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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bronnzell; Bronsart von Schellendorff; Bronte; Brontë

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Bronnzell - Brontë

Bronnzell, Dorf 4 km südlich von Fulda im preuß. Reg.-Bez. Cassel, bekannt durch den sog. "Schimmel von B.". Als bei dem kurhess. Verfassungsstreit 1850 Bundesexekutionstruppen in Hessen einmarschierten, schien Preußen bewaffneten Widerstand entgegensetzen zu wollen, indem es unter dem General von der Groeben ebenfalls Truppen einrücken ließ, die Cassel besetzten und sich Fulda näherten. Bei B. stießen 8. Nov. 1850 die gegenseitigen Vortruppen aufeinander und wechselten einige Schüsse, wodurch fünf österr. Jäger und ein preuß. Pferd verwundet wurden. "Bronnzell" und "Olmütz" sind zum geflügelten Wort geworden für die damalige Niederlage der preuß. Politik.

Bronsart von Schellendorff, Hans, Musiker, geb. 11. Febr. 1830 zu Berlin, wandte sich 1858 nach Weimar zu Liszt, dessen Schüler und begeisterter Anhänger er wurde. 1861/62 dirigierte er die Euterpe-Konzerte in Leipzig, von 1864 als Nachfolger Bülows die der Gesellschaft der Musikfreunde in Berlin, bis er 1867 zum Intendanten des Hoftheaters zu Hannover ernannt wurde. 1887 wurde er Generalintendant des Hoftheaters zu Weimar. Er ist als Pianist hervorgetreten und veröffentlichte Kompositionen für Klavier-, Kammer- und Orchestermusik. Hervorzuheben ist ein Trio und das Klavierkonzert (Fis-moll).

Seine Gattin Ingeborg, geborene Starck, mit der B. seit 1861 verheiratet ist, wurde 24. Aug. 1840 in Petersburg geboren, trat früh als Pianistin hervor, war Schülerin von A. Henselt, konzertierte 1859 mit Beifall in Paris, vervollkommnete sich unter Liszt und widmete sich seit 1861 mehr der Komposition; außer kleinern Kompositionen und Liedern schrieb sie mehrere Opern, darunter (Goethes) "Jery und Bäteli" und "König Hiarne".

Bronsart von Schellendorff, Paul, preuß. General und Kriegsminister, Bruder des vorigen, geb. 25. Jan. 1832 zu Danzig, trat 1849 aus dem Kadettenkorps als Offizier in das Kaiser-Franz-Grenadierregiment, besuchte die Allgemeine Kriegsschule, wurde 1861 als Hauptmann in den Großen Generalstab, dann in den Generalstab des 2. Armeekorps versetzt. Er war 1864-65 Compagniechef im Grenadierregiment Nr. 2, wurde dann wieder in den Großen Generalstab zurückversetzt, war gleichzeitig als Lehrer an der Kriegsakademie thätig und stieg 1865 zum Major, 1869 zum Oberstlieutenant auf. Den Deutsch-Französischen Krieg von 1870 und 1871 machte B. als Abteilungschef im Generalstabe des Großen Hauptquartiers mit und wurde 1. Sept. 1870, als in Sedan die weiße Fahne aufgezogen worden war, in diese Festung entsendet, um die ersten Verhandlungen mit Napoleon III. zu führen. Nach dem Frieden wurde B. Oberst und Chef des Generalstabs des Gardekorps, 1876 Generalmajor, 1878 Commandeur der I. Garde-Infanteriebrigade und 1881 Commandeur der 1. Garde-Infanteriedivision und Generallieutenant. 1883 wurde er zum Kriegsminister ernannt. Unter seiner Leitung wurde der nach langen parlamentarischen Kämpfen 11. März 1887 vom Reichstag angenommene Gesetzentwurf zur Vermehrung der Friedensstärke des Reichsheers und zur Feststellung der Präsenz auf 7 Jahre bearbeitet. Die Vorbereitungen waren derartig getroffen, daß die durch das Gesetz geschaffenen Neuorganisationen bereits bis 1. April 1887 durchgeführt waren. Während seiner Amtsführung wurde eine namhafte Zahl Verbesserungen, u. a. die Bewaffnung der Fußtruppen mit dem Repetiergewehr, das neue Militärpensionsgesetz, das Gesetz betreffend Änderungen der Wehrpflicht vom 11. Febr. 1888 eingeführt. Am 8. April 1889 wurde B. der Stellung als Kriegsminister enthoben und 15. Juni zum kommandierenden General des 1. Armeekorps (Königsberg) ernannt. Er starb 23. Juni 1891 auf seinem Gut Schettnienen bei Braunsberg. Ein Denkmal B.s (von Reusch) soll in Schettnienen Aufstellung finden. B. schrieb "Ein Rückblick auf die Taktischen Rückblicke" (2. Aufl., Berl. 1870), "Der Dienst des Generalstabes" (2. Aufl., von Meckel, 1884) und "Betrachtungen über eine zeitgemäße Fechtweise der Infanterie" (Berl. 1891).

Bronsart von Schellendorff, Walther Franz Georg, preuß. General und Bruder der vorigen, geb. 21. Dez. 1833 zu Danzig, trat aus dem Kadettenhause 1851 in das 1. Infanterieregiment und wurde im folgenden Jahre zum Lieutenant befördert. Nach dem Besuch der Allgemeinen Kriegsschule 1855-58 ward er 1859 beim Generalkommando des 1. Armeekorps zum Adjutanten ernannt, nachdem er zum 8. Jägerbataillon versetzt war, 1860 zur topogr. Abteilung des Generalstabes kommandiert und 1862 als Hauptmann in den Generalstab versetzt. 1864 nahm er an der Belagerung der Düppeler Schanzen teil, machte 1866 den Feldzug gegen Österreich im Hauptquartier des Königs von Preußen mit und wurde zum Major befördert. 1866-69 war B. im Generalstabe der 17. Division, erhielt 1869 ein Bataillon im 87. Infanterieregiment, war aber bei Ausbruch des Krieges 1870 Chef des Generalstabes des 9. Armeekorps und nahm in dieser Stellung an allen Gefechten und Schlachten dieses Korps teil. Von 1871 bis 1875 wurde er in gleicher Stellung beim 13. Armeekorps verwandt, 1875 zum Commandeur des 89. Infanterieregiments, 1879 zum Commandeur der 34. Infanteriebrigade ernannt, 1880 zum Generalmajor befördert und 1881 abermals als Chef des Generalstabes zum 10. Armeekorps versetzt. 1884 ward. B. unter Beförderung zum Generallieutenant zum Commandeur der 17. Division, 1888 zum kommandierenden General des 3. Armeekorps ernannt, 1890 in gleicher Eigenschaft zum 10. Armeekorps versetzt und Jan. 1893 zur Disposition gestellt. Okt. 1893 wurde er zum Kriegsminister ernannt.

Bronte, Stadt im Kreis Catania der ital. Provinz Catania auf Sicilien, am Westfuße des Ätna, in 793 m Höhe, zwischen den mächtigen Lavaströmen von 1651 und 1843, hat (1881) 16 577 E. Die Umgebung der Stadt ist überaus fruchtbar an herrlichen Weinpflanzungen im Thale des Simeto, Kornland, Wäldern und Weiden; aber nach W. hin liegt eine ausgedehnte Lavawüste. Admiral Nelson erhielt 1799 vom König Ferdinand den Ort als Herzogtum geschenkt.

Brontë, Charlotte, engl. Schriftstellerin, bekannter als Currer Bell, geb. 21. April 1816 zu Thornton, ging nach Belgien, um sich zur Erzieherin auszubilden, und schrieb dort die Erzählung "The Professsor", die keinen Verleger fand und erst nach ihrem Tode erschien (deutsch, Stuttg. 1858). Heimgekehrt, faßte sie den Entschluß, die socialen Zustände der ländlichen Bevölkerung Englands zu schildern. So entstand der Roman "Jane Eyre, an autobiography", der bei seinem Erscheinen (Lond. 1848 u. ö.; deutsch von Susemihl, 3 Tle., Berl. 1848); von Fort, 2 Tle., Stuttg. 1850) großes Aufsehen er-^[folgende Seite]