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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Braun; Braunau; Braunbehrens

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Braun (Otto Philipp) - Braunbehrens

zu Greifswald und Würzburg Medizin und Naturwissenschaften. An letzterer Universität habilitierte er sich 1878 für Zoologie, folgte aber schon 1880 einem Rufe nach Dorpat als Prosektor am Anatomischen Institut und wurde hier 1883 zum Professor der Zoologie ernannt. In gleicher Eigenschaft siedelte er 1886 nach Rostock und 1890 nach Königsberg über. Von seinen zahlreichen, sowohl Wirbellose wie Wirbeltiere betreffenden Arbeiten sind namentlich hervorzuheben: "Die Entwicklung des Wellenpapageis" (Bd. 1, Würzb. 1881), "Die tierischen Parasiten des Menschen" (ebd. 1883), "Das zootomische Praktikum" (Stuttg. 1886). B. entdeckte auch den Entwicklungscyklus des breiten Bandwurms (Bothriocephalus latus Brems.). Gegenwärtig ist er mit der Bearbeitung der Abteilung Vermes für Bronns "Klassen und Ordnungen des Tierreichs" (Bd. 4, Leipzig) beschäftigt.

Braun, Otto Philipp, bolivian. General, bekannt durch seine Teilnahme an den südamerik. Freiheitskämpfen, geb. 1798 zu Cassel, machte die Feldzüge von 1814 und 1815 gegen Frankreich mit, studierte in Göttingen Medizin und ging 1818 nach Amerika. Er kämpfte unter Bolivar, entschied 1824 durch einen ungestümen Reiterangriff den Sieg bei Junin, zeichnete sich als Oberst in der Schlacht von Ayacucho aus, erfocht 1826 den Sieg bei Oruro und wurde zum Divisionsgeneral ernannt. In dem folgenden Kriege Bolivias gegen Peru übernahm er den Oberbefehl und schlug gemeinsam mit Sucre die Peruaner vollständig bei Jacquin. Unter dem Präsidenten Santa-Cruz wurde B. Kriegsminister in Bolivia, bei dem Einfall der Argentinier General der Südarmee und siegte namentlich bei dem Indianerdorf Montenegro, wofür er den Titel eines Großmarschalls von Montenegro erhielt. Nach dem Sturze von Santa-Cruz trat B. zurück und kehrte 1840 nach Cassel zurück, wo er 24. Juli 1869 starb.

Braun, Otto Philipp, Schriftsteller, Neffe des vorigen, geb. 1. Aug. 1824 in Cassel, studierte in Bonn, Heidelberg und Marburg anfangs Rechtswissenschaft, dann Geschichte und neuere Sprachen und beteiligte sich 1848 als Präsident der Marburger Studentenschaft an den Verhandlungen des sog. deutschen Studentenparlaments in Eisenach. 1850-60 lebte B., mit litterar. Arbeiten beschäftigt, in Paris, Madrid, Cassel und München und trat 1860 in die Redaktion der Augsburger (später Münchener) "Allgemeinen Zeitung" ein, derer bis 1891 angehörte, seit 1869 als Chefredacteur, zuletzt als Redacteur der Beilage. Neuerdings übernahm er die Herausgabe des Cottaschen "Musenalmanachs". Als Dichter ist B. mit mehrern gelungenen Versuchen, besonders metrischen Übersetzungen aus dem Spanischen hervorgetreten.

Braunau in Böhmen. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 407,79 qkm, (1890) 53 696 (25 609 männl., 28 087 weibl.) E., darunter 241 Evangelische und 52 840 Katholiken; 7793 Häuser, 13 006 Wohnparteien in 56 Gemeinden mit 91 Ortschaften, und umfaßt die Gerichtsbezirke B. und Politz. - 2) B., czech. Broumov, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft B., nahe der preuß.-schles. Grenze, in 405 m Höhe, in einem weiten Thale von Gebirgen umschlossen, an der Steine und der Linie Chotzen-Halbstadt-Mittelsteine der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 3503, als Gemeinde 7052 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (184 qkm, 19 Gemeinden, 27 Ortschaften, 26 483 E.), eine Benediktinerabtei (1321) mit herrlicher, dem heil. Adalbert gewidmeter Klosterkirche (1683), eine Mariensäule auf dem Markt, ein Bronzestandbild Josephs II., ein deutsches Obergymnasium der Benediktiner, ansehnliche Tuchmacherei, Wollindustrie und bedeutenden Handel. In der Nähe zwei Baumwollwaren-, eine Öl- und eine Chamottewarenfabrik. Das Stift besitzt die Herrschaft B. (45,48 qkm). - Der Stadt wird schon 1171 gedacht. Im Zeitalter der Reformation war sie der neuen Lehre eifrig zugethan (hier wurde der Bau einer prot. Kirche vom Abt Solander 1618 mit Gewalt eingestellt, was die Veranlassung zum Dreißigjährigen Kriege war), sodaß sie nach der Schlacht am Weißen Berge alle ihrer Vorrechte verlustig ging, die jedoch schon 1629 zum größten Teil durch Kaiser Ferdinand II. zurückgegeben wurden. Von der rotbraunen Erde heißt das Ländchen mit Recht "Braune Au".

Braunau in Oberösterreich. 1) Bezirkshauptmannschaft in Oberösterreich, hat 1045,13 qkm, (1890) 57 327 (28 277 männl., 29 050 weibl.) E., darunter 61 Evangelische; 10 143 Häuser, 13 158 Wohnparteien in 45 Gemeinden mit 891 Ortschaften, und umfaßt die Gerichtsbezirke B., Mauerkirchen, Mattighofen und Wildshut. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft B., rechts des Inn, an den Linien Neumarkt-B.-Simbach (60,5 km) und Steindorf-Mattighofen-B. (37,6 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) als Gemeinde 3625 E.; in Garnison (282 Mann) das 4. Bataillon des oberösterr. Infanterieregiments Nr. 59 "Erzherzog Rainer"; Post, Telegraph, Bezirksgericht (208 qkm, 10 Gemeinden, 187 Ortschaften, 13 289 E.), Hauptzollamt, eine große spätgotische kath. Pfarrkirche aus dem 15. Jahrh. mit stattlichem Turm, 15 Altären und vielen kunstvollen Denkmälern, die Spital- und ehemalige St. Martinkirche, eine Sparkasse; Fabrikation von Tuch, Papier und Zündwaren; Glockengießerei, mehrere Brauereien, Schiffbau und Holzschleiferei. - B. wurde 1203 zur Stadt erhoben, gehörte ursprünglich zu Bayern, seit 1779 zu Osterreich und war bis 1808 eine unbedeutende Festung. 1805 wurde sie von den Franzosen genommen und 26. Aug. 1806 der Nürnberger Buchhändler Palm hier erschossen, wo ihm 1866 König Ludwig I. von Bayern ein lebensgroßes Bronzestandbild von Miller nach Knolls Entwurf setzen ließ. - Vgl. Meindl, Geschichte der Stadt B. am Inn; Lamprecht, Beschreibung der Grenzstadt B.

Braunbehrens, Otto, Unterstaatssekretär im preuß. Ministerium des Innern, geb. 1833 in Bernburg, studierte in Heidelberg und Berlin die Rechte, wurde Gerichtsassessor in Naumburg, dann in Halberstadt und Frankfurt a. O. und 1864 als Kreisrichter in Sagan angestellt. 1873 trat er unter Beförderung zum Regierungsrat in den Verwaltungsdienst über und arbeitete bei den Regierungen in Oppeln und Potsdam. 1877 wurde er zum Verwaltungsgerichtsdirektor in Danzig ernannt; aus seiner dortigen Praxis ging seine Schrift hervor "Betrachtungen über die Verwaltungsrechtspflege in Preußen" (Danz. 1878). 1882 wurde er als vortragender Rat in das Ministerium des Innern berufen, 1888 Ministerialdirektor, 1890 Unterstaatssekretär. Außerdem ist B. Präsident der Prüfungskommission für höhere Verwaltungsbeamte. Mit dem Oberpräsidenten Studt bearbeitete er die neue Ausgabe des Brauchitschschen Werkes "Die neuen preuß. Ver-^[folgende Seite]