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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Berton; Bertrada; Bertram; Bertramswurzel; Bertramus; Bertrand

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Berton (Jean Baptiste, Baron) - Bertrand (James)

fessor am Konservatorium. Er starb 22. April 1844 zu Paris. Für das Konservatorium schrieb er einen sehr bekannten «Traité d’harmonie suivi d’un dictionnaire des accords» (4 Bde., Par. 1815). Auch am «Dictionnaire de l’Académie» und an der «Encyclopédie moderne» war B. schriftstellerisch beteiligt. Seine Hauptbedeutung entfaltete er aber als Opernkomponist. Als solcher gehört er mit seinem Lehrer Sacchini und mit Cherubini der Gruppe von Tonsetzern an, die Glucksche Grundsätze mit ital. Traditionen zu verbinden suchten. B.s musikalisches Naturell erinnert in seinem feurig beweglichen und zum Sanguinischen neigenden Zuge an das von C. M. von Weber. Eng damit verbunden ist bei B. die Gabe realistischer Schilderung (vgl. den Nonnenchor «Au quel bénit» in der während der Revolutionszeit berühmten Oper «Les rigueurs du cloître»), durch die er stark auf Auber einwirkte. B. hat gegen 40 Opern komponiert, einzelne mit andern Komponisten (Cherubini, Paër, Kreutzer, Boieldieu). Die berühmtesten waren «Montano et Stéphanie» (1799) und «Aline, reine de Golconde» (1803). Die letztere war auch in Deutschland sehr beliebt.

Berton (spr. -tóng), Jean Baptiste, Baron, franz. General, geb. 15. Juni 1769 zu Francheval bei Sedan, war seit 1792 Offizier, zeichnete sich in den Feldzügen der Republik und des Kaiserreichs, besonders in Spanien aus und war in den Schlachten bei Toulouse und Belle-Alliance Commandeur einer Brigade. Nach Rückkehr der Bourbonen zu den Gegnern der Regierung gehörig, veröffentlichte er mehrere demokratische Schriften, infolge deren er aus der Liste der Armee gestrichen wurde. Er ließ sich in aufrührerische Unternehmungen ein, verkündete 24. Febr. 1822 eine provisorische Regierung in Thouars und zog mit einer kleinen Truppe gegen Saumur; doch zerstreute sich die Truppe bereits vor der Stadt. B. wurde später gefangen, zum Tode verurteilt und 5. Okt. 1822 hingerichtet.

Bertrada, Mutter Karls d. Gr., s. Bertha.

Bertram, deutscher, Pflanzenart, s. Achillea.

Bertramswurzel, s. Anacyclus.

Bertramus, Theolog, s. Ratramnus.

Bertrand (spr. -tráng), Alexandre, franz. Archäolog, Bruder von Joseph Louis François B., geb. 28. Juni 1820 zu Paris, trat 1840 in die Normalschule, wurde 1848 an die École française geschickt, widmete sich nach seiner Rückkehr aus Griechenland prähistor. Studien und that viel zur Gründung des archäolog. und gallo-röm. Museums in St. Germain, dessen Direktor er wurde (1862). 1881 folgte er Littré als Mitglied der Académie des inscriptions et belles-lettres. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Essai sur les dieux protecteurs des héros grecs et troyens dans l’Iliade» (1857), «De fabulis Arcadiae antiquissimis», «Études de mythologie et d’archéologie grecques: d’Athènes à Argos» (1858); ferner «Archéologie celtique et gauloise» (1876), «Les voies romaines en Gaule» (1863), «La Gaule avant les Gaulois, d’après les monuments et les textes» (1884; neue Aufl. 1891). Seit 1860 giebt er die «Revue archéologique» heraus, in der er viele Artikel über prähistor. und gallische Altertümer veröffentlichte.

Bertrand, Friedr. Oskar, Landwirt, geb. 1824 in Heilbronn, besuchte die landwirtschaftliche Akademie zu Hohenheim, war dann zwei Jahre als Ökonomieverwalter in Württemberg thätig und wurde 1847 Verwalter des großen Gutes Ostin bei Namur, das er namentlich durch Einführung der bisher auf dem Festland unbekannten Drainage mit Thonröhren zu einer Musterwirtschaft erhob. 1849 wurde zu Ostin eine Ackerbauschule errichtet und B. die Leitung derselben übertragen; auch wurde er 1853 in den Verwaltungsrat des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Belgien berufen. 1857 wurde er Oberverwalter des dem Herzog Alfred von Croy-Dülmen gehörigen Gutes Carthaus-Weddern in Westfalen, das er ebenfalls schnell emporbrachte. Auch gab B. den Anstoß zur Gründung von Ackerbauschulen in Westfalen. Seit 1869 steht er an der Spitze der Domänenverwaltung des Herzogs von Croy. Außer Abhandlungen über landwirtschaftliche Gegenstände schrieb B. ein mit dem Koppe-Preis gekröntes Werk: «Ackerbau und Viehzucht für den kleinen Landwirt» (7. Aufl., Münst. 1884), und «Über landwirtschaftliche Pachtverträge» (Bresl. 1870).

Bertrand (spr. -tráng), Henri Gratien, Graf, franz. General, geb. zu Chateauroux ^[richtig: Châteauroux] (Indre) 28. März 1775, widmete sich dem Studium des Brücken- und Wegebaues, wurde aber genötigt, in die Nationalgarde von Paris einzutreten, und trat demnächst zur Armee über; er nahm 1795 und 1796 an dem Krieg in Spanien und dann an den Feldzügen in Italien und Ägypten teil. Als Leiter der Befestigungsbauten von Alexandria fiel B. dem General Bonaparte besonders vorteilhaft auf und wurde Brigadegeneral, infolge Auszeichnung in der Schlacht bei Austerlitz Adjutant Napoleons, dann 1807 Divisionsgeneral, 1809, als er sich durch Bau der Donaubrücken nach der Schlacht von Aspern verdient gemacht hatte, Graf und an Marmonts Stelle Gouverneur von Illyrien. 1812 und 1813 zeichnete B. sich gleichfalls aus und wurde nach Durocs Tode Großmarschall des Palastes. Er blieb Napoleon auch nach dessen Abdankung treu und folgte ihm nach Elba, kehrte dann mit ihm nach Frankreich zurück, entwickelte in den Hundert Tagen die größte Thätigkeit für den letzten Feldzug, kämpfte bei Ligny und Belle-Alliance und folgte nun Napoleon auch nach St. Helena. Nach Napoleons Tode (1821) kehrte B. nach Frankreich zurück, woselbst ihn Ludwig ⅩⅧ., obgleich er ihn 1816 zum Tode verurteilt hatte, in alle seine Würden wiedereinsetzte. Nach vorübergehender Thätigkeit in der Kammer lebte er auf seinem Landgut zu Châteauroux. Nachdem B. 1840 an der Expedition des Herzogs von Joinville zur Überführung der Leiche Napoleons nach Frankreich teilgenommen hatte, starb er 31. Jan. 1844 in Châteauroux.

Bertrand (spr. -tráng), James, franz. Maler, geb. 1825 in Lyon, machte seine ersten Studien auf der dortigen Kunstschule, dann in Paris bei Périn und Orsel, deren klassicistischer Richtung er sich anschloß. Nach einem Aufenthalt in Rom 1857‒62, wo er, außer einigen dem ital. Volksleben entnommenen Genrebildern, eine Kommunion des heil. Benedikt (1859) und die Bekehrung der heil. Thais (1861; Museum von Lyon) malte, kehrte er nach Paris zurück und widmete sich vorzugsweise der Darstellung tragischer Scenen aus der Geschichte und Mythologie. So malte er: Tod der Sappho (1867), Tod der Virginia (1869; Palais du Luxembourg), Tod der Manon Lescaut (1870), Wahnsinn der Ophelia (1872), Romeo und Julie, Gretchen im Kerker (1876), Acis und Galatea (1879), Charlotte Corday (1883). Für seine Büßende Magdalena (1875 gemalt) erhielt er 1883 auf der Internationalen Kunstausstellung in München eine Medaille erster Klasse. Von seinen spätern