Tragestempeln aufgelagert werden. Ist der Schacht in allen vier Stößen zu verwahren, so kann die Zimmerung je nach der Brüchigkeit oder Flüchtigkeit des Gesteins in ganzem oder halbem Schrote bestehen. Man nennt den Schrot ganz, wenn Geviert an Geviert sich reiht, und halb, wenn die Gevierte in gewissen Entfernungen sich befinden, und man spricht von Bolzenschrot, wenn die Gevierte in den Schachtwinkeln durch Bolzen abgesteift sind. Bei allen diesen Zimmerungen kommen zur Erhöhung der Festigkeit die Wandruten, d. h. lange, an den Winkeln eingesetzte und unter sich versteifte Hölzer, in Anwendung. Da man ferner, namentlich beim Flözbergbau, durch sehr wasserreiches, infolgedessen sehr druckhaftes Gebirge Schächte niederzuteufen hat, so ist der betreffende Schachtausbau, zur Verhütung von Unglücksfällen und damit der Schacht nicht zusammengedreht wird, ganz wasserdicht herzustellen und heißt dann Picotage. Obschon sich dies in Holz recht wohl herstellen läßt, so hat man doch in neuerer Zeit, so im Mansfeldischen, in Westfalen, Frankreich u. s. w., auch Eisen in Anwendung gebracht, indem man an Stelle der Jochgevierte eiserne, unter sich dicht abschließende Kränze eingebaut hat. Die Gesamtheit dieser Kränze zum Behufe des wasserdichten Ausbaues wird als Cuvelage oder Küvelierung bezeichnet.


Figur 25:


Figur 24:


Figur 23:


Figur 22:

– Eine zweite Hauptunterstützungsart für jeden beliebigen Grubenraum ist die Mauerung (s. die beistehenden Fig. 22, 23, 24, 25), eine Unterstützungsweise, die an sich zwar sehr einfach erscheint, in ihrer Anwendung aber trotz der bei weitem größeren Dauerhaftigkeit beim B. noch keineswegs sehr alt ist. Erst im 16. Jahrh. trat dieselbe zuerst in Schneeberg, dann in Freiberg ins Leben, aber auch nur ganz untergeordnet, weil das Holz noch im Überfluß vorhanden, daher sehr billig war. Gegenwärtig wird dagegen bei der großartigen Ausdehnung und Vielseitigkeit des B. von der Mauerung in der umfassendsten Weise Gebrauch gemacht, zumal man in den Back- und Ziegelsteinen ein billiges, leicht zu verarbeitendes und ganz besonders bei wasserdichter Verwahrung verwendbares Material besitzt. Sind beim Schachtabteufen die Wasserzugänge so stark, daß man sie schwer oder gar nicht bewältigen kann, so wendet man in festem Gestein Bohrschächte an, d. h. man stellt ein Tiefbohrloch von 4,10 m Weite her, bringt in dasselbe eine wasserdichte, eiserne Cuvelage ein, füllt den Raum zwischen dieser und den Schachtwänden mit Beton aus, der nach dem Erhärten auch am Fuße der Cuvelage dem Wasser das Eindringen in das Innere des Schachtes verwehrt, schafft das abgesperrte («tote») Wasser aus dein Schachte heraus und kann nunmehr im trocknen Gebirge unbehindert weiter abteufen. In wasserreichem Schwimmsand werden Schächte in der Weise abgeteuft, daß man einen aus Mauerung oder Eisen hergestellten Ausbau einsinken läßt und denselben über Tage aufsetzt, indem man den Schwimmsand nach Art der Baggerarbeiten mit Sackbohrern von der Sohle des Schachtes heraufbefördert (Senkschächte). Neuerdings verwandelt man auch nach dem Verfahren von Poetsch

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 760.