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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bogenlicht

die daraus gepreßten Stifte nach intensivem Glühen in Zuckerlösung abgekühlt wurden, sich principiell nicht allzuviel unterscheiden, wenn auch das Resultat je nach dem angewendeten Verfahren und der mehr oder minder großen Sorgfalt bei der Herstellung ein sehr verschiedenes sein kann. Auf die Güte der Stifte kommt sehr viel an, mehr fast als auf die Konstruktion der Lampe selbst; wenigstens vermag mit minderwertigen Stiften auch die beste Lampe nicht zu brennen. Als positive Kohle verwendet man durchgängig sog. Dochtkohle, eine Kohle, die einen von einer glasartigen Substanz gebildeten Docht enthält, der sich in der hohen Temperatur verflüchtigt und dessen Anwendung das Licht ruhiger macht, während als negative (gewöhnlich die untere) Kohle Homogenkohle von etwa nur dem halben Durchmesser der obern dient.

Die Existenz des Bogens ist aber an die Bedingung geknüpft, daß die Entfernung der Kohlen eine ganz bestimmte, der Stromstärke entsprechende sei. Die Bogenlampe bedarf daher eines Mechanismus zur Einstellung und Erhaltung dieser Entfernung, die sich infolge des Abbrandes beständig zu vergrößern strebt. Die Konstruktion eines solchen Mechanismus wollte lange nicht gelingen. Erst 1848 gelang es Foucault in Verbindung mit dem Pariser Mechaniker Duboscq, eine brauchbare Lampe zu konstruieren. Diese, aus einem Uhrwerke für den Nachschub und einem eben solchen für das Auseinanderziehen der Kohlen bestehend, beide gesteuert durch einen vom Lampenstrom umflossenen Magneten, der je nach Bedürfnis das eine oder das andere losläßt, oder aber beide sperrt, bildete einen zwar vorzüglichen, aber doch auch so komplizierten und darum teuern und empfindlichen Apparat, daß auch jetzt an eine allgemeine Einführung des neuen Lichts noch nicht zu denken war, dessen Anwendung vielmehr zunächst nur auf die Leuchtturmbeleuchtung beschränkt blieb. Es folgten eine große Zahl von Konstruktionen, die jedoch, obgleich bereits die unmittelbar darauf folgende, die von Serrin, ganz bedeutend einfacher war, trotzdem nicht allzuviel zur Verbreitung des Lichts beitrugen, weil es zunächst nicht gelingen wollte, mehrere Lampen in einem und demselben, von einer Stromquelle aus gespeisten Stromkreise unterzubringen, ohne daß dieselben sich gegenseitig störten; mit einem Worte: die Teilung der bis dahin allein angewendeten, für allgemeine Zwecke aber nicht wohl brauchbaren, jedes für sich allein durch eine besondere Maschine gespeisten starken Lichter in mehrere entsprechend kleinere wollte nicht gelingen. Es lag dies in der Hauptsache daran, daß man, wie dies Foucault gethan hatte, als Strom zur Erregung des den Nachschub bewirkenden Elektromagneten in allen Fällen den der Lampe selbst benutzte, die Lampe also, wie man heute sagt, als Hauptstromlampe konstruierte. Eine solche giebt beistehende schematische Skizze Fig. 1. Der bei K1 eintretende Strom umkreist den Elektromagneten M, geht durch die Führungsrollen R des obern Kohleträgers auf diesen über, bildet bei B den Bogen und kehrt durch den vom Gehäuse isolierten untern Kohleträger E über Klemme K2 zurück. An dem als Anker dienenden, durch sein Gewicht abwärts, durch den Magneten aufwärts gezogenen, in D drehbaren Hebel H ist mittels des Zapfens C der Saladinsche Klemmring S angelenkt (s. Schaltwerk), der, solange der Hebel gehoben, den Stab A festhält. Senkt sich aber dieser infolge Abnahme der Stromstärke und folglich auch des Magnetismus, so legt sich S mit seinem untern Ansatz auf das Gestell auf und läßt den Stab durchgleiten, bis mit zunehmender Stromstärke der Hebel abermals gehoben, der Stab wieder festgehalten wird. Da die Nachstellung erfolgt, sobald der Magnetismus oder die demselben proportionale Stromstärke infolge des durch den Abbrand vergrößerten Widerstandes unter ihr normales Maß herabgeht, so ist, wie leicht ersichtlich, die Stromstärke das durch den Mechanismus konstant erhaltene Element. Ordnet man derartige Lampen in Parallelschaltung (s. d.) an, teilt also den Strom in ebensoviele Zweige, als Lampen vorhanden, die von ebensoviel Teilströmen des Gesamtstroms, zu welchem sie sich an den Klemmen der Maschine vereinigen, durchflossen werden, und sorgt außerdem durch die Schaltung der Magnete dieser letztern dafür, daß die Spannung an den Klemmen derselben konstant erhalten wird, wendet also eine Gleichspannmaschine (s. d.) an, so sind dieselben sehr wohl zu gebrauchen und werden heute so gebraucht. Für Hintereinander- oder Reihenschaltung (s. d.), die man damals allein anwendete, sind sie allerdings ganz ungeeignet, weil absolut keine Garantie dafür vorhanden ist, daß die Bogenlänge, um die es sich doch allein handelt, ungeändert bleibt, oder vielmehr nach Vergrößerung durch den Abbrand wieder auf das richtige Maß zurückgeführt wird. Denkt man sich nämlich durch raschern Abbrand ihrer Kohlen, oder auch durch ein Abbrechen derselben an einer der Lampen den Zwischenraum zwischen den Kohlen so groß geworden, daß ein Regulieren eintritt, so regulieren gleichzeitig auch alle übrigen, trotzdem bei ihnen die Zeit hierfür noch nicht gekommen ist, denn, da derselbe Strom alle Lampen hintereinander durchfließt, so ist die Stromstärke überall die gleiche und alle Lampen lassen daher gleichzeitig ihren Hebel fallen und den Kohleträger durchgleiten, bis wieder die entsprechende Stromstärke erreicht ist, bei der, wieder bei allen gleichzeitig, der Klemmring wieder faßt, und der Stab, und damit auch die Kohle, aufs neue festgehalten wird. Die Lampen stören einander also gegenseitig; reguliert eine, so folgen sofort alle übrigen, diese werden also überreguliert: ihre Bogenlänge wird zu kurz und sie brennen infolgedessen schlecht. Bei Parallelschaltung dagegen reguliert jede Lampe für sich ihren Strom, und wenn durch die Maschine außerdem auch noch die den Strom erzeugende Spannung an den Enden der Zweige konstant erhalten wird, so muß auch der Quotient beider, der Widerstand des betreffenden Zweiges und damit die diesen bedingende Bogenlänge konstant bleiben. Da man aber, wie erwähnt, damals nur Reihenschaltung anwendete, übrigens auch noch keine Gleichspannmaschinen kannte, so brachte eine Lösung der Aufgabe erst die von der Firma Siemens u. Halske ausgeführte von Hefner-Altenecksche Differential- oder besser Differenzlampe, die bei Gelegenheit der Berliner Gewerbeausstellung (1879) die Kaisergalerie beleuchtete.

^[Fig. 1]