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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beutemachen; Beuth; Beuthen

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Beutemachen - Beuthen

bei Tage in Höhlen verborgen und streift des Nachts nach Beute umher. Den Schafherden der Ansiedler fügt er großen Schaden zu; er soll bei seiner Größe und Kraft ein sehr gefährlicher Gegner sein. Zu dem geistig niedrig stehenden Wesen des Beuteltieres gesellt sich bei ihm eine wilde Bösartigkeit und Dreistigkeit, daher er auch überall eifrigst verfolgt wird. In die europ. Tiergärten gelangt der B. nur äußerst selten, zeigt sich hier wie seine ganze Verwandtschaft als träges Tier, welches seinen Pfleger nie kennen lernt und nur munter wird, wenn es seine Ration Pferdefleisch oder dgl. erhält. Die Tierhändler fordern für den B. etwa 1000 M.

Beutemachen, Beuterecht, s. Beute.

Beuth, Peter Christian Wilh., preuß. Staatsmann, geb. 28. Dez. 1781 zu Eleve, Sohn eines Arztes, studierte seit 1798 auf der Universität Halle die Rechte und Staatswissenschaften, worauf er 1801 in den preuß. Staatsdienst trat. Er war anfänglich bei der kurmärk. Kriegs- und Domänenkammer, dann beim Manufaktur- und Kommerzkollegium beschäftigt, ward 1806 Assessor bei der Kammer zu Bayreuth, 1809 Regierungsrat zu Potsdam und 1810 Geh. Obersteuerrat zu Berlin. B. wirkte hier als Mitglied der Kommission für die Reform der Besteuerung und des Gewerbewesens bei der Reorganisation des preuß. Staates und namentlich für die Hebung der Finanzen und der Industrie mit. 1813 trat B. als Gemeiner in die Kavallerie des Lützowschen Freikorps ein, wurde aber bald Offizier. Nach dem Frieden von 1814 kam er als Oberfinanzrat in die Abteilung für Handel und Gewerbe des Finanzministeriums, beteiligte sich bei der Abfassung der Steuergesetze von 1817 und übernahm 1818 die Leitung dieser Abteilung. Seit 1821 Mitglied des Staatsrates, trat er auch durch das von ihm hervorgerufene Gewerbe-Institut in die nächsten Beziehungen zu den Gewerbtreibenden Berlins und Preußens, wurde 1828 Ministerialdirektor, 1830 Wirkl. Geh. Oberregierungsrat, 1844 Wirkl. Geheimrat. Während dieser Zeit leitete er nicht nur die Abteilung für Handel, Gewerbe und Bauwesen, sondern wirkte auch als Direktor der technischen Deputation für Gewerbe, des Gewerbe-Instituts, der allgemeinen Bauschule und der Baugewerbeschule. B. mußte 1845 aus Gesundheitsrücksichten aus dem Staatsdienst ausscheiden. Er starb 27. Sept. 1853 zu Berlin. Der Aufschwung, den Preußen seit dem Frieden von 1815 in gewerblicher Richtung genommen hat, ist wesentlich B. und seinem Zusammenarbeiten mit dem Finanzminister von Motz zu verdanken. Mit scharfem Urteil, praktischem Blick, umfassendem Wissen und Energie des Willens verband er Kunstsinn und großartige technische Talente. Sein bronzenes Standbild (von Kiß) befindet sich seit 1861 vor der frühern Bauakademie in Berlin.

Beuthen. 1) Landkreis, ohne Stadt B., im preuß. Reg.-Bez. Oppeln, hat 103,l7 qkm, (1890) 121 763 E., 1 Stadt, 20 Landgemeinden und 16 Gutsbezirke. Der ehemalige Kreis B. wurde bald nach der Besitznahme Schlesiens durch Preußen gebildet und umfaßte nach der Reorganisation von 1817 noch l3,47 Quadratmeilen (757,68 qkm) mit 25 692 E., zählte indes 1860 bereits 134 252 E. und wurde, nachdem die Bevölkerung 1873 auf 235 800 E. angewachsen war, durch Gesetz vom 28. März 1873 in die vier Kreise B., Kattowitz, Tarnowitz und Zabrze geteilt; 1. April 1890 ist die Stadt B. aus dem Kreise ausgeschieden. Im Landkreise B. liegt die Berg- und Hüttenstadt Königshütte (s. d.) mit (1890) 36 502 E. - Vgl. Solger, Der Kreis B. (Bresl. 1860); Triest, Topogr. Handbuch von Oberschlesien (ebd. 1865).

2) B., slaw. Bitom oder Bytom, Oberbeuthen, Stadtkreis (23,18 qkm) und Kreisstadt im Landkreis B., 4 km von der poln. Grenze, in 309 m Höhe, in einer Einsattelung des Höhenzugs zwischen den beiden Quellenarmen des Isarbaches oder Beuthener Wassers, an den Linien Breslau-Oels-Sosnowice, Oppeln-Peiskretscham-B. (82 km) und der Nebenlinie Morgenroth-Tarnowitz der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes des Landkreises B., eines Landgerichts (Oberlandesgericht Breslau) mit 5 Amtsgerichten (B., Kattowitz, Königshütte, Myslowitz, Tarnowitz), eines Amtsgerichts, Zoll-, Steueramtes, einer Handelskammer und Reichsbanknebenstelle, hatte 1820: 2000, 1845: 4000, 1880: 22 823, 1885: 26 484, 1890 einschl. des Beuthener Schwarzwaldes, der bisher als Gutsbezirk galt, jetzt als Bestandteil der Stadt B. erklärt worden ist, 36 905 (18 678 männl., 18 227 weibl.) E., darunter 3793 Evangelische, 2183 Israeliten, 1180 Wohnstätten, 7586 Haushaltungen, in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments Keith Nr. 22, 1 Bürgermeister, 1 Beigeordneten, 1 besoldeten Stadtrat, 1 Stadtbaurat, 8 Magistratsmitglieder, 42 Stadtverordnete, Postamt erster Klasse, Telegraph. Die kath. St. Marienkirche stammt aus dem 13. Jahrh., die evang. Pfarrkirche aus dem 15. Jahrh., und die kath. St. Trinitatiskirche wurde 1886 erbaut. Ferner hat B. eine Synagoge, königliches kath. Gymnasium, je eine kath. und evang. höhere Mädchenschule, eine Lehrlingsfortbildungsschule, Kommanditen des Schlesischen Bankvereins und der Breslauer Wechslerbank, städtisches Krankenhaus, Knappschaftslazarett, Kleinkinderbewahranstalt, städtisches und Kreiswaisenhaus, 2 Altersversorgungsanstalten (Hospital und Siechenhaus), neues Schlachthaus, Wasserhebewerk nebst Badeanstalt und Park, Gasanstalt. B. ist der Mittelpunkt des oberschles. Berg- und Hüttenbezirks und geht, in rascher Entwicklung begriffen, einer großen Bedeutung entgegen. Die Stadt liegt in der Mitte der wertvollsten Zinkerzgruben; von besonderer Wichtigkeit ist indes auch der Bergbau- und Hüttenbetrieb auf Eisen, Blei, Silber und Steinkohlen; in geringer Entfernung befinden sich drei große Eisenhütten und im Umkreise von 7 km sieben große Steinkohlengruben mit einer jährlichen Förderung von fast 2500 Mill. kg Kohlen. Etwa 8 km südwestlich, im Beuthener Schwarzwalde, liegen ebenfalls Eisenhüttenwerke, Zinkwerke und Kohlenzechen. Zu B. befinden sich ferner eine Dampfmahlmühle, zwei Dampfschneidemühlen, eine Marmor- und Sandsteinwarenfabrik, eine Kunstschlosserwerkstatt mit Dampfbetrieb und eine Fabrik gebogener Holzmöbel. B. ist Sitz der 2. Sektion der Schlesischen Eisen- und Stahlberufsgenossenschaft. - Der Sage nach soll um 1020 ein poln. König an der Stelle, wo jetzt B. liegt, ein Jagdschloß erbaut haben, um welches im Laufe der Zeit ein Ort entstand. Ursprünglich gehörte B. zu Polen, wurde 1179 von Kasimir II. von Polen an Herzog Mscislaw von Oppeln abgetreten, erhielt 1254 deutsches Recht, fiel 1289 als Lehen an die Krone Böhmen, dann gleich

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