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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bruderschaften – Brüel (Stadt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Brüderschaft'

sondere neben den weltliche Bestrebungen verfolgenden Zünften, Gilden, Ämtern und Innungen schon im 12. Jahrh. auftreten. Sie wurden gegründet Gott dem Allmächtigen, seiner hochwürdigen Mutter Maria, allen Heiligen zu Lob und Ehren, und verfolgten den Zweck, für die Repräsentation der Mitglieder in der Kirche, sowie auch für Erkrankte oder Verarmte Sorge zu tragen. Sie trugen die Verstorbenen gemeinsam zu Grabe, zündeten an Festtagen den Heiligen zu Ehren Kerzen vor den Altären an, beteiligten sich an Prozessionen u. dgl. m. Häufig waren sie nach dem Beruf gegliedert. Sie umfaßten meist beide Geschlechter. Ursprünglich vereinigten sich unter den Gewerbtreibenden nur die Selbständigen in diesen B. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. begannen aber auch die Gesellen oder Knechte, wie man sie nannte, derartige B., immer berufsmäßig gruppiert, zu begründen, und aus diesen, welche den Kreis ihrer Aufgaben fortwährend erweiterten und auch weltliche Zwecke verfolgten, entwickelten sich dann die im bewußten Gegensatz zu den Meistern auftretenden Gesellenschaften (s. Gesell). – Vgl. Winzer, Die deutschen B. des Mittelalters (Gieß. 1859): Schanz, Zur Geschichte der deutschen Gesellenverbände (Lpz. 1877); Nitzsch, Über die niederdeutschen Genossenschaften (Berl. 1880).

Bruderschaften (lat. Confraternitates) heißen die von kirchlichen Obern genehmigten, unter kirchlicher Aufsicht stehenden Vereine von Katholiken, die sich zu besondern, nicht allgemein vorgeschriebenen Gebeten oder guten Werken verpflichten, wofür ihnen in der Regel besondere Ablässe und Gnaden zugesichert werden. Es gab derer schon im Mittelalter, wie die Brückenbrüder (s. d.): sie sind aber erst in den letzten Jahrhunderten zahlreich geworden. Eine Bruderschaft, die ermächtigt ist, sich die übrigen B. desselben Namens einzuverleiben und denselben ihre Ablässe und Gnaden mitzuteilen, heißt Erzbruderschaft. Die Mitglieder mancher B. erhalten bei der Aufnahme ein Abzeichen, Skapulier, Gürtel, Medaille u. dgl. Manche B. sind mit religiösen Orden verbunden, sodaß sie unter deren Generalen stehen, so die Skapulierbruderschaften mit den Karmelitern, die Rosenkranzbruderschaften mit den Dominikanern, die Marianischen Kongregationen (Sodalitäten) für Männer, Junggesellen, Gymnasiasten, Universitätsstudenten, junge Kaufleute, Gesellen, Lehrlinge u. s. w. mit den Jesuiten, die B. zum Troste der armen Seelen im Fegfeuer mit den Redemptoristen. Von den neuern B. sind zu erwähnen: die Michaelsbruderschaft, gegründet 1860 zu Wien zur Unterstützung des Papstes durch Gebet und Geld, der Verein der christlichen Mütter, gegründet zu Regensburg 1808, der Verein zur Verbreitung des Glaubens (s. d.). (S. Herz Jesu.) – Vgl. Bouvier, über den Ablaß, die B. und das Jubiläum (Aachen 1844): Beringer, Die Ablässe (9., auf Grund der Arbeiten von A. Maurel und Joh. Schneider umgearbeitete Aufl., Paderb. 1887). – über B. in der evang. Kirche s. Brüderhäuser.

Brüder und Schwestern des freien Geistes, eine im 13. Jahrh. in den Rheingegenden entstandene, später auch in Frankreich und Italien verbreitete Sekte. Ausgehend von einem rohen Pantheismus, wie ihn Amalrich von Bena (s. d.) gelehrt hatte, verwarfen sie nicht nur Hierarchie und alles ↔ Kirchenwesen, sondern auch jedes Gesetz, verwischten sogar den Unterschied von gut und böse, von Gott und Mensch und verfielen den gröbsten sittlichen Ausschweifungen. Die Kirche hat sie, die sich unter verschiedenen Namen (z.B. Turlupinen in Paris), oft auch verwechselt mit den Begharden (s. Beghinen), namentlich im 14. und 15. Jahrh. verbreiteten, aufs schärfste verfolgt. Mehrere Synoden (zu Köln 1306, zu Trier 1310) beschlossen ihre Unterdrückung, und zahlreiche Anhänger der Partei starben auf dem Scheiterhaufen: doch erhielten sich Reste bis ins 16. Jahrh., wo sie in den Libertinern zu Genf und unter den sog. Wiedertäufern wieder auflebten.

Bruderunität, erneuerte, s. Brüdergemeine.

Brüder vom Ave Maria, vom Leiden Christi oder von Monte-Senarĭo, s. Serviten.

Brüder vom guten Willen, s. Brüder des gemeinsamen Lebens.

Brueghel (spr. bröhchel), Pieter, das Stammhaupt einer berühmten niederländ. Malerfamilie, nach Charakter und Inhalt seiner Darstellungen auch der Lustige oder Bauern-Brueghel genannt, war um 1520 in dem unweit Breda gelegenen Dorfe B., nach welchem er sich nannte, geboren und ein Schüler des Pieter Coek van Aelst. Er bereiste 1553 Italien und Frankreich, wählte nach seiner Rückkehr Antwerpen zu seinem Aufenthaltsorte und siedelte 1563 nach Brüssel über, wo er 1569 starb. In seinen ländlichen Festen und Tänzen schilderte er auf humoristische Weise in kräftigen Farben und in ziemlich derber Weise die Bauern seiner Heimat. Die Dresdener Galerie besitzt die «Bauernschlägerei». Daneben malte er auch Bilder aus der heiligen Geschichte. Berühmt ist sein «Bethlehemitischer Kindermord» in einem schneebedeckten holländ. Dorfe, im Hofmuseum zu Wien, das die bedeutendsten Werke besitzt, sowie in der Galerie zu Brüssel und Hampton-Court. – Vgl. E. Michel, Les Brueghel (mit 45 Radierungen, Par. 1892).

Sein Sohn, Pieter B. der Jüngere, geb. 1564 zu Brüssel, gest. 1637 zu Antwerpen, wird gewöhnlich Höllen-Brueghel genannt, weil er mit Vorliebe Teufel-, Hexen- und Räuberscenen malte. Besonders ausgezeichnet sind seine Darstellungen der Kreuztragung Christi (Florenz, Berlin, Antwerpen) und der Predigt Johannes des Täufers (München, Wien, Dresden).

Jan B., Bruder des vorigen, nach seiner weichen Malweise Sammet-Brueghel, auch Blumen-Brueghel genannt, geb. 1568 zu Brüssel, gest. 13. Jan. 1625 in Antwerpen, war ausgezeichnet in Landschaften und im Malen kleiner mit peinlicher Genauigkeit ausgeführter Figuren. Die Dresdener Galerie besitzt u. a. von ihm 17 kleine Landschaften. Auch malte er in Gemälden anderer landschaftliche Gründe und kleine Figuren. Gemeinschaftlich mit Rubens, der die beiden Hauptfiguren lieferte, arbeitete er Adam und Eva im Paradiese (Museum im Haag). Dieses und seine Vier Elemente (im Palast Doria zu Rom), sowie Vertumnus und Bellona, die er ebenfalls mit Rubens arbeitete, sind seine Hauptwerke. In seiner Manier malte auch sein Sohn, Jan B., 1601–79, der 1629 Mitglied der Brüderschaft des heil. Lukas in Antwerpen war. – Vgl. Crivelli, Giovanni B., pittore fiammingo (Mail. 1868).

Brüel, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, 28 km im NO. von Schwerin, an einem Nebenfluß der Warnow und an der Wismar-Ka-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 611.