Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

495

Bremen

Uruguay, Venezuela, die Vereinigten Staaten von Amerika und Württemberg. Zur Förderung von Handel, Schiffahrt, Gewerbe und Landwirtschaft bestehen der Kaufmannskonvent und die Handelskammer, der Gewerbekonvent und die Gewerbekammer und die Kammer für Landwirtschaft.

Verkehrswesen. Die Flußschiffahrt von und nach den Häfen der Ober- und Unterweser zeigt in den letzten 40 Jahren keine Zunahme der Anzahl der Fahrzeuge, wohl aber ihrer Tragfähigkeit. Von der Unterweser liefen 1852-56 in B. durchschnittlich 5376 Fahrzeuge mit 210 743 Registertons, 1872-76: 5462 mit 360 750 und 1891: 5782 Fahrzeuge mit 616 274 Registertons ein. Die Zahl der auslaufenden Fahrzeuge betrug 5411 mit 212 113, 5478 mit 363 770 und 6019 mit 624 773 Registertons. Von Häfen der Oberweser kamen an 1852-56 durchschnittlich 2131 Fahrzeuge mit 95 391, 1872-76: 1726 mit 108 773 und 1887-91: 1229 mit 157 604 Registertons; darunter waren 205 Flöße mit 5426 Registertons. Als auslaufend wurden gezählt in den gleichen Zeitabschnitten 1316 mit 70 645; 985 mit 85 042 und 1001 mit 148 873 Registertons. Im Seeverkehr liefen 1852-56 durchschnittlich 2806 Schiffe, davon 90 Dampfer, ein und 2892, davon 86 Dampfer, aus; 1872-76: 3206, davon 574 Dampfer, ein, 3149, davon 538 Dampfer, aus; 1887-91: 2989, davon 1209 Dampfer, ein, 3234, davon 1206 Dampfer, aus. 1890 zeigte die Seeschiffahrt folgendes Bild:

^[Tabellenanfang]

^[Leerzeile]

Länder Ausgegangen Angekommen

Schiffe Registertons Davon Dampfer Registertons Schiffe Registertons Davon Dampfer Registertons

Von und nach deutschen Häfen 1431 194 263 124 68 377 1198 150 999 100 38 815

Von und nach Großbritannien und Irland 735 596 425 501 545 619 485 241 081 295 216 149

Von und nach dem übrigen Europa 720 161 298 265 110 789 671 222 115 317 185 875

Von und nach Nordamerika 259 596 377 218 548 376 363 775 644 335 746 009

Von und nach Mittel- und Südamerika 54 101 088 51 99 417 70 107 763 53 98 253

Von und nach Westindien 6 2 933 -- -- 49 19 555 -- ---

Von und nach Afrika 2 2 491 2 2 491 4 3 049 3 2 951

Von und nach Asien 24 52 720 20 48 184 97 180 108 74 147 428

Von und nach Australien und Oceanien 40 365 13 33 782 13 33 495 13 33 495

Gesamtseeverkehr 3250 1 747 960 1194 1 457 035 2950 1 733 809 1190 1 468 975

^[Tabellenende]

^[Leerzeile]

Unter den Einschiffungshäfen für deutsche Auswanderer nimmt B. die erste Stelle ein. 1832-90 wurden direkt befördert 2 674 310, 1891: 138 457, 1892: 127 029 Passagiere. B. verdankt die Entwicklung seines Verkehrs vor allem dem Norddeutschen Lloyd (s. d.), der 1857 aus kleinen Anfängen entstanden, jetzt nicht nur die bei weitem erste Gesellschaft Deutschlands, sondern der ganzen Welt geworden ist.

Die Entwicklung der bremischen Handelsflotte erhellt aus folgender Tabelle:

^[Tabellenanfang]

^[Leerzeile]

Im Jahre Seeschiffe Registertons Darunter Dampfer

1847 246 68 817 --

1857 279 123 633 5

1867 306 167 427 16

1887 344 324 918 118

1892 405 406 172 180

^[Tabellenende]

^[Leerzeile]

B. hat 2 Bahnhöfe (Central- und Neustadtbahnhof), in welche folgende Linien einmünden: B.-Ülzen-Stendal (233,5 km), Hannover-B.-Geestemünde (184,1 km), B.-Farge (27,5 km), Hamburg-B. (114.4km),B.-Osnabrück (121,8 km) der Preuß. Staatsbahnen und B.-Oldenburg (44,3 km) der Oldenb. Eisenbahnen. Die Stadt besitzt ein ausgedehntes Pferdebahnnetz (1891: 34,3km), das von 2 Gesellschaften, der Bremer und der Großen Bremer Pferdebahngesellschaft betrieben wird. Gegenwärtig wird elektrischer Betrieb eingeführt.

B. hat 1 Postamt erster und 6 Postämter zweiter Klasse sowie ein Telegraphenamt erster Klasse mit Zweigstelle. Die Zahl der eingegangenen Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben betrug (1888) 8 085 900, Pakete ohne Wertangabe 409 505, Briefe und Pakete mit Wertangabe 82 673, Postnachnahmesendungen, Anweisungen, Aufträge 56 079 (34,679 Mill. M.), die Zahl der aufgegebenen Briefe u. s. w. 15 927 900, Zeitungen 3 838 472, Pakete ohne Wertangabe 432 768, Briefe und Pakete mit Wertangabe 59 004, Postnachnahmesendungen, Anweisungen und Aufträge im Werte von 20½ Mill. M. Der Telegrammverkehr umfaßte 624 929 Stück, darunter 342 848 im Eingang. Die Fernsprecheinrichtung (seit 16. Okt. 1882) hat ein Leitungsnetz von 370,8 km und 392 Sprechstellen (1 200 032 stattgehabte Verbindungen).

Vergnügungsorte, Umgebung. Der im Nordosten der Stadt seit 1866 angelegte Bürgerpark ist Lieblingsaufenthalt der Bremer; in etwas weiterer Entfernung von der Stadt bilden die Hügel an der Lesum und bei Vegesack sowie die Ortschaften Horn und Oberneuland beliebte Ausflugspunkte; hier finden sich auch eine größere Anzahl von Landhäusern bremischer Familien.

Geschichte. B. im Gau Wigmodia, zuerst 782 erwähnt, wurde unter Karl d. Gr. von Bischof Willehad als Mittelpunkt seines Missionssprengels gewählt. Die Zerstörung Hamburgs durch die Normannen (845) gab den Anlaß, den erzbischöfl. Sitz von dort nach B. zu verlegen und beide Diöcesen zu vereinigen. 965 erhielt Adaldag von Otto I. das Privileg, B. zu einem Marktflecken zu erheben. Die so begründete Stadt entwickelte sich rasch unter dem Schutz der Kirche bis zu den Zeiten des Erzbischofs Adalbert, dessen Sturz (1066) auch B. schwer schädigte. Im 12. Jahrh, litt es unter der Bedrängung Heinrichs des Löwen, der die Vogtei über Stift und Stadt gewonnen hatte, und nahm als kaisertreue Stadt teil an dem Kampf der Welfen und der Staufer. Während dieser Wirren wußte es wichtige Rechte zu erringen, als deren Vertreter der zum erstenmal 1225 erwähnte Rat erscheint. Die Abhängigkeit vom Bischof wurde im 13. Jahrh. fast völlig beseitigt, sodaß die Stadt sich nun auf eigene Hand der Aufgabe widmen konnte, die Verkehrsfreiheit auf der Weser durch Verträge zu sichern und mit den Waffen zu erkämpfen. Diese Kämpfe, namentlich mit den Friesen, sowie die Geldnot der Erzbischöfe, die ihre Schlösser