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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Budapest

schulen, 21 konfessionelle Volksschulen und 32 Vereins- und Privat-Elementarschulen; außerdem giebt es noch 42 Bewahranstalten und Kindergärten, 2 Präparandien für Kindergärtnerinnen, 1 Landes-Blindenanstalt, 3 Taubstummeninstitute, 1 Idiotenanstalt, Rettungs- und Waisenhäuser; insgesamt 350 verschiedene Lehr- und Erziehungsanstalten. Die Kunst wird gefördert durch Theater (4 ungarische: das neue Opernhaus, das Nationaltheater für Schauspiele, das Festungs- und das Volkstheater), 1 Musikakademie, deren Generaldirektor früher Franz Liszt war, 1 Musikkonservatorium, 1 Theater- und Opernschule, 1 Maler- und 1 Glasmalereischule, 1 Künstlerhaus mit ständiger Kunstausstellung, Kunstvereine, kunstgewerbliche Fachschule, technolog. Gewerbemuseum, Meisterschule für Malerei. Andere Vereine und Institute sind der St. Stephansverein (1847) zur Herausgabe kath., wissenschaftlicher und populärer Werke; die Ungarische Historische Gesellschaft (1868); die Gesellschaften der Ärzte (1841) und der Naturforscher, die Geologische Gesellschaft, das Geologische Institut, die Geographische Gesellschaft, das Meteorologische Institut, der Statistische Landesrat, das Statistische Landesbureau mit Bibliothek (Direktor Jekelfalussy), das städtische Statistische Bureau (Direktor Körösi), das Landesarchiv, die Gesellschaft für bildende Künste (1861), der Landesrat für bildende Künste (1871), Landesrat für Hygieine, Landesschulrat; die Landeskommission zur Erforschung der Baudenkmäler; endlich zur Pflege der Geselligkeit und des Sports das Nationalkasino (vom Grafen Stephan Széchényi gegründet) mit dem Jockeyklub, die Klubs der Reichstagsabgeordneten, der Schriftsteller und der Journalisten, die Lloydgesellschaft aus angesehenen Geschäftsleuten, 14 Freimaurerlogen, 5 Rudervereine (jährlich eine große Regatta auf der Donau) u. a. Jährlich werden zwei Wettrennen auf dem neuen Rennplatz abgehalten, und früher fanden mehrere Volksfeste statt, vor allen das Stephansfest am 20. Aug., wo die Nationalreliquie, die Hand Stephans des Heiligen in der Schloßkapelle ausgestellt wird. In B. erscheinen 295 Zeitschriften (240 ungarische, 26 deutsche), darunter 18 politische (5 deutsche) Tagesblätter.

Wohlthätigkeitsanstalten. Das Rochushospital in der Kerepeserstraße, die Landes-Irrenanstalt in Leopoldifeld, 2 km von Ofen (1860-68 errichtet), mit 1000 Betten, das Spital der Barmherzigen Brüder in Ofen, das Johannisspital, das neue Stephanie-Kinderspital, das neue Hauptstädtische Spital mit 720 Betten, die Spitäler der Gesellschaft zum Roten Kreuz in Ofen, 2 Garnisonspitäler (Nr. 16 und 17), das neue israel. Spital und Bethesdakrankenhaus in Pest, eine Privatirrenanstalt, ein königl. Blindeninstitut, 2 Waisen-, 2 Armenhäuser, 1 Bürgerversorgungshaus, Honvédasyl, Rettungshäuser, Kindergärten, Klein-Kinderbewahranstalten sowie zahlreiche andere Vereine für Kranken-, Armenpflege und Wohlthätigkeit.

Industrie. B. hat über 350 Fabriken. Die hauptsächlichsten Industriezweige sind: Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte sowie Metallwaren (30 Fabriken, darunter: Ungarische Lampenfabrik mit 222, Schraubenfabrik 200 Arbeitern), Maschinen- und Wagenfabrik der Königl. Ungar. Staatsbahnen (1900 Arbeiter), die Schlicksche Eisengießerei (1054 Arbeiter), Ungar. Maschinen- und Kesselausrüstungsfabrik, 4 Schiffswerften (947, 400, 140, 157 Arbeiter), Fabrikation von Feuerwehrgerätschaften, Waffen (Waffenfabrik für Armeebedarf), Messerschmiedewaren, Kochgeschirren für die Armee, Drahtflecht- und Siebwaren, Musik- und wissenschaftlichen Instrumenten und Apparaten (12), Glas, Porzellan, Majolika (26), Kautschukwaren, chem. Produkten (3 Fabriken, Flora mit 248, Spodium 120, Union 134 Arbeitern), ferner von Arzneimitteln, Mineralwasser, Sprengmaterialien, Tabak (2 königl. Fabriken mit 2154 Arbeitern), Stearinkerzen, Seifen, Paraffin, Öl, Knochenmehl, Cement. Thonwaren und Ziegeln (7 Brennereien, 2600 Arbeiter), Zündwaren, Weizenstärke, Spiritus (5 Brennnereien, 700 Arbeiter), Champagner, Cognac, Hefe, Liqueur, Rum (14 Fabriken), Matratzen, Bettdecken, Posamentierwaren, Wäsche, Kleidern, künstliche Blumen, Lederwaren (7 Fabriken, Machlupsche Fabriken 400, Schmitt 200 Arbeiter), Papier (10), Handschuhen, Möbeln, Parkett, Jalousien, Kautschukdecken, Pfeifen und Spielwaren; ferner bestehen 1 Petroleumraffinerie, 12 Dampfmühlen (3182 Arbeiter, 7 Mill. Ctr. Mahlfähigkeit), 3 Bierbrauereien (Anton Dreher, Erste Ungarische Aktienbrauerei, 385 Arbeiter), Gries-, Gerste- und Hirseschälfabrik (Aktiengesellschaft), 11 Fabriken der Textilindustrie (Wollwäscherei, 150 Arbeiter; Jutespinnerei 893, 3776 Spindeln, 224 mechan. Webstühle), 3 Blaufärbereien und Kattundruckereien (Goldberger Kattundruckerei 402, Gerson Spitzer Kattundruckerei 269 Arbeiter), große typographische Anstalten und Buchdruckereien (Aktienbuchdruckerei 242, Staatsdruckerei 355, Athenäum 200, Pallas 197, Franklin 191, Kosmos u. a.). - Als größte Fabrik B.s besonders hervorzuheben ist die Firma Ganz & Co. mit zusammen 3300 Arbeitern (davon 2500 für Waggonbau, 800 für Mühlenbau, elektrische Anlagen und Gießerei).

Handel. Der bedeutende Handel erstreckt sich besonders auf Getreide (Umsatz 1892: 0,5 Mill. t), Schafwolle (8276 t), Wein (17586 t), Spiritus (9271 t), Ölsaat und Kleesamen, Hanf, Tabak, Pflaumen aus Bosnien und Serbien, Honig, Wachs, Fettwaren, Hornvieh (Auftrieb: 324 262 Stück), Schweine 621 981 Stück, Jahresumsatz 30-40 Mill. Fl.), Pferde (32 744), Schafe (416 51), Häute und Felle, Knoppern, Bettfedern, Pottasche, Brenn- und Nutzholz, Steinkohlen, Petroleum. Zur Förderung des Handels und Geldwesens bestehen eine Handels- und Gewerbekammer, das Handelsmuseum (vom Staat subventioniert, 800 inländ. Aussteller, 14 Vertretungen im Orient, mit Informationsbureau), die Ungarische Handelsgesellschaft (1,2 Mill. Fl. Kapital) und die Waren- und Effektenbörse (Umsatz der erstern 7,7 Mill. Fl.). Unter den 17 größern Geldinstituten (Ende 1890: Aktienkapital 54,9 Mill. Fl., Reserven 35 Proz., davon Spareinlagen 160,6, Portefeuille 61,9, Hypothekenanleihen 266 Mill. Fl.) sind die Hauptanstalt der Österreich-Ungarischen Bank, die Ungarische Allgemeine Kreditbank (14 Mill. Fl. Aktienkapital), Ungarische Hypothekenbank (11,9 Mill. Fl.), Ungarische Eskomptebank (10 Mill. Fl.), Kommerzialbank (10 Mill.Fl.), Erste Vaterländische Sparkasse (Aktienkapital 4 Mill., Reserve 11 Mill. Fl.), Vereinigte Budapester Sparkasse (Einlagen [1890] 30,85 Mill. Fl.), Central-Landessparkasse, Ungarisches Bodenkreditinstitut (11,5 Mill. Fl. Reserve); die Erste Ungarische Allgemeine Assekuranz-Gesellschaft (Reserve 22,7 Mill. Fl.), Foncière (Aktienkapital und Reserve 6,2 Mill. Fl.) und die Franco-Hongroise (6,4 Mill. Fl.), deren Aktien von der Ersten