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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cameo - Camerarius

herstellen ließ, begründet, 1810 aufgelöst wurde. Die 25 Stiftsdörfer der Abtei gehörten seit 1838 der Prinzessin Marianne der Niederlande, der geschiedenen Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen, die, nachdem das ehemalige Schloß und die Klostergebäude 1817 abgebrannt waren, nach Plänen von Schinkel durch Martius auf dem nahen Hartheberge ein großartiges Schloß in got. Stil sowie unterhalb desselben eine evang. Kirche erbauen ließ. Seit ihrem Tode (1883) ist ihr Sohn, Prinz Albrecht von Preußen, Besitzer des Schlosses und des 1876 gegründeten Nassau-Oranien-Niederländischen Fideikommisses, zu dem die Herrschaften C., Seitenberg und Schnallenstein gehören.

Camēo, (Cammeo, ital.), s. Kameen, Gemme und Steinschneidekunst.

Camĕra (lat.), Gemach, Kammer (s. d.) als Bezeichnung für Behörden, z. B. C. imperiālis, Reichskammergericht; C. apostolĭca, die päpstl. Rentenkammer; alla camera (ital. in der Musik), nach dem Kammerton (s. d.).

Camĕra clara (lat.), eine Modifikation der Cmera obscura, (s. d.), bei der das auf eine matte Tafel entworfene Bild von außen durch eine Linse betrachtet wird; nicht zu verwechseln mit Camera lucida (s. d.).

Camerācum, s. Cambrai.

Cameralĭa (lat.), s. Kameralwissenschaft.

Camĕra lucida (lat., d. i. lichte Kammer) ist ein (1809) vom Engländer Wollaston erfundenes optisches Hilfsmittel zum Landschaftszeichnen, das aber aus keinem kammerähnlichen Raume besteht, wie man aus seinem Namen schließen könnte, sondern aus einem kleinen, vierseitigen Glasprisma, dessen Winkel nach der Reihe 90, 67½, 135 und 67½° betragen (s. beistehende Skizze). Man hält dasselbe so, daß die eine, e m, der beiden einen rechten Winkel einschließenden Flächen zuoberst und horizontal liegt, die andere, m n, aber vertikal und den abzubildenden Gegenständen zugekehrt steht; sieht man nun lotrecht hinunter auf die Ecke e der obern Fläche e m, indem man das Auge a jener Ecke sehr nahe bringt, so erblickt man die Bilder der Gegenstände auf einem unter dem Prisma befindlichen Papier. Dies kommt von der auf den beiden geneigten Flächen e r und r n des Prismas durch totale Reflexion bei v und w erfolgten zweimaligen Spiegelung nach aufwärts in die eine halbe Pupille des Auges a, während man zugleich neben der Ecke e vorbei mit der andern halben Pupille nach einem horizontalen Papier und der Spitze eines Zeichenstiftes direkt hinsieht. Da hierher auch das Spiegelbild b' des Objekts b projiciert wird, so läßt sich dieses Bild nachzeichnen. Kurzsichtige müssen sich dabei eines konkaven, vor die vertikale, den Gegenständen zugewendeten Fläche m n gestellten, Fernsichtige eines konvexen, unterhalb des Prismas, an der Fassung desselben angebrachten Glases bedienen. Um das Auge nicht zu ermüden, wendet man farbige Zwischengläser an. Mittels seiner Fassung ist das Prisma an einem horizontalen Arme festgemacht, der von einer kleinen vertikalen Säule ausgeht: eine Schraubenzwinge dient dazu, das Instrument an den Tisch anzuschrauben. Auch bei Mikroskopen und Fernrohren läßt sich die C. l. anbringen, um die vergrößert gesehenen Bilder nachzuzeichnen. Man giebt dem Prisma in solchen Fällen die Form eines rechtwinklig-gleichschenkligen Prismas, das nur eine sehr geringe Länge und Breite hat; die Spiegelung geschieht dann an der innern Hypotenusenfläche infolge der dort eintretenden totalen Reflexion. Schon vor Wollaston hatte Sömmerring (1808) eine C. l. mittels eines sehr kleinen, unter 45° gegen den Horizont geneigten Stahlspiegelchens konstruiert, bei welchem der Strahlengang ähnlich war wie bei den total reflektierenden Prismen.

^[Abb.: Camera lucida]

Camĕrae nuntĭi (lat.), Kammerboten, in der fränk. Verfassung, ebenso wie Königsboten (Missi dominici) für einen bestimmten Fall beauftragte Stellvertreter des Königs. Die Bezeichnung C. n. begegnet nur für zwei schwäb. Große (Erchanger und Berchtold), die urkundlich Pfalzgrafen genannt werden und Anfang des 10. Jahrh. den Versuch machten, die herzogl. Gewalt an sich zu bringen.

Camĕra obscūra (lat., d. i. dunkle Kammer). Bringt man in dem Fensterladen eines verdunkelten Raumes eine kleine Öffnung an, so entstehen auf der gegenüberliegenden weißen Wand umgekehrte Bilder der vor dem Fenster befindlichen beleuchteten Gegenstände, indem, wie die Figur zeigt, das von A nach allen Seiten ausgehende Licht durch die Öffnung hindurch nur eine bestimmte Stelle a der Wand beleuchten kann. Ebenso gelangt das Licht von B nur nach b. Hierbei kreuzen sich die Verbindungslinien A a, B b in der Öffnung. Dieses einfache Experiment, das einen überraschenden Anblick bietet, wurde von Joh. Bapt. Porta (1558) angestellt. Durch eine kleine Öffnung entstehen scharfe, aber lichtschwache Bilder. Porta verwendete später eine große Öffnung, die er mit einer Linse deckte, die nun gleichwohl die von einem Punkt ausgehenden Strahlen wieder in einem Punkte sammelt, wobei aber allerdings nur in gewissen Entfernungen liegende Objekte auf der Wand zur scharfen Abbildung gelangen. Rob. Hooke hat (1679) eine tragbare C. o. konstruiert, die zum Nachzeichnen verwendet werden konnte. Dieselbe wird gegenwärtig durch die Camera lucida (s. d.) ersetzt. Auch das Auge ist, wie Kepler erkannte, im wesentlichen eine C. o. Das Auge des Nautilus stellt eine Portasche Camera ohne Linse vor. Die C. o. findet in verbesserter Form Anwendung in der Photographie und heißt dann photographische Camera (s. Photographie).

Die pantoskopischc Camera oder der Panoramenapparat ist eine zuerst von dem deutschen Kupferstecher Martens in Paris angegebene photogr. Camera, die sich während der Aufnahme drehen läßt, sodaß die einzelnen Teile einer Landschaft nach und nach in das Gesichtsfeld des Apparats treten, wodurch es möglich wird, ein ganzes Panorama auf einer einzigen Platte aufzunehmen.Die im Handel befindlichen photogr. Panoramenbilder nach Schweizerlandschaften sind in dieser Weise gefertigt.

^[Abb.: Camera obscura]

Camerarĭus (lat.), Kämmerer.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]