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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Berthelsdorf; Berthelt; Berthet; Berthier

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Berthelsdorf - Berthier

explosives» (1872), «Vérification de l'aréomètre de Baumé» (1873), «La synthèse chimique» (1875; deutsch Lpz. 1877), «Essai de mécanique chimique fondée sur la thermochimie » (2 Bde., Par. 1879), «Les origines de l'alchimie» (ebd. 1885), «La chimie au moyen âge» (3 Bde., ebd. 1893), «Traité pratique de calorimétrie chimique » (ebd. 1893; deutsch von Siebert, Lpz. 1893).

Berthelsdorf. 1) B. bei Herrnhut, Dorf in der Amtshauptmannschaft Löbau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen (Oberlausitz), 2 km NO. von Herrnhut, an der Nebenlinie Herrnhut-Bernstadt der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) mit Neu-Berthelsdorf zusammen 1830 E., ein vom Grafen Zinzendorf erbautes großes Schloß, Spinnschule und Rettungshaus für Mädchen; Baumwoll-, Damastweberei, 5 Gerbereien, 3 Mahl-, 2 Lohmühlen; B. ist Sitz der Herrnhuter Brüder-Unität, die von hier aus ihre Kolonien und Missionen regiert und alle 12 Jahre hier eine Synode der Herrnhuter abhält.

- 2) B. bei Brand, Dorf in der Amtshauptmannschaft Freiberg der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, 5 km südlich von Freiberg, an der Freiberger Mulde und der Linie Freiberg-Moldau sowie der Nebenlinie Freiberg-Großhartmannsdorf der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 1957 E., Post, Telegraph, Maschinen-, Holzstoff- und Pappenfabrik, Flachsbau, Holzhandel; in der Nähe Silbergruben.

- 3) B. bei Hainichen, Dorf in der Amtshauptmannschaft Döbeln der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der kleinen Striegnitz, hat (1890) 972 E., Wollspinnerei, Bleichen, Kunstgärtnerei, zwei Mühlen und eine bedeutende Flanellfabrik. Der Betrieb der 1550 entdeckten Kohlengruben, die in diesem Jahrhundert mehrfach den Besitzer wechselten, ist seit 30 Jahren ganz eingestellt. B., früher Berchtoldesdorff, Bertoldisdorf oder Bertilsdorff genannt, wurde 15. Mai 1376 mit der Gerichtsbarkeit in Dorf und Feld von Markgraf Heinrich (zum Seelenheil seiner Gemahlin Agnes) dem Kloster Alt-Zelle verliehen.

- B. in Schlesien, Dorf im Kreis Hirschberg des preuß.Reg.-Bez. Liegnitz, in 320 m Höhe, in dem romantischen, geschützten Kemnitzthal, hat (1890) 706 meist evang. E., Postagentur, Telegraph, königl. Domäne, Eisengießerei, große Kaltwasser- und Naturheilanstalt (Besitzer Berger) mit Kurhaus, Bade-, Massage- und heilgymnastische Anstalt und gegen 3000 Kurgäste jährlich.

Berthelt, Friedr. Aug., Schulmann, geb. 5. Dez. 1813 in Großröhrsdorf bei Pulsnitz in Sachsen, besuchte das Seminar zu Friedrichstadt-Dresden, wurde 1833 Elementarlehrer an der mit dem Seminar verbundenen Realschule daselbst, 1842 Direktor der 1. Bezirksschule, 1844 zugleich Mitglied der Kommission für die Anstellungs- und Beförderungsprüfungen der sächs. Volksschullehrer, 1840 Direktor der ersten Bürgerschule und 1874 bei der Reorganisation des sächs. Schulwesens Bezirksschulinspektor in Dresden mit dem Titel Schulrat und trat 1885 als Oberschulrat in den Ruhestand. B. war Mitbegründer des sächs. Pestalozzivereins, des sächs. Lehrervereins und der Allgemeinen Deutschen Leserversammlungen. Er leitete die auf der Nürnberger Lehrerversammlung 1849 gegründete «Allgemeine deutsche Lehrerzeitung» bis 1874. Im Verein mit andern gab B. die «Lebensbilder», ein weitverbreitetes, vielfach aufgelegtes Lesebuch (Leipzig), «Biblische Geschichten» in zwei Ausgaben (mit und ohne Bilder), ein größeres und ein kleines «Handbuch für Schüler», Aufgaben zum Kopf- und Tafelrechnen, später die mit dem Namen «Muttersprache» bezeichneten Lesebücher, eine Pflanzenkunde und außerdem selbständig mehrere Leitfäden für den Realunterricht (Chemie, Naturlehre, Geographie, Geographie in Bildern) heraus. - Vgl. Pfeiffer, Die Volksschule des 19. Jahrh. in Biographien hervorragender Schulmänner (Nürnb. 1872).

Berthet (spr. –teh), Bertrand, genannt Elie, franz. Romanschriftsteller geb. 9. Juni 1815 zu Limoges, lebt seit 1834 als Schriftsteller in Paris, wo er 31. Jan. 1891 starb. Unter seinen zahlreichen Romanen sind hervorzuheben: «Le réfractaire» (1841), «Le nid de cicognes», eine Verherrlichung der Hohenzollern (1848), «Les Catacombes de Paris» (1854), «Le gentilhomme Verrier» (1862), «Le bon vieux temps» (1867), «Le séquestré» (1869), «Romans préhistoriques» (1876); von den letzten seien genannt: «Le secret du diamant » (1888) und «La petit Chailloux» (1888). Mit Foucher und Dennery verfaßte er zwei wertlose Theaterstücke. - Vgl. de Mirecourt, Elie B. (1857).

Berthier (spr. -tieh), Alexandre, Herzog von Neuchâtel und Balangin, Fürst von Wagram, franz. Marschall, geb. 20. Febr. 1753 zu Versailles, erhielt frühzeitig von seinem Vater, Ingenieurgeographen des Kriegsministeriums, Anleitung für topogr. Arbeiten und trat nach Besuch der Militärakademie in das Geniekorps. Durch seine Talente für topogr. Arbeiten lenkte er die Aufmerksamkeit des Königs auf sich, der ihm besondere Aufträge zur Anfertigung von Karten erteilte. Auf Wunsch des Prinzen Lambesc wurde er in dessen Regiment Dragons de Lorraine versetzt, das durch seine vorzügliche Schulreiterei berühmt war. Die hier erlangte Reitfertigkeit und sein topogr. Verständnis sind von großem Einfluß auf B.s spätere Laufbahn gewesen. B. ging 1778 im Generalstab des Grafen Rochambeau nach Amerika, zeichnete sich dort aus, kehrte als Oberst zurück und wurde als Generalstabsoffizier in verschiedenen Stellungen verwendet. Nachdem B. beim Ausbruch der Revolution als Kommandant der Nationalgarde von Versailles durch Entschlossenheit und Königstreue sich hervorgethan, erhielt er den Rang als Brigadegeneral und fand im Generalstabe verschiedener Korps Verwendung; 1795 wurde er als Divisionsgeneral und Chef des Generalstabes zur Armee nach Italien geschickt und trat, nachdem Bonaparte 1796 den Oberbefehl daselbst übernommen und ihn schätzen gelernt hatte, zu diesem in ein vertrautes Freundschaftsverhältnis, welches er 18 Jahre klug zu erhalten wußte. Als sich Napoleon 1797 nach Rastatt begab, übernahm B. wieder den Oberbefehl, rückte Jan. 1798 in päpstl. Gebiet ein und verkündete die Republik. Er schloß sich der ägypt. Expedition an, kehrte mit Bonaparte zurück und wurde 1799 Kriegsminister. B. leistete vorzüglich Bedeutendes als Generalstabschef und bekleidete, mit kleinen Unterbrechungen, diese Stellung in den Feldzügen bis zu Napoleons Abdankung 1814. Napoleon ernannte B. 1804 zum Marschall, 1806 zum Fürsten von Neuchâtel (B. unterschrieb von da ab nur mit seinem Vornamen), 1807 zum Viceconnétable des Reichs, verheiratete ihn 1808 mit der Prinzeß Marie Elisabeth Amalie von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld und machte ihn 1809 zum Fürsten von Wagram. Beim ersten Sturz Napoleons schloß sich B. den Bourbonen an, verlor Neuchâtel, blieb aber Marschall und Pair. Die ihm von Elba gemach-^[folgende Seite]