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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Borniert; Bornit; Bornos; Bornstedt; Bornu

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Borniert – Bornu

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bornier'

mit einem Preise belohnt wurde, ist B. allgemein bekannt geworden. Später schrieb er noch die Dramen «Les noces d’Attila» (1880), «L‘Apȏtre» (1881) und verschiedene Erzählungen und Romane.

Borniert (frz.), begrenzt, geistig beschränkt.

Bornīt, s. Buntkupfererz.

Bornos, span. Badeort, s. Arcos de la Frontera.

Bornstedt in der Mark, Dorf und Krongut im Kreis Osthavelland des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, am Ruinenberge nordwestlich von Potsdam, nahe dem Orangeriehause des Neuen Palais, hat (1890) mit Gutsbezirk 1252 E., Postagentur, Telegraph, eine Kirche, schönes neues Schulhaus, Kaiser-Friedrich-Kinderheim und Krippe, und ist nach dem Tode des Kaisers Friedrich, dessen Domäne dasselbe war, wieder an die kaiserl. Hofkammer gefallen. Am südl. Fuße des Pfingstberges das Bornstedter Feld, der große Exerzier- und Paradeplatz für die Garnisonen Potsdam und Spandau.

Bornu, mächtiges, mohammed. Negerreich im mittlern Sudan, im Innern Afrikas, begrenzt im O. vom Tsadsee, im S. vom Wandalagebirge und Adamaua, im W. von Sokoto, im N. von der Sahara. Da die Grenzen im S. und teilweise auch im N. durch schwankende Kriegserfolge stets sich verschieben, so kann nur annähernd genau der Umfang mit 140000 qkm und die Einwohnerzahl mit 5 Mill. angegeben werden.

Oberflächengestaltung. B. stellt sich als eine weit ausgedehnte, flache Bodensenkung dar, in welcher die Gewässer von den Höhen von Darfur, Dar Banda, Mandara und von der sanften Erhebung an der Grenze von Sokoto in trägem Laufe sich sammeln. Nur im SW. steigt die fast gleichmäßige Fläche zu dem 600 m hohen Hügellande von Gudschba an. Die mächtigste Wasserfülle bringt der Schari (s. d.); er fällt aber nur mit seinem Mündungsdelta in den Bereich von B. Der Waube (Komadugu, Yën, Yoobe), im Haussaland Kano entspringend, 800 km lang, und der Mbulu, dessen Quellen im Wandalagebirge im Süden liegen, durchziehen auf größere Strecken das Land. Der Waube, in der Regenzeit tief und reißend, schrumpft in der Trockenzeit zu einer Reihe von Sümpfen und Tümpeln zusammen; der Mbulu staut sich in der Schwellzeit in der Tiefebene und überschwemmt weithin die Umgegend. Alle Flußläufe nimmt das Becken des Tsadsees (s. d.) auf.

Klima. Das Klima unterscheidet sich von der unmittelbar nördlich anstoßenden Sahara durch einen hohen Feuchtigkeitsgehalt und durch die Tag und Nacht fast gleichmäßige Temperatur. Die Jahres-Mitteltemperatur beträgt 28,7°C; im kühlsten Monat (Dezember) 24,4°, im heißesten (April) 33,5°C. Nach der Regenzeit, von Juni bis Anfang Oktober (im Westen dauert sie länger, im Süden sogar sieben Monate), tritt eine Periode leichter Abkühlung ein. Die Regenzeit verursacht bösartige Malaria und Augenkrankheiten.

Pflanzen- und Tierwelt. Der Übergang von der starren Wüste nach der tropischen Fülle des Südens ist ein allmählicher; auf öde Savannen mit einzelnen Baumgruppen folgen Wälder von dornigen Akazien und auf diese Tamarinden, Baobab und schließlich Dum- und Delebpalmen. Angebaut werden Durrha, Mais, Reis, Sesam, Erdnüsse, Citronen, Feigen. Während der Norden von Gazellen, Straußen, Giraffen, Elefanten und Flußpferden in Herden durchzogen wird und Löwen und ↔ Hyänen zahlreich sind, begegnet man in den südlichen und westlichen stark bevölkerten Gegenden, außer dem Rhinoceros in sumpfigen Wäldern, fast ausschließlich nur Haustieren: Pferden, Eseln, Rindern, Ziegen und Schweinen, und in der Provinz Kotscham auch noch Kamelen.

Bevölkerung. Es hat sich infolge des starken Handelsverkehrs und der fortwährenden, mit der massenhaften Einschleppung von Sklaven verbundenen Kriege kein scharf bestimmter Rassentypus erhalten. Im allgemeinen sind die Bewohner klein, schwerfällig, von grauer, ins Rötliche schimmernder Hautfarbe, die Frauen häßlich und sehr beleibt. Nach Ausrottung und Aufsaugung der Urbevölkerung bilden die Kanuri (Berauni) die Masse der civilisierten Einwohner (gegen 1½ Mill.) von B. Sie sind sehr reinlich, arbeitsam und wohl unterrichtet; die Männer übertragen die Mühe der Arbeit nicht auf Frauen und Sklaven; sie begnügen sich mit einer Frau und behandeln sie mit Achtung. Sie sind geschickte Metallarbeiter und haben sogar gelernt, Kanonen zu gießen. Die Kanurisprache ist die herrschende in B. Die Makari oder Kotoko (im Westen des Schari), an 750000, zeichnen sich durch ihre Ausdauer im Ackerbau und durch Findigkeit in allerlei Handwerken aus. Als Einwanderer leben in zerstreuten Gruppen Fulbe, Haussa und Tuareg (Kindi genannt) in der Anzahl von 650000. Hervortretend in dem bunten Völkergewirr ist der seit mehrern Generationen ansässige Araberstamm der Schua und Salamat (an 100000); er hat sich zwar nicht die Helle der Haut und die Regelmäßigkeit der Züge voll erhalten, doch die Sprache, die Lust an Pferde- und Rindviehzucht und die Tapferkeit im Kriege. Als Barbaren gelten die Manga (gegen 750000) im Westen, an der Grenze von Sokoto, und die heidn. Marghi in Wandala (Mandara, s. d.), sowie das südlich von Logone wohnende, grausame und wilde Reitervolk der Musgu.

Staatliches. Das Reich B. zerfällt in die Provinzen Manga, Munio, Gummel, Kodscham, Ngomati, Gudschba, Karagoara, Damerghu, Kototo, und in die tributären Vasallenstaaten Sinder, Dikoa, Logone, Mandara. Der Sultan oder Scheich von B. ist absoluter Despot; die höchsten Ämter vergiebt er an seine Sklaven, um des unbedingten Gehorsams sicher zu sein. Er bedient sich aber auch eines Staatsrates, der aus dem Befehlshaber der Armee und aus erblichen Volksvertretern (Kokenaua) der Kanuri und Araber zusammengesetzt ist. Die Armee, 5000 Mann Fußvolk und 1000 Mann Reiterei, besitzt als Waffen Feuergewehr und Geschütze. Die Kavallerie trägt entweder Panzerhemden oder dicht wattierte, bis zu den Füßen reichende Schutzröcke. Der Tribut der Vasallenstaaten und die Abgaben der Provinzen an den Scheich bestehen in der Lieferung von Sklaven. Die natürliche Folge davon sind fortdauernde Sklavenjagden und Kriege an den Grenzen des Reichs. Auf den großen Märkten von Kuka wird die Sklavenmasse gegen europ. und afrik. Waren umgetauscht. Als einzig geltendes Zahlungsmittel dient aber der Maria-Theresienthaler und als Kleingeld die Kaurimuschel, wovon 4000 Stück auf 1 Maria-Theresienthaler gehen. Es herrscht vollkommene Handelsfreiheit, es wird keinerlei Zoll oder Steuer erhoben.

Die Haupt- und Residenzstadt des Landes ist Kuka (s. d.). In ganz B. drängt sich die Bevölkerung in große Ortschaften zusammen, am meisten am

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 320.