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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bubo - Bucer

dukten beladene Lymphe einen entzündlichen Reiz auf das Drüsengewebe ausübt, z. B. bei Ausschlägen der Kopfhaut die Nackendrüsen, bei Entzündungen am Arme die Achseldrüsen u. s. w. In gleicher Weise schwellen die Leistendrüsen bei verschiedenen entzündlichen Prozessen, bei Geschwüren, chronischen Hautausschlägen und ähnlichen Krankheiten der untern Extremitäten an, mitunter selbst nach Erkältungen (rheumatischer oder idiopathischer B.), meist ohne daß es in diesen Fällen zu weitern Veränderungen der Drüse kommt, sondern in der Regel verschwindet diese Art von Bubonen von selbst wieder, sowie die Ursache gehoben ist. Man pflegt diese Art von Drüsenanschwellung als nichtvirulente oder sympathische Bubonen zu bezeichnen, im Gegensatz zu den virulenten, insbesondere den syphilitischen Bubonen, die leicht in Eiterung und Verschwärung, bisweilen selbst Brand übergehen und oft einen sehr langwierigen Verlauf nehmen. Man sucht bei ihnen die Absceßbildung durch ruhiges Verhalten, kalte Umschläge, Blutentziehungen und Kompression zu verhüten; ist dies nicht mehr möglich, so sucht man durch warme Breiumschläge den Eintritt der Eiterung zu beschleunigen und sodann durch frühzeitige Eröffnung des Abscesses dem Eiter freien Abfluß zu verschaffen, weil es sonst leicht zu langwierigen, die ganze Umgebung zerstörenden Eiterverhaltungen kommen kann. Oft sind auch Anschwellungen der Leistendrüsen durch Krebsgeschwülste benachbarter Organe bedingt, in welchem Falle nur von einer frühzeitigen und energischen Exstirpation Heilung zu erwarten ist.

Bubo, der Uhu.

Bubonenpest, Bubonentyphus, s. Pest.

Bubonocele (grch.), der Leistenbruch.

Bubui, Fluß in Kaiser-Wilhelms-Land, mündet 6 km südlich von Finschhafen in die Langemakbucht. An seinem Nebenfluß Butaueng lag die eingegangene Station B. der Neuguinea-Compagnie.

Bucanieren, s. Boucanieren.

Bucaramanga, Stadt in der südamerik. Republik Columbia, seit 1886 Hauptstadt des Depart. Santander (s. d.), auf großer Schotterterrasse über dem Rio Lebrija 990 m hoch gelegen, Hauptstapelplatz für den Westen von Santander, hatte 1870 11 255 E., darunter viele deutsche Kaufleute.

Bucarest, Hauptstadt von Rumänien, s. Bukarest.

Bucaros, irdene Krüge, werden in der portug. Stadt Estremoz (s. d.) hergestellt.

Bucca (lat.), die Backe (s. d.).

Buccanier, s. Flibustier.

Buccari oder Bakar, königlich ungar. Freistadt in dem Komitat Modruš-Fiume des Königreichs Kroatien-Slawonien, 11 km ostsüdösilich von Fiume, an der Bucht von Buccaricza, einem Teile des Golfs von Fiume, und an der Linie Zákány-Agram-Fiume der Ungar. Staatsbahnen, ist Sitz eines Bezirksgerichts und Zollamts, hat etwa 2050 meist kroat. E., Post, Telegraph, ein festes Schloß, eine nautische und höhere Volksschule; Schiffswerfte, Leinwandweberei, Schiffbau und Schiffahrt, Thunfischfang, Weinbau, lebhaften Ausfuhr- und Küstenhandel. In der Nähe das Schloß Buccaricza oder Bakaracz mit einem Hafen an der Bucht gleichen Namens, das ehemals die Grafen Zrinyi besaßen, die es 1671 infolge einer Verschwörung gegen das österr. Kaiserhaus verloren. Etwas südlicher, am Eingang derselben Bucht, der sehr schön gebaute und durch zwei Kastelle gedeckte Flecken und Hafen Porto-Ré oder Kraljevica (d. h. Königshafen), Marktflecken mit 1090 E., Schiffbau, Fischfang und Reederei. Dabei zwei ehedem Frangipanische Bergkastelle, wovon eins in ein Spital verwandelt ist. - Vgl. die Monographie des Erzherzogs Ludwig Salvator: Der Golf von B. und Porto-Ré (Prag 1871).

Buccaricza, s. Buccari.

Buccellati (spr. butsch-), Abate Antonio, ital. Jurist und Litterat, geb. 22. Mai 1831 zu Mailand, ward daselbst Professor des kanonischen Rechts am erzbischöfl. Seminar, später an der Universität zu Pavia, wo er seit 1865 Strafrecht lehrte. Er wurde 1888 Ehrenmitglied der Juristischen Gesellschaft zu Berlin und starb 7. Febr. 1890 zu Mailand. B. schrieb namentlich: "Sommi principii del diritto penale" (Mail. 1865), "Del reato" (1866), "Pena militare (1871), "Prigioni militari" (1872), "Abolizione della pena di morte" (1872), "Manzoni ossia il progresso morale, civile e letterario" (2 Bde., 1873), "La lingua parlata di Firenze e la lingua letteraria in Italia" (1875), "L'Allucinato", Roman (3 Bde., 1875), "Le prigioni della Spagna" (Rom 1876), "La libertà di stampa" (Mail. 1880), "Il nihilismo e la regione del diritto penale" (1882), "Progetto del codice penale libro I" (Mail. 1887).

Buccina, s. Bucina.

Buccino (spr. butsch-), Stadt im Kreis Campagna der ital. Provinz Salerno, 57 km östlich von Salerno, an dem zum Sele fließenden Botto und an der Linie Neapel-Potenza des Mittelmeernetzes, hat Mauern, ein Schloß und (1881) 6123 E.

Buccinum, s. Wellhornschnecke.

Buccleuch und Queensberry (spr. böckluh und quihns-), Herzöge von, s. Scott von Buccleuch.

Bucco (Buccoblätter), s. Bucko.

Bucco, eine Figur der Atellanen (s. d.).

Bucconidae, s. Bartkuckucke.

Bucentaur (grch., "Stiermensch", durch Mißverständnis umgebildet aus Bucintoro = buzino d'oro, goldene Barke), das Prunkschiff, auf welchem der Doge von Venedig am Himmelfahrtstage unter großen Feierlichkeiten auf das Meer hinausfuhr, um durch Versenken eines Ringes die "Vermählung Venedigs mit dem Adriatischen Meere" zu begehen." Der letzte, prächtig verzierte B. wurde 1729 gebaut und 1798 aus Habgier von den Franzosen zertrümmert. Reste von diesem befinden sich zu Venedig im Museo civico Correr und im Arsenal.

Bucephalus (grch. Bukephalos, d. i. Stierkopf, die Benennung thessal. Pferde, denen ein Ochsenkopf eingebrannt war), das Lieblingsroß Alexanders d. Gr., das am Flusse Hydaspes in Indien fiel und zu dessen Andenken Alexander die von ihm dort erbaute Stadt Bucephala (jetzt Dschalalpur) nannte.

Bucer oder Butzer, Martin, Kirchenreformator, geb. 1491 zu Schlettstadt, trat 1505 in den Dominikanerorden und studierte dann zu Heidelberg Theologie, Philosophie und griech. und hebr. Sprache. Durch Erasmus' und Luthers Schriften vorbereitet, durch die persönliche Bekanntschaft Luthers bei der Heidelberger Disputation völlig gewonnen, wandte er sich entschieden der Reformation zu. Aus dem Orden entlassen, fand er bei Franz von Sickingen auf der Ebernburg Aufnahme, war kurze Zeit Hofkaplan des Pfalzgrafen Friedrich, 1522 Pfarrer in Landstuhl, dann in Weißenburg und ging 1523 nach Straßburg. Hier nahm B. hervorragenden Anteil an der Durchführung der Reformation,