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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Blattpflanzen

sinien hennisch und unterscheidet sich auf den ersten Blick durch den dicken, aus mächtigen Blattscheiden gebildeten Staunn und den viel straffern Wuchs von andern Arten dieser Gattung. Im Mai ins freie Land gepflanzt, entwickelt sie sich bei guter Pflege in erstaunlich kurzer Zeit zu riesigen Dimensionen. Im Herbst muß sie aus der Erde genommen und bei +6 bis 8° R. im Gewächshaus überwintert werden. Andere schöne Gewächshauspflanzen für Freilandkultur sind Amicia zygomeris DC. aus Mexiko, eine strauchige Papilionacee, und Senecio Petasites DC., eine strauchige mexik. Komposite.

Auch unter den einjährigen Gewächsen befinden sich einige, die als B. hochgeschätzt sind; so z. B. die Gattung Ricinus mit ihren Arten und Abarten, die, obwohl nicht einjährig, bei uns als Zierpflanzen gehalten werden. Weiter liefern die Tabakarten (Nicotiana) sehr schöne B., unter welchen Nicotiana colossea Hort. als prächtigste hervorgehoben zu werden verdient. Sie kann, im Herbst in einen Kübel gepflanzt, im Gewächshaus überwintert werden. Einige erwähnenswerte, weniger als Einzelpflanzen, als zu wirkungsvollen Gruppierungen geeignete B. sind die Fuchsschwanzarten (Amarantus, von denen Amarantus caudatus L. und Amarantus melancholicus L. mit ihren Varietäten als die besten angesehen werden können, Perilla nankinensis Desn., eine dunkelbraunrotblätterige Labiate von vorzüglicher Wirkung, der Riesenhanf (Cannabis sativa L. var. gigantea) u. a. m.

Sehr groß ist die Zahl der B., welche beständig des Schutzes der Gewächshäuser bedürfen und sich hier in tropischer Pracht entfalten. Von ihnen werden mit großer Vorliebe die zahlreichen Varietäten und Blendlinge der Gattung Coleus (s. d.), welche zu den Labiaten gehört, kultiviert. Die ersten schon vor 3-4 Jahrzehnten aus Java eingeführten Species waren Coleus Blumei Benth. und Verschaffelti Lem. Wesentlich aus diesen Arten und ihren direkten Nachkommen sind außerordentlich zahlreiche Mischlinge entstanden, die nicht nur an Größe der Blätter, sondern auch an Mannigfaltigkeit und Glanz ihrer Farben die Stammeltern weit übertreffen. Auf ihren Blättern prangen und schimmern alle möglichen Töne von Gelb, Braun, Rosa, Karmin, Not, Karmesin und Purpur in verschiedenartiger Anordnung, und sehr häufig tritt das Grün des Grundes als Zeichnungsfarbe oder am Rande des Blattes in Form einer Perlenschnur auf. (S. Coleus mit Textfigur: 3 Varietäten von Coleus Blumei Benth.) Eine ähnliche große Artenzahl von B. hat die Gattung Begonia. (s. d.) geliefert. Die bedeutendste der zu ihr gehörigen Arten ist Begonia rex Putz., ausgezeichnet durch sehr stattliche Blätter mit einer silberweißen, fast verkrusteten Zone und unzähligen verstreuten Tüpfeln und Punkten von derselben Farbe. (S. Tafel: Blattpflanzen, Fig. 5.) Sie hat eine große Menge von Spielarten hervorgebracht, welche von der Stammpflanze durch Form und Färbung der Zone und der Flecken abweichen. Aber noch viele andere Arten sind von der Natur kaum minder freigebig ausgestattet worden, z. B. Begonia smaragdina Lem., Begonia robusta Hort., Begonia heracleifolia Cham. et Schldl., und viele andere. Neuerdings sind diese Blattbegonien durch andere Blattpflanzenarten in den Hintergrund gedrängt worden. Ebenfalls nur noch in beschränktem Maße werden jetzt die früher so beliebten Caladien kultiviert. Diese zu der Familie der Araceen (Aroideen) gehörige Gattung kennzeichnet sich in betreff der hier vorzugsweise in das Auge zu fassenden Belaubung durch breite, schild- oder herzförmige Blätter, die, um nur einige der hervorragendsten Arten anzuführen, bei Caladium argyrites W. durch unregelmäßige mattweiße Flecken und Punkte, bei Caladium Chantinia Lem. durch rosenrote Rippen und weiße rosenrot gemalte Tüpfel, bei Caladium agyrospilum Lem. durch einen großen über dem Mittelfelde liegenden karminroten Flecken und einen ebenso gefärbten Rand und Blattgrund verziert sind. Die zahlreichen Arten, Spielarten und Blendlinge erheben die Gattung Caladium zu einem der glänzendsten Geschlechter des Pflanzenreichs. Die Blätter sterben im Herbst nach und nach ab und in demselben Maße muß mit dem Gießen nachgelassen werden. Die in der Erde befindlichen Knollen werden herausgenommen und in feuchtem Sande im Warmhaus überwintert. Im Frühjahr, sobald sich der Trieb zu regen beginnt, pflanzt man sie wieder in nahrhafte sandige Lauberde und hält sie beständig warm und feucht. S. Caladium mit Textfigur (Caladium bicolor W.) und Tafel: Araceen, Fig. 5 (Caldium Belleymei Hort.).

In ihrer Erscheinung abweichend ist die Gattung Codiaeum (s. d.), welche gegenwärtig bei den Freunden von B., soweit sie über gut eingerichtete Warmhäuser verfügen, in der höchsten Gunst steht. Die Mehrzahl der zu ihr gehörigen Arten hat große lederartige, auf frischem Grün längs der Haupt- und Nebenrippen prächtig gelb oder rot gezeichnete und marmorierte Blätter. S. Codiaeum mit Textfigur (Codiaeum variegatum Müll. var. trilobatum). Sie stammen fast alle von den Inseln des Stillen Oceans. Da sie aber für die Stubenkultur wenig Wert haben und auch als Zierpflanzen des Warmhauses bald ihre Schönheit verlieren, so werden sie kaum jemals die dauernde Beliebtheit gewinnen, die vielen andern B., z. B. den Dracaenen und Cordylinen, zu teil geworden ist. Letztere aber verdienen diese Gunst in vollem Maße, nicht nur wegen ihrer Fähigkeit, den übeln Einflüssen der Wohnstuben für längere Zeit zu widerstehen, sondern auch in Rücksicht auf die ausgezeichnete Gruppierung. Form, Färbung und Zeichnung ihrer graziös geschwungenen, meist zu einem federbuschartigen oder palmenwipfligen Ganzen zusammentretenden Blätter. Dracaena Goldieana Hort. hat herzförmig eirunde, zugespitzte Blätter mit gelblichgrüner Mittelrippe und mit Marmorflecken und unregelmäßigen Bändern, abwechselnd in Dunkelgrün und Silbergrau. Die auf Tafel: Blattpflanzen, Fig. 2, abgebildete Cordyline (Dracaena) hybrida trägt an purpurrosenroten Stielen ausgebreitete, graziös gebogene, dunkelbronzegrüne, leuchtend karminrosa gezeichnete Blätter. Dracaena terminalis L. (Dracaena) ist eine der beliebtesten Arten und die Stammpflanze der zahlreichen Gartenformen mit purpur-bronzegrünen, karminrosenrot gestreiften Blättern. Außer den angeführten neuern Arten und Formen sind auch die zahlreichen ältern, sowohl grün- wie buntblätterigen, in ihrer Art schön und kulturwürdig: Cordyline australis Endl., Cooperi, cannaefolia, heliconiaefolia, indivisa Forst., mit ihren buntliniierten Varietäten, lentiginosa, Mooreana, nigrescans, Reginae, rubra, terminalis (ferrea L.) und viele andere (s. Cordyline).

Den Dracaenen und Cordylinen schließt sich die Gattung Maranta an, von der die schöne Maranta