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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bergslien - Bergstürze

Bilin in Böhmen, auch bei Waltershausen in Thüringen, hier in 15 cm mächtigen Lagern zwischen Lehm und Thon und wird unter dem Namen Bockseife zum Waschen grober Zeuge benutzt. Die meiste B. ist wohl nur ein von Bitumen oder Kohle gefärbter fetter eisenhaltiger Letten oder Thon.

Bergslien, Brynjulf, norweg. Bildbauer, geb. 11. Nov. 1830 in Voß bei Bergen als Sohn eines Bauern, trat in das Atelier Jerichaus in Kopenhagen und arbeitete dann unter der Leitung H. W. Bissens, der ihm die Ausführung mehrerer Marmorarbeiten für das Thorwaldsenmuseum übertrug. Einen Aufenthalt in Rom 1864-65 ausgenommen, lebte B. seit 1861 hauptsächlich in Kristiania. 1868 schuf er die Reiterstatue des Königs Karl Johann (Bernadotte) auf dem Schloßplatz zu Kristiania, die 7. Sept. 1875 enthüllt wurde. Weniger gelungen ist die Statue des Dichters Wergeland daselbst. Ferner lieferte er eine Reihe vortrefflicher Porträtbüsten berühmter Norweger.

Sein Bruder Knut B., geb. 15. Mai 1827, bildete sich in Düsseldorf als Genremaler aus und lebt jetzt ebenfalls in Kristiania.

Bergsöe, Jörgen Vilh., dän. Schriftsteller, geb. 8. Febr. 1835 zu Kopenhagen, studierte seit 1854 auf der dortigen Universität Medizin, später Naturwissenschaften, besonders Zoologie, und ging 1861 nach Italien, um, namentlich in Messina, die Fauna des Mittelmeers zu erforschen. Heimgekehrt veröffentlichte er die Monographien "Philichthys Xiphiae" (Kopenh. 1864) und "Iagttagelser om den italienske Tarantel" (ebd. 1865). Durch anhaltenden Gebrauch des Mikroskops zog er sich ein Augenleiden zu, infolgedessen er einige Zeit erblindete. In dieser unfreiwilligen Ruhe trat er als Lyriker und Novellist auf und diktierte zunächst seinen Novellencyklus "Fra Piazza del Popolo" (Kopenh. 1866 u. ö.; deutsch von Strodtmann, Berl. 1870, und von Busch, Brem. 1871), dem die Gedichte "I Ry og Nœ" (Kopenh. 1867 u. ö.) folgten. Bei einem zweiten Aufenthalt in Rom (1868), wo sein Augenleiden teilweise gehoben ward, verfaßte er den Roman "Fra den gamle Fabrik" (1869; deutsch, 2. Aufl., Lpz. 1874), einfacher gehaltene Jugenderinnerungen, die einen erheblichen Fortschritt bekunden. Es folgten der Briefroman "I Sabinerbjergene" (1871; deutsch von Peters, Brem. 1872), die Gedichtsammlungen "Hjemvee" (1872) und "Blomstervignetter" (2. Aufl. 1873), die Erzählung "Bruden fra Rörvig" (1872; deutsch von Strodtmann, Berl. 1872); die Gespensternovellen "Gjengangerfortœlinger" (1871; deutsch von Strodtmann, Berl. 1873; von Lange, Lpz. 1877), die "Italienske Noveller" (1874; deutsch Berl. 1876; Lpz. 1876), "Hvem var han?" (1879), als einzige nicht diktierte auch am meisten ausgearbeitet, "Fra gamle Dage" (1885), "Fra solyse Strande" (1886), "Danske Folkesagns-Eventyr" (1889). Im Frühling 1872 ging er zum drittenmal nach Italien, um die letzten Studien zu seinem großen Werke "Rom under Pius IX." (Kopenh. 1874-77) zu machen, dessen Text zu franz. Bildern Rom als den Herd des Ultramontanismus schildert. Gegenwärtig lebt B. wieder in Kopenhagen. In der letzten Zeit hat er sich besonders durch nationale Werke hervorgethan; so erschien 1889 "Dansk Fodselsdags Album", 1890 "Krigsminder fra Felttogene i vore første Frihedsaar". "Fra Mark og Skov" (1880) giebt treffliche allgemeinverständliche Bilder aus dem Insektenleben. Seine Romane zeugen von scharfer Beobachtung, lebhafter Phantasie und großer Formvollendung und überragen auch an Originalität weit seine lyrischen Erzeugnisse.

Bergspiegel, s. Zauberspiegel.

Bergst., bei zoolog. Namen Abkürzung für den Entomologen I. A. B. Bergsträßer, geb. 21. Dez. 1732 zu Idstein im Nassau-Usingischen, gest. 24. Dez. 1812 als Rektor des Lyceums in Hanau.

Bergstadtl, anderer Name von Rudolfstadt (s. d.) in Böhmen.

Bergstraße, die ungefähr 52 km lange, auf dem rechten Rheinufer am Fuß des Odenwaldes sich hinziehende, vielleicht schon von den Römern angelegte Kunststraße (Platea montana), von Bessungen in der Nähe von Darmstadt bis Heidelberg, im weitern Sinne aber der ganze fruchtbare Strich der nächsten Umgebung derselben. Unter den die B. begleitenden Bergen des Odenwaldes ragt der 515 m hohe Melibocus bei Zwingenberg empor. Längs der B. führt die Main-Neckarbahn von Darmstadt über Zwingenberg, Bensheim und Heppenheim bis Weinheim. Edle Weinsorten, vorzügliches Kernobst, Mandeln und Edelkastanien, die mit Walnußbäumen ganze Wälder bilden, gedeihen hier bei einem überaus milden Klima. Natur und Kunst haben die Umgebung zu einer der reizendsten Gegenden Deutschlands gemacht. Die B. ist reich an Burgruinen und andern merkwürdigen Baudenkmälern und war im Mittelalter größtenteils in den Händen der Geistlichkeit, weshalb sie im Volksmunde auch jetzt noch zuweilen Pfaffenstraße heißt. - Vgl. Franck, Die Burgen der hessischen B. (Heppenh. 1868); Führer durch die B. und den Odenwald (3. Aufl., Weinh. 1882); Pasqué, Die B. (Zür. 1884); Windhaus, Führer durch den Odenwald und die B. (2. Aufl. 1886) Luks, Die B. und der Odenwald (Berl. 1893).

Bergsträßer, I. A. B., s. Bergst.

Bergsträßer Weine, die Weine von der westl. Abdachung des Odenwaldes und der bad. Bergstraße; es sind leichte Mittelweine und namentlich als Jungweine recht angenehm. Die weißen haben zuweilen etwas Erdgeschmack, die roten dienen viel zum Verschnitt von Bordeauxwein. Hierher gehören besonders die Auerbacher, Bensheimer, Rohrbacher und Weinheimer Weine.

Bergstriche, die zur zeichnerischen Darstellung von Unebenheiten der Erdoberfläche dienenden Striche, die durch ihre Stärke zugleich die Neigung angeben (s. Terrainzeichnung).

Bergström, Per Axel, schwed. Staatsmann, geb. 20. Aug. 1823 zu Lund, trat in den Justizdienst und wurde 1853 Assessor im Hofgericht von Kristianstad. Seit 1867 gehörte er fast ununterbrochen entweder in der Zweiten oder in der Ersten Kammer dem Reichstage an, wo er sich als kühner und scharfsinniger Redner großes Ansehen erwarb. Er trat 1870 als Minister des Innern in die Regierung und übte bis 1875 in dieser Stellung bedeutenden Einfluß aus, besonders auf die Entwicklung des Eisenbahnwesens. Seit 1876 wirkte B. als Landeshauptmann in Örebro-Län, mit Ausnahme einer kurzen Zeit 1888-89, während der er Justizminister war. Er starb 23. Aug. 1893 in Örebro. Als Abgeordneter genoß er großes Ansehen und wurde als eine Autorität in allen Gesetzesfragen geschätzt.

Bergstürze und Bergrutsche. Die Ursachen der Bergstürze sind: Störung des Gleichgewichts von Felsmassen durch Unterwaschung; Lockerung durch Frostwirkung, indem das Wasser in Gesteins-^[folgende Seite]