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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ça ira; Cairn; Cairnes; Cairngorm; Cairns; Cairo; Cairŏli; Caisse; Caisse des retraites pour la vieillesse

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Ça ira - Caisse des retraites pour la vieillesse

darunter 139 Katholiken, Post, Telegraph und Aktienbrauerei. In der Nähe liegt das große Eisenhüttenwerk «Königin-Marien-Hütte» (Aktiengesellschaft, 2000 Arbeiter), mit einem Hochofen, Schienen- und Feineisenwalzwerk, Maschinenbauanstalt, Brückenbauwerkstatt, Gießerei, Emaillierhütte, Schlosserei, Chamotteziegelei und mehrern auswärts befindlichen Eisensteingruben.

Ça ira (spr. ßă irá, «es wird gehen»), berühmtes franz. Revolutionslied (Carillon national, «nationales Glockenspiel») von 1789, mit dem Refrain: «Ah! ça ira, ça ira, ça ira! Les aristocrates à la lanterne!» Der Text stammt von dem Straßensänger Ladré, die Melodie von Bécourt, Trommelschläger der Großen Oper.

Cairn (spr. kährn) oder Carn, Bezeichnung für megalithische Denkmäler, resp. Grabmonumente der Steinzeit in England. Ob sie den Kelten zugeschrieben werden dürfen, ist sehr fraglich; wahrscheinlich gehören sie, wie überhaupt die Steinzeitkultur in England, der vorkeltischen Urbevölkerung an.

Cairnes (spr. kährns), John Elliot, engl. Nationalökonom, geb. 26. Dez. 1823 zu Castle Bellingham, studierte seit 1848 an der Universität zu Dublin die Rechte, wurde 1856 Professor der polit. Ökonomie daselbst, 1859 Professor der Nationalökonomie und Jurisprudenz am Queen’s College in Galway und lehrte am University College in London. Er starb 8. Juli 1875 zu Blackheath bei London. C. ist ein Schüler John Stuart Mills; er schrieb: «The character and logical method of political economy» (Lond. 1857; 2. Aufl. 1875), «The slave power» (1862; 2. Aufl. 1863), «Essays in political economy» (Lond. 1873), «Political essays» (ebd. 1873) und endlich «Some leading principles of political economy» (ebd. 1874; 2. Aufl. 1883).

Cairngorm (spr. kährngorm, d. i. Blauer Berg), Berggruppe in dem Grampiangebirge (s. d.) zwischen Spey und obern Dee. Die höchsten Gipfel, wie Ben Muichdhui oder Macdui (1309 m) und C. (1248 m), tragen an geschützten Stellen das ganze Jahr hindurch Schnee. Es finden sich in den C. schöne Bergkrystalle, Cairngorm-Steine, welche zu Bijouterien verarbeitet werden.

Cairns (spr. kährns), Hugh MacCalmont, Graf, konservativer engl. Staatsmann, geb. Dez. 1819 in Cultra in Irland, studierte in Dublin Rechtswissenschaft, war seit 1844 vielgesuchter Anwalt in London und erwarb sich seit 1852 auch im Parlament durch seine Rednergabe und jurist. Kenntnisse hervorragendes Ansehen. Unter Derby wurde er Febr. 1858 Generalstaatsanwalt (Solicitor general), dann 1866 Kronanwalt (Attorney general) und endlich Lord-Oberrichter am Oberappellationsgericht (Lord justice of appeal). Seit Febr. 1867 als Baron C. von Garmoyle im Oberhaus sitzend, förderte er die Durchführung der Parlamentsreformbill von 1867 und wurde Febr. 1868 und Febr. 1874 in den Ministerien Disraelis Lordkanzler. In dieser Stellung vollendete er 1874‒75 die von seinem liberalen Vorgänger Lord Selborne begonnene Reform der Gerichtsverwaltung. Er wurde 1878 zum Grafen erhoben und starb 2. April 1885.

Cairo, Hauptstadt von Ägypten, s. Kairo.

Cairo (spr. kähro), Hauptstadt des County Alexander in der südlichsten Ecke des nordamerik. Staates Illinois, etwa 200 km südsüdöstlich von St. Louis, an der Mündung des Ohio in den Mississippi, in ungesunder Lage, auf der Halbinsel, welche durch den Zusammenstoß beider Ströme gebildet wird, ist gegen die verheerenden Überschwemmungen (z. B. 1858) jetzt durch umfassende Deichbauten geschützt, ist Kreuzungspunkt mehrerer Bahnen (darunter die von Norden direkt nach Neuorleans laufende Illinois-Central), hat (1890) 10324 E., ein schönes Zollhaus sowie beträchtlichen Fracht- und Großhandel.

Cairŏli, Benedetto, ital. Freiheitskämpfer und Staatsmann, geb. 28. Jan. 1825 zu Pavia, nahm an den ital. Freiheitskämpfen, in denen seine vier jüngern Brüder fielen, schon 1848 teil, mußte aber schließlich nach der Schweiz flüchten. 1860 beteiligte er sich als Hauptmann an dem Zug der Tausend und wurde mehrmals schwer verwundet; 1866 befehligte er Garibaldis Hauptquartier. In der Kammer, der er seit 1860 angehörte, saß er auf der äußersten Linken und wurde 1878 zum Präsidenten gewählt, worauf Depretis die Regierung an C. überließ, der nun den Vorsitz des Kabinetts und die Ministerien des Auswärtigen und des Handels übernahm. Er trat Dez. 1878 zurück, übernahm aber Juli 1879 wieder das Auswärtige und den Ministervorsitz, sah sich jedoch im Nov. 1879 genötigt, Depretis in sein Kabinett aufzunehmen. Nachdem C. sich durch die Duldung irredentistischer Umtriebe Österreich und Deutschland entfremdet hatte, ließ er sich von Frankreich mit der Wegnahme von Tunis überraschen, worauf er sein Amt niederlegte. Als Depretis 1883 aus den gemäßigtern Elementen der Rechten und der Linken eine neue Regierungsmehrheit zu bilden versuchte, trat C. neben Crispi und Nicotera und den im Mai aus dem Kabinett ausgetretenen Baccarini und Zanardelli (sog. Pentarchie) an die Spitze der Opposition. Er starb 8. Aug. 1889 in der königl. Villa Lago di Monte bei Neapel. – Vgl. E. Martinengo, Patriotti italiani (Mail. 1890).

Caisse (frz., spr. käß), Kasten, Kasse; C. d’amortissement (spr. damortiss’máng), Schuldentilgungskasse; C. des dépôts (spr. dä depoh), Aufbewahrungsanstalt für Wertpapiere; C. d’épargne (spr. depárnj), Sparkasse; C. d’escompte (spr. deßkóngt), Diskont- oder Vorschußkasse; Caissier (spr. käßĭeh), Kassierer.

Caisse des retraites pour la vieillesse, eine in Frankreich unter Napoleon Ⅲ. durch Gesetz vom 18. Juni 1850 gegründete und durch Gesetz vom 20. Juli 1886 reorganisierte und staatlich garantierte Altersversorgungskasse, welche neben den privaten, dem gleichen Zweck dienenden Versicherungsgesellschaften den Einzahlern von einem gewissen Alter ab eine lebenslängliche Rente gewährt. Die Kasse beruht auf dem Grundsatz unbedingter Freiwilligkeit des Beitritts. Einzahlungen durften früher nur erfolgen in Höhe von mindestens 5 Frs., jetzt in jedem beliebigen Betrage von vollen Francs. Bei der Einzahlung, die außer an den durch ganz Frankreich verbreiteten Zahlstellen der Kasse auch bei den Regierungs-Haupt- und Steuerkassen sowie Postanstalten geleistet werden kann, muß man erklären von welchem Lebensjahre ab man die Rente zu beziehen wünscht. Die Höhe der Rente ist bedingt durch die Größe der Einlage, das Beitrittsalter, den zu Grunde gelegten Zinsfuß und den Vorbehalt der Rückvergütung. Der Einzahler hat nämlich die Wahl, entweder das Kapital der Kasse gegen eine höhere Rente zum Eigentum zu überlassen, oder zu bestimmen, daß dasselbe nach seinem Tode an seine Rechtsnachfolger ausbezahlt wird. Die Rente, für

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