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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Braunfels; Braunfisch; Braunheu; Braunit; Braunkehlchen; Braunkohl; Braunkohle

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Braunfels - Braunkohle

Braunfels, Stadt im Kreis Wetzlar des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, am Lahnzufluß Isarbach, 12 km im SW. von Wetzlar, an der Linie Koblenz-Gießen der Preuß. Staatsbahnen (4 km vom Bahnhof), hat (1890) einschließlich des seit 1. Jan. 1886 selbständigen Gutsbezirks "Schloßgemeinde B." (100 E.) 1590 E., darunter 72 Katholiken und 62 Israeliten, Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Limburg), Zollamt, Steueramt, Dampferstation, 2 evang., 1 kath. Kirche, 1 Synagoge, Wasserleitung, Landwirtschaft und Gartenbau. Die Umgegend ist sehr reich an vorzüglichen Rot- und Brauneisenerzen (70 Gruben), deren Gewinnung einen ausgedehnten Bergbau hervorgerufen hat. Das Schloß, Residenz des Fürsten Solms-Braunfels, auf einem Basaltfelsen, stammt aus spätgot. Zeit, ist jetzt prächtig ausgebaut und hat eine ausgezeichnete Bibliothek, Sammlungen von Rüstungen, Waffen, Jagdtrophäen und vielen Jagdbildern von Deiker-Düsseldorf, sowie einen schönen Park und wildreichen Eichenwald. Es wurde im Anfang des Dreißigjährigen Krieges von den Truppen des Grafen Ernst von Mansfeld, dann von Tilly eingenommen. Am 8. Dez. 1634 kapitulierte es an die Liguisten unter Graf Philipp von Mansfeld, und 27. Jan. 1635 wurde es vom Grafen Heinrich von Nassau-Dillenburg durch Sturm den Kaiserlichen unter Oberst Schild entrissen, 1640 von den Franzosen besetzt, 1642 wieder geräumt.

Braunfels, Ludw., Schriftsteller, geb. 22. April 1810 zu Frankfurt a. M., studierte 1829-33 in Heidelberg Philologie, ward Redacteur der "Rhein- und Moselzeitung" in Koblenz, studierte 1838-41 die Rechte in Bonn und lebte seit 1843 als Advokat in Frankfurt, wo er als span. Konsul 26. Sept. 1885 starb. B., ein Mitbegründer der Deutschen Schiller-Stiftung, war gewandter Journalist (vgl. die dramaturgischen Beiträge zum "Frankfurter Museum", 1855-57). Er veröffentlichte Übersetzungen des Nibelungenliedes (Frankf. 1846), von "Dramen aus und nach dem Spanischen" (zum Teil in 2. Aufl. erschienen, Hildburgh. 1870), des "Don Quixote" (Stuttg. 1885) und einen "Kritischen Versuch über den Roman Amadis von Gallien" (Lpz. 1876).

Braunfisch, s. Delphine.

Braunheu wird gewonnen durch Zusammenbringen und Festtreten des abgewelkten geschnittenen Grases oder Klees in große Haufen, wodurch das Futter eine braune Farbe und einen aromatischen Geruch annimmt.

Braunit, ein in kleinen tetragonalen, dem regulären Oktaeder sehr ähnlichen Pyramiden krystallisierendes Mineral von eisenschwarzer Farbe, metallartigem Fettglanz, der Härte 6 und dem spec. Gewichte 4,8, das in chem. Hinsicht aus Manganoxyd, Mn2O3, besteht, wozu sich bisweilen ein kleiner Gehalt von Baryt und ein größerer von Kieselsäure gesellt, weshalb die Formel vielleicht richtiger MnO·(MnSi)O2 lautet; von Salzsäure wird es unter Chlorentwicklung aufgelöst; es findet sich namentlich zu Elgersburg und Öhrenstock in Thüringen, Ilfeld am Harz, San Marcel in Piemont, Jakobsberg in Wermland.

Braunkehlchen oder Wiesenschmätzer (Pratincola rubetra Koch), s. Schmätzer.

Braunkohl, s. Blattkohl.

Braunkohle, eine dichte, erdige, holzige oder faserige Kohlenmasse mit braunem Strich, mit 30 bis etwa 75 Proz. Kohlenstoff und bedeutendem Bitumengehalt. Sie zeigt häufig die wohlerhaltene vegetabilische Struktur, besitzt muscheligen, erdigen oder holzartigen Bruch und braune bis pechschwarze Farbe, verbrennt leicht mit rußender Flamme und unter Entwicklung eines unangenehmen, eigentümlich brenzligen Geruchs und giebt mit Kalilauge eine dunkelbraune Flüssigkeit. Die B. bilden Flöze, d. h. zusammenhängende Lager von größerer Ausdehnung und oft bedeutender Mächtigkeit (so bei Köln von 25-30, bei Zittau von 33 m, im nördl. Böhmen hier und da bis zu 50 m), in verschiedenen Unterabteilungen der Tertiärformation, z. B. in Norddeutschland, Böhmen und am Nordrande der Alpen. Das Material zur Bildung der B. haben die Koniferen, Palmen, Laubhölzer und Torfmoore der genannten geolog. Periode geliefert, deren abgestorbene Reste unter dem durch eine Bedeckung von Sand und Thon bewirkten Abschluß der Luft einem außerordentlich langsamen Vermoderungs-(Verkohlungs-)Prozesse unterworfen wurden. Die B. befinden sich in sehr verschiedenen Stadien dieser Umwandlung. Durch weitern Fortschritt derselben entstanden, indem sich das Bitumen mehr und mehr verflüchtigte, nacheinander Steinkohlen, Anthracit und endlich Graphit, welch letzterer aber nur noch im Sauerstoffgebläse brennbar ist. Daher kommt es, daß diese Reihenfolge der Umwandlungszustände gewöhnlich zugleich dem geolog. Alter der fossilen Kohlen entspricht, d. h. die B. pflegen zwischen jüngern Ablagerungen aufzutreten als die Steinkohlen, der Anthracit ist gewöhnlich noch älter als die Steinkohle, und der Graphit findet sich in der Regel zwischen den ältesten Gesteinsbildungen. Lokal finden aber Ausnahmen von dieser Altersreihe statt, weil der Umwandlungsprozeß nicht überall gleichmäßig vorgeschritten ist. Eine scharfe Grenze zwischen B. und Steinkohle besteht deshalb nicht immer, oft vermögen nur die geolog. und paläontolog. Verhältnisse des Vorkommens Anhaltspunkte für die Bestimmung einer fossilen Kohle zu liefern. Es läßt sich in dieser Hinsicht sagen, daß jede fossile Kohle, die jünger als Kreide ist und in Formationen über derselben vorkommt, "Braunkohle" zu nennen ist, dagegen jede Kohle, die in Formationen sich findet, die älter sind als Kreide, mit "Steinkohle" zu bezeichnen ist. Von der Schwarz- oder Steinkohle unterscheidet sich die B., wie schon ihr Name erkennen läßt, durch ihre braune Färbung, die aber allerdings bei den einzelnen Sorten von gelbbraun bis schwarzbraun schwankt. Es giebt sogar Kohlen von ganz schwarzem Ansehen, die man dennoch ihrer Natur nach zu den B. rechnet, weil sie beim Zerreiben ein braunes Pulver geben, während das Strichpulver der Schwarzkohle (Steinkohle) und des Anthracits stets schwarz ist. Ihrer chem. Zusammensetzung nach unterscheidet sich die B. von der Schwarzkohle und dem Anthracit durch ihren geringern Gehalt an Kohlenstoff und Stickstoff und ihren viel größern Bitumengehalt. Dies ist zugleich der Grund, warum sie leichter, mit Flamme und stärkerm Rauch und Geruch verbrennt, und mit Kalilauge gekocht, diese braun färbt, was bei jenen viel bitumenärmern Kohlen nicht der Fall ist.

Von den verschiedenen Sorten von B. sind die wichtigsten folgende: 1) gemeine dichte B., auch wohl Stückkohle genannt, mit mattem, erdigem Bruch und brauner Farbe; 2) erdige B. (auch wohl Streichkohle genannt, weil man sie für die Benutzung zur Feuerung in Formen streicht), braun und