Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bonaparte; Bonaparte-Patterson; Bonapartisten; Bonar

277

Bonaparte (Sohn Napoleons III.) - Bonar

den Rest seiner Tage im Genusse seines neuen Glücks, vermählte sich 1853 zum drittenmale (morganatisch) mit der Marquise Giustine Baldelli aus Florenz und starb 24. Juni 1860 zu Villegenis bei Paris. Aus seinem Nachlaß erschienen "Mémoires et correspondance du roi Jérôme et de la reine Catherine" (1. bis 5. Bd., Par. 1861-64).

Elisabeth Patterson begab sich, nachdem ihre Ehe von Napoleon für illegitim erklärt und auf dessen Befehl im April 1805 getrennt worden war, zunächst nach England und kehrte dann nach Amerika zurück. Sie starb 4. April 1879 zu Philadelphia. Vgl. Didier, Life and letters of Madame B. (Lond. 1879; ins Französische übersetzt von Munro, Par. 1885). - Der Sohn aus dieser Ehe, Jérôme Bonaparte-Patterson, geb. 7. Juli 1805 zu Camberwell in England, vermählte sich 1829 in Baltimore mit der reichen Susan Mary Williams und privatisierte seitdem teils auf seinen Gütern, teils auf Reisen in Europa. Unter der Restauration und unter der Regierung Ludwig Philipps besuchte er Frankreich, wo er durch seine Ähnlichkeit mit Napoleon großes Aufsehen erregte. Er war einer der angesehensten Bürger des Staates Maryland, machte mit großem Erfolge ausgedehnte Waldungen urbar und starb 1. Juni 1870 zu Baltimore. Von seinen beiden Söhnen, Jérôme Napoléon, geb. 1832, und Charles, geb. 1852, wurde der ältere in der Militärakademie zu Westpoint erzogen, diente als franz. Offizier im Krimfeldzuge, kehrte 1878 nach Amerika zurück und starb im Sept. 1893 auf seiner Besitzung bei Prides (Neuyork).

Jérômes zweite Gemahlin (seit 12. Aug. 1807) war Friederike Katharine Sophie Dorothea, Tochter des Königs Friedrich I. von Württemberg, geb. 21. Febr. 1783. Als ihr Vater nach der Schlacht von Waterloo die Ehe aufheben wollte, schrieb die Prinzessin einen Brief, in dem sie erklärte, daß sie ihren Gemahl nie verlassen werde. Sie war eine verständige und tüchtige Frau, wie sowohl ihre Briefe an ihren Vater ("Briefwechsel der Königin Katharine und des Königs Jérôme u. s. w. mit dem König Friedrich von Württemberg", hg. von Schloßberger, 3 Bde., Stuttg. 1886-87) als die bisher veröffentlichten Bruchstücke ihres Tagebuchs (in der "Revue historique", 1888) beweisen. Ihren Rang als württemb. Prinzessin behielt sie bis an ihren Tod. Sie starb 28. Nov. 1835 zu Lausanne. Ihre Kinder waren: a. Jérôme Napoleon Charles B., Prinz von Montfort, geb. 24. Aug. 1814 zu Graz, württemb. Oberst, gest. 12. Mai 1847; b. Mathilde Lätitia Wilhelmine B., geb. 27. Mai 1820 zu Triest, vermählte sich 1840 mit Anatol Demidow, Fürsten von San Donato, von dem sie sich 1845 wieder trennte. Sie lebte dann in Paris und wußte hier in der hohen Gesellschaft eine bedeutende Stellung zu behaupten. Bei Errichtung des Kaiserthrons wurde sie unter die Mitglieder der kaiserl. Familie aufgenommen und erhielt den Titel Hoheit. Seit 1871 soll sie heimlich mit dem Maler Paupelin vermählt sein (vgl. Gothaer Almanach von 1879 und Nauroy, Les secrets des Bonapartes, Par. 1889); c. Napoleon Joseph Charles Paul B., geb. 9. Sept. 1822 zu Triest, gest. 18. März 1891 zu Rom, bekannter unter dem Namen Plon-Plon oder Prinz Napoleon (s. Napoleon, Joseph Charles Paul). Sein Sohn Victor (s. Napoleon, Victor Jérôme Frédéric) ist seit dem Tode des Vaters der Träger der bonapartistischen Thronansprüche.

Bonaparte, Louis Napoleon, der Sohn Napoleons III., genannt Lulu, s. Napoleon, Eugène Louis Jean Joseph.

Bonaparte-Patterson (spr. pätterß'n), s. Bonaparte 8.

Bonapartisten, polit. Partei in Frankreich, die die Thronansprüche der Familie Bonaparte vertritt. Sie kam empor durch Fehler der Regierung Karls X. und Ludwig Philipps, bis das Jahr 1848 dem Prinzen Louis Napoleon zur Präsidentschaft verhalf. Diesen Sieg der B. führte ihre Verbindung mit den liberalen Elementen, die durch die Reaktion in die Opposition getrieben waren, herbei. Nach dem Sturze Napoleons III. blieben die B. zunächst unter Führung des sog. Vicekaisers Rouher (s. d.) eine mächtige Partei, und ihr Einfluß nahm von Jahr zu Jahr zu, bis er durch den Tod des Prinzen Ludwig Napoleon (1. Juni 1879; s. Napoleon, Eugène Louis Jean Joseph) einen schweren Schlag erhielt. Der neue Chef des Hauses, Joseph Charles Paul Bonaparte Prinz Napoleon, nach seinem Vater auch Jérôme genannt, war weder beliebt noch geachtet, und von den B., die sich jetzt mit den Monarchisten anderer Schattierung auf dem Boden des Klerikalismus zur "Union conservatrice" zusammenfanden, seines Freisinns wegen nur widerwillig anerkannt. Rouher zog sich zurück. Als 1884 Prinz Napoleon mit seinem Sohne Victor (s. Napoleon, Victor-Jérôme Frédéric) zerfiel, führte dies eine Spaltung unter den B. herbei, von denen einige dem Prinzen Napoleon treu blieben, andere unter der Führung Cassagnacs Victor als Prätendenten huldigten. Die beiden Fraktionen, die erstere mehr liberal, die zweite konservativ, bezeichneten sich als "Jérômisten" und "Victoriens". Die Wahlen vom 4. Okt. 1885, die unter dem Einfluß der Unbeliebtheit der Tongking-Expedition und der schlimmen Lage der Industrie und des Handels stattfanden, verschafften den B. etwa 80 Sitze in der Abgeordnetenkammer. Prinz Napoleon und Prinz Victor mußten infolge des Prätendentengesetzes vom 23. Juni 1886 Frankreich verlassen, worauf jener in die Schweiz, dieser nach Brüssel ging. 1888 unterstützten die B. die Sache des Generals Boulanger, den sie als Bahnbrecher ihrer Ziele ansahen, und verloren dadurch bedeutend an Ansehen, sodaß sie bei den Wahlen 22. Sept. 1889 nur 60 Sitze errangen. Seit dem Tode des Prinzen Napoleon (17. März 1891) gilt sein Sohn Prinz Victor als Träger der bonapartistischen Thronansprüche.

Bonar, Horatius, schott. Theolog und Hymnendichter, geb. 19. Dez. 1808 zu Edinburgh, ward 1837 Geistlicher zu Kelso, 1866 zu Edinburgh und starb daselbst 31. Juli 1889. Seine Hymnen zeichnen sich durch eine der Empfindung angemessene Form aus; seine ersten Dichtungen dieser Art ("Night of weeping" 1846 u. ö.; "Morning of joy", 1852 u. ö.; "Hymns of faith and hope", 1857-66 u. s. w.) sammelte er 1871, 1875 u. ö. Später erschienen noch: "Songs of the ransomed" (1888), "Songs of love and joy" (1888), "Crowned with light" (1889), "Until the day break and other hymns" (1890). In seinen populär-theol. Schriften vertritt er die Bibelgläubigkeit, z. B. "Word of promise, promises of Scripture" (Lond. 1864). In "The desert of Sinai" (1857), "The land of promise" (1858) und "Days and Nights in the East, or Illlustrations of Bible scenes" (1866) schildert er seine Reise (1856) durch Palästina und nach dem Sinai. - Vgl. H. B., A memorial (Edinb. 1889).