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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Burgsteinfurt; Burgtheater; Burgu; Burgund

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Burgsteinfurt - Burgund (Landschaft)

Spiegel- und Goldrahmenfabrik und ist eine besonders von Pragern vielbesuchte Sommerfrische. Die Gebäude der frühern Schönfärberei und Kattundruckerei (1750), die älteste Böhmens, werden jetzt für Zwecke der Spiegelfabrik benutzt.

Burgsteinfurt, Kreisstadt im Kreis Steinfurt des preuß. Reg.-Bez. Münster und Hauptort der Grafschaft Bentheim-Steinfurt, 26 km von Münster, in 50 m Höhe, an der Aa, an den Nebenlinien Gronau-Münster und Rheine-Oberhausen der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 4484 E., darunter 1543 Katholiken und 241 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Münster), evang. und kath. Kirche, fürstl. Bentheimsches Schloß mit vielen Merkwürdigkeiten und schönem Park, Bagno genannt, ein Gymnasium Arnoldinum und Realgymnasium (1588 gegründet, 1810 eingegangen, 1853 wieder eröffnet, Direktor Dr. Bouterwek, 14 Lehrer, 6 Gymnasial-, 2 Realklassen, 138 Schüler; das Realgymnasium erlischt 1894), evang. und kath. Krankenhaus (Johann-Georg-Hospital), Heilanstalt für Stotternde; Leinenweberei, Zeugdruckerei, Färberei, Tabak- und Cigarrenfabrikation, Bierbrauerei, Eisengießerei und große Baumwollspinnerei.

Burgtheater, eigentlich "Theater an der Burg", das kaiserl. Schauspielhaus in Wien, als "Hof- und Nationaltheater" 1776 gegründet, pflegt das klassische und moderne Schau- und Lustspiel mit größtem Erfolge und gilt als die erste deutsche Bühne, entspricht sonach am meisten dem Théâtre français. Von den Direktoren, bez. Vicedirektoren, sind zu nennen: Brockmann, Schreyvogel, Deinhardstein, Laube, Dingelstedt, Wilbrandt, Aug. Förster; jetziger ist Dr. Max Burckhard. - Vgl. Laube, Das B. (Lpz. 1868; 2. Aufl. 1891); Ed. Wlassak, Chronik des k. k. Hof-Burgtheaters. Zu dessen Säkularfeier (Wien 1876); Dekamerone vom B. (1. bis 3. Aufl., ebd. 1880); Lemmermayer, Das B. in Wien ("Unsere Zeit" 1889, I.); Jahrbuch des k. k. Hof-Burgtheaters für das J. 1891. Hg. von den Souffleuren (Wien u. Lpz. 1891).

Burgu, s. Borugung.

Burgund, frz. Bourgogne. Der Name B. bezeichnete früher ein bei weitem größeres Gebiet als heute (s. unten Geschichte), wo er auf das frühere Herzogtum B., den mittlern Landstrich des östl. Frankreichs, im Gebiete der Seine, Loire und Rhône beschränkt ist, der im N. von der Champagne, im O. von Savoyen und der Franche-Comté, im W. von Orléans, Nivernois und Bourbonnais und im S. von Lyonnais und Dauphiné umschlossen wird. B., bis zur Revolution eine franz. Provinz von 25714 qkm und etwa 1800000 E., jetzt in die Depart. Ain, Saône-et-Loire, Côte-d'Or und Yonne geteilt, umfaßte die Landschaften Auxois, Dijonois, Châlonnais, Charolais, Mâconnais, Auxerrois, Autunois, das Pays de la Montagne, das Bugey, Valromey, Dombes, Pays de Gex u. s. w. Der Teil links der Saône besteht aus den mehrfach gegliederten Terrassen von Hochburgund, und im S. aus der einförmigen Platte von Niederburgund, die, von allen Seiten hoch umschlossen, sich an die westl. Vorketten des Jura legt und im S. die an Teichen überaus reiche Landschaft Bresse enthält. Am rechten Ufer der Saône erheben sich in größerer und geringerer Annäherung die Abfälle des Plateau von Langres, der Côte-d'Or und der Gebirge von Charolais mit den anliegenden Höhen von Mâcon; diese drei Gruppen werden durch die tiefen Furchen des Kanals von B. und du Centre voneinander geschieden und gehen allmählich in breiten Terrassen zu den Centralebenen Frankreichs über. Im S. westlich der Bresse steigen die Höhen von Mâcon und Charolais bis gegen 1000 m, östlich derselben die Gipfel des Jura bis zu 1720 m auf. Die Hauptgewässer von B. sind die Rhône an der Südgrenze mit dem Ain und die Saône mit Doubs und Oignon; im N. der Oberlauf der Seine und die Yonne mit dem Armançon, und im Gebiete der Loire, außer dem kleinen Anteil ihrer selbst, der Arroux. Eine Verbindung zwischen diesen Flußgebieten stellen die beiden genannten Kanäle her und gestalten durch Hinzutritt des vom Doubs abgehenden Elsaßkanals B. zu einer wichtigen Durchgangslandschaft zwischen Mittelmeer, Nordsee, Kanal und Atlantischem Ocean.

Unter den mineralischen Schätzen finden sich die Baustoffe stark vertreten; die Brennstoffe sind fast nur auf die bedeutenden Steinkohlenlager des Depart. Saône-et-Loire beschränkt; unter den metallischen Ausbeuten verdient das Eisen der Depart. Saône-et-Loire und Côte-d'Or hervorgehoben zu werden, woselbst auch eine bedeutende Industrie mit dessen Verarbeitung beschäftigt ist. Im Schutze eines sehr gesunden und milden Klimas, das nur im Süden weniger günstig ist, blüht eine ausgedehnte Forst- und Wiesenkultur, einträglicher Acker- und Gartenbau und ausgezeichneter Weinbau. (S. Burgunderweine.)

Geschichte. Die Burgunder oder Burgundionen, ein großer german. Volksstamm, waren ein Zweig des got. Stammes, der ursprünglich an der Weichsel und Oder saß, von hier aber in der Völkerwanderung weiter südwestlich gedrängt wurde. Im Verein mit den Vandalen u. a. durchbrachen sie die Alamannen, gingen um 410 über den Rhein und ließen sich in der Gegend von Worms nieder. Sie erlitten jedoch 437 unter ihrem König Gundicar eine große Niederlage durch die Hunnen (nicht gerade durch Attila), wovon sich noch im Nibelungenlied die Nachklänge finden, und begaben sich nun unter die Oberhoheit der Römer, von welchen sie 443 in der Sabaudia (Savoyen) angesiedelt wurden. Von hier breiteten sie sich bei dem Zerfall des Römischen Reichs und im Anschluß an die stammverwandten Westgoten allmählich weiter aus, sodaß die burgund. Könige, deren es oft mehrere gab, so ziemlich das ganze Gebiet der Rhône, jedoch ohne die Provence, beherrschten. Ihre Hauptstädte waren Genf, Lyon und Vienne. Sie nahmen in Gallien das arianische Christentum an, ohne darum die kath. Romanen des Landes zu verfolgen, unter denen sie zerstreut lebten, da jedem Burgunder die Hälfte eines röm. Hofs bei der Ansiedelung zugewiesen war und zwei Drittel des angebauten Landes. Dies und der Umstand, daß sie von vornherein nicht sehr zahlreich waren, erklärt ihre frühe Verwelschung. Von ihrer Sprache sind nur wenige Reste erhalten, wohl aber ihr Gesetzbuch (s. Burgundisches Gesetz), genannt nach dem Könige Gundobad (um 500). Die Gegnerschaft der kath. Franken veranlaßte im 6. Jahrh. den König Sigismund katholisch zu werden; dennoch konnten die Burgunder sich gegen die übermächtigen Könige der Franken, die Söhne Chlodwigs und der burgund. Clothilde, nicht halten. Sigismund wurde in einer Schlacht besiegt, mit seiner Familie gefangen und in Orléans ertränkt, sein Bruder Godomar II. fiel