Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Calvaert; Calvaire; Calvaquet; Calvarĭa; Calvarienberg; Calvatĭca; Calvert; Calvi; Calvīn

859

Calvaert - Calvin

Calvaert (spr. kálfahrt), Denijs, genannt Dionisio Fiammingo, niederländ. Maler, befand sich 1556 zu Antwerpen, kam sehr jung nach Italien, wo er die Schule Fontanas und Sabbatinis in Bologna besuchte; mit letzterm reiste er nach Rom. Nachdem er einige Zeit nach Raffael gezeichnet hatte, eröffnete er eine Schule zu Bologna, aus der viele Meister, wie Albano, Guido Reni und Domenichino hervorgingen, die später freilich zur Carraccischen Schule ablenkten. Er starb 17. März 1619 zu Bologna, wo sich die besten seiner Gemälde befinden. Die Bologneser betrachten ihn als einen der Wiederhersteller ihrer Schule, besonders in Hinsicht des warmen Kolorits. Dennoch mußte seine manierierte Richtung später den Reformen der Carracci das Feld räumen. Agost. Carracci und Sadeler haben einen Teil seiner Werke gestochen, unter denen als die hervorragendsten sein Heil. Michael in San Petronio, Das Paradies in der Servitenkirche zu Bologna und Maria mit dem heil. Franz und Dominicus (1598, Dresdener Galerie) anzuführen sind.

Calvaire (spr. -währ), Notre Dame du, s. Calvaria.

Calvaquet, s. Cavalquet.

Calvarĭa, Kongregation von unserer lieben Frau von C. (Notre Dame du Calvaire), eine Genossenschaft von reform. Benediktinerinnen (s. Benediktiner), gegründet 1617 von Antoinette von Orléans, der Witwe des Marquis von Belle-Isle, von Gregor XV. 1621 bestätigt. Der nur in Frankreich verbreitete Orden ging in der Revolution unter, ward aber später wiederhergestellt.

Calvarienberg, s. Kalvarienberg.

Calvatĭca, s. Calautica.

Calvert (spr. källwĕrt), George und Cecilius, s. Baltimore, George Calvert.

Calvert (spr. källwĕrt), George Henry, nordamerik. Schriftsteller, geb. 2. Jan. 1803 zu Baltimore (Maryland), studierte am Harvard College und in Göttingen namentlich die deutsche Litteratur. Nach seiner Rückkehr nach Amerika gab er mehrere Jahre den "Baltimore American" heraus; seit 1843 wohnte er in Newport (Rhode-Island), wo er 29. Mai 1889 starb. Von seinen Werken sind zu nennen eine metrische Übersetzung von Schillers "Don Carlos" (1836), "Count Julian", Tragödie (1840), die Übersetzung eines Teils des Schiller-Goetheschen Briefwechsels (1845), ferner "Scenes and thoughts in Europe" (2 Bde., 1846 - 52; neue Ausg. 1864), "Cabiro", ein Gedicht (2 Tle., 1840 und 1864), "Poems" (1847), "The Battle of Lake Erie" (1853), "An introduction to social science" (1856), "Joan of Arc" (1860), "The Gentleman" (1863), "Anyta and other poems" (1863), "Arnold and André", histor. Schauspiel (1864), "First years in Europe" (1867), "Ellen" (1869), "Goethe, his life and works" (1872), "Brief Essays and Brevities" (1874), "Essays æsthetical" (1875), "Charlotte von Stein" (1877), "Wordsworth" (1875), "Coleridge, Shelley and Goethe" (1880).

Calvert (spr. källwĕrt), Grace, Chemiker, geb. 1819 in London, begann in dem Laboratorium von Girardin in Rouen seine Studien, arbeitete später als Chemiker bei Robiquet und Pelletier und als Assistent von Chevreul zu Paris. 1846 siedelte er nach Manchester über, wo er bald darauf Professor der Chemie an der Royal Institution und dann an der mediz. Schule wurde. Als Preisrichter bei der Weltausstellung nach Wien gesandt, erkrankte er und starb, nach England zurückgekehrt, 24. Okt. 1873. Er lieferte zahlreiche chem., technisch-chem. sowie hygieinische Untersuchungen, namentlich über die Darstellung der Carbolsäure, über die Konstitution des Chlorkalks, über die Vorgänge des Puddelprozesses, über die Verwendung der schwefligen Säure in der Zuckerfabrikation. Er schrieb: "Lectures on coal-tar colours and dyeing" (Manchester 1863).

Calvi. 1) Arrondissement im franz. Depart. Corse, hat 1115,05 qkm, (1891) 26050 E., 35 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone Belgodere (123,60 qkm, 3797 E.), Calenzana (735,65 qkm, 6733 E.), C. (50,38 qkm, 3121 E.), L' Ile-Rousse (34,34 qkm, 5300 E.), Muro (67,81 qkm, 5113 E.), Olmi-Capella (103,27 qkm, 1986 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements C. auf der Westseite der franz. Insel Corsica, an der Linie Ponte-Leccia-C. (74 km) der Cors. Eisenbahn, Festung zweiter Klasse, liegt auf und an einem hohen Felsen, hat (1891) 2008, als Gemeinde 2162 E., Post und Telegraph; eine alte Kathedrale mit dem Denkmal der Familie Baglioni; eine geräumige Reede, regelmäßige Dampferverbindung mit Marseille und Nizza; Fischerei, Bleigruben sowie Handel mit Südfrüchten, Häuten, Wein, Holz und Wachs. - C., lange Zeit Hauptstütze der genues. Herrschaft (der alte genues. Gouverneurspalast ist jetzt Kaserne), wurde 1794 von den Engländern erobert.

Calvi, Felice, Graf, ital. Historiker, geb. 16. Dez. 1822 zu Mailand, studierte Geschichte und Philosophie und verfaßte den Roman "Un castello nella Campagna Romana", dem andere folgten, widmete sich dann aber fast ausschließlich histor. Forschungen. Er schrieb: "Di Ausonio Franchi e della filosofia contemporanea" (Mail. 1870; neue Ausg. 1887), "Vicende del Monte di pietà in Milano, con documenti" (ebd. 1872), "Il Patriziato milanese secondo nuovi documenti" (ebd. 1876), Curiosità storiche e diplomatiche del secolo XVII. Corrispondenze segrete di grandi personaggi" (ebd. 1878), "Il gran cancelliere Francesco Taverna e il suo processo" (ebd. 1882), "Del cerimoniale per l' ammissione dei nobili giureconsulti" (ebd. 1886), "Bianca Maria Sforza Visconti" (ebd. 1888), "Storia del castello di Milano" (ebd. 1892). Sein Hauptwerk ist das mit mehrern Gelehrten herausgegebene "Famiglie notabili milanesi" (4 Bde., ebd. 1875 - 87).

Calvīn, Joh., eigentlich Jean Caulvin oder Cauvin, Reformator, geb. 10. Juli 1509 zu Noyon in der Picardie, zeigte schon als Knabe tiefreligiösen Sinn und großen sittlichen Ernst. Die specifisch evang. Richtung, die sein Denken schon in Noyon nahm, verdankte er Olivetanus (s. d.). Er studierte in Paris, Orléans und Bourges unter hervorragenden Rechtslehrern, kehrte nach des Vaters Tode 1532 nach Paris zurück, wo er mit Beifall in den Versammlungen der evang. Gesinnten predigte. Die früher erhaltene Pfründe legte er nieder und gab Senecas Bücher "De elementia" (Par. 1532) mit Kommentar heraus, um König Franz I. zu mildern Maßregeln gegen die Evangelischen zu bewegen. In der "Psychopannychia" (ebd. 1534) widerlegte er die Annahme eines Seelenschlafs; in der Rede an den König vom Allerheiligenfeste 1533, die C. für den Rektor der Universität, Nikolaus Cop, verfaßt hatte, sprach er sich über die Religionsfragen so frei aus, daß er Paris verlassen mußte. Er begab sich ins südl. Frankreich, 1534 nach Basel. Hier erschien im März 1536 seine "Institutio religionis chri-^[folgende Seite]

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]