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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Canale - Canarienvogel

Bei Narbonne, wo er in einem 234 m langen Tunnel den Mont Malpas durchbricht, zweigt der Canal de la Robine zum Meere ab; um die ungünstigen Schiffahrtsverhältnisse der mittlern Garonne zu umgehen, wurde 1838 eine Fortsetzung von Toulouse bis St. Macaire, der Canal latéral à la Garonne, erbaut. Der Verkehr ist seit Entwicklung des Eisenbahnnetzes zurückgegangen. - Vgl. Bernard, Le C. d. M. (im "Bulletin de la Société de géographie commerciale de Bordeaux", 1889).

Canāle, im Adriatischen Meere die Meeresstraßen zwischen den Quarnerischen und Dalmatinischen Inseln.

Canāle, Antonio, venet. Maler, s. Canaletto.

Canāle, Michele Giuseppe, ital. Historiker, geb. 23. Dez. 1808 zu Genua, studierte daselbst Philologie und Rechte, wurde wegen seiner polit. Ansichten und Bestrebungen viel verfolgt, bis er durch Cavours Vermittelung Professor für Geschichte und Geographie am Technischen Institut zu Genua wurde. Zugleich war er Oberbibliothekar der Civico-Beriana (Stadtbibliothek). Er starb 4. Juni 1890 in Genua. Sein Hauptwerk ist die "Storia della repubblica di Genova" (Bd. 1 - 4, Flor. 1864; Bd. 5, Genua 1874). Unter seinen zahlreichen übrigen Schriften sind nennenswert: "Della Crimea e dei suoi dominatori dalle sue origini fino al trattato di Parigi" (3 Bde., Genua 1861), mehrfach übersetzt; "La vita ed i viaggi di Cristoforo Colombo" (Flor. 1863), "Storia del commercio, dei viaggi, delle scoperte e carte nautiche degli Italiani" (Genua 1867), "Gli Annali di Caffaro e i suoi continuatori" (ebd. 1886).

Canaletto ist der Beiname zweier venet. Maler aus dem 18. Jahrh., die sich in der Darstellung von Landschaften und Städteansichten ausgezeichnet haben. Der ältere, Antonio Canale, geb. 18. Okt. 1697 zu Venedig, war Sohn und Schüler eines Theaterdekorationsmalers, an dessen Beschäftigungen er anfangs teilnahm. Dann studierte er in Rom nach den antiken Bauwerken und malte röm. Ansichten. Später lebte er in Venedig, und 1746 - 48 in London. C. starb 20. April 1768 zu Venedig. Er lieferte, unterstützt von technischer Fertigkeit und Kenntnis der Perspektive, eine Menge trefflicher Ansichten von Venedig, von denen besonders die vom Canal-Grande sich durch Treue des Wiedergegebenen und glückliche Erfindung auszeichnen und mit charakteristischen Figuren von Tiepolo ausgestattet wurden. Mehrere seiner engl. Prospekte sind von ihm selbst radiert.

Bernardo Belotto (Bellotto), genannt C., sein Neffe und Schüler, geb. 30. Jan. 1720 zu Venedig, leistete als Maler wie als Kupferstecher Vorzügliches. Er übte seine Kunst in Venedig, Rom, Verona, Brescia und Mailand, später auch am sächs. Hofe zu Dresden, wo er Mitglied der neuerrichteten Akademie wurde. 1768 ging er als Hofmaler des Königs Stanislaus Poniatowsky nach Warschau; dort starb er 17. Okt. 1780. Er malte seine Städteansichten nicht minder poetisch, doch realistisch treuer und freier von dem Goldtone der ältern Schule als sein Oheim. Für den Wiener Hof malte er ausgezeichnete Ansichten kaiserl. Lustschlösser, Schloßhof Schönbrunn und Plätze und Straßen von Wien (jetzt im Hofmuseum zu Wien). Unter seinen Radierungen sind die berühmtesten: 15 Ansichten von Dresden, die zum Teil selten geworden, Ansichten von Königstein und Pirna sowie von Warschau. 37 Bilder von ihm sind in Dresden. - Vgl. Rud. Meyer, Die beiden C. (Dresd. 1878).

Canalicŭlus lacrymālis, Thränenkanälchen, s. Auge (Bd. 2, S. 106 b).

Canal latéral à la Garonne, s. Canal du Midi.

Canandaigua (spr. kännĕndehgwa), Hauptort des County Ontario im nordamerik. Staate Neuyork, etwa 130 km östlich von Buffalo, am Nordende des Sees C., in herrlicher Lage, ist Eisenbahnknotenpunkt, hat ein schönes Rathaus, eine Akademie, Female Seminary, kath. Waisenhaus, Irrenanstalt und 6000 E. Auf dem See findet Dampferverkehr statt.

Cananore (spr. kännänuhr), indobrit. Stadt, s. Kannanur.

Cañar (spr. kanjar), Ort in der Provinz Cuenca der südamerik. Republik Ecuador, am Fuße des Passes von Azuay, über den einst die Via real der Inkas führte, hat großartige Ruinen aus altperuan. Zeit, Gold- und Silberminen.

Canarĭa oder Gran Canaria (s. d.), eine der Canarischen Inseln.

Canarĭa, Felsenthal bei Airolo (s. d.).

Canarie (spr.-rih, Canary à deux), beliebter Gesellschaftstanz des 16. und 17. Jahrh., entstammt einem für einen Maskenball zur Zeit Heinrichs III. von Frankreich komponierten Divertissement, bei dem die Tanzenden als Könige und Königinnen von Mauretanien oder auch als Wilde mit vielfarbigem Federschmuck verkleidet waren. Die Musik bewegte sich im schnellen Dreiachtel- oder Sechsachteltakt.

Canarĭenglas, Uranglas, ein gelbgrün fluoreszierendes Glas, dessen Farbe durch einen Zusatz von Uranoxyd hervorgebracht wird.

Canarĭengras, s. Phalaris.

Canarĭenharz, Canarĭennüsse, s. Canarium.

Canarĭensamen, s. Phalaris.

Canarĭensekt, Canarienwein, süßer Liqueurwein der Canarischen Inseln, geringer als der Madeira: er bedarf 3 Jahre zum Ausreifen und erhält dann ein an Ananas erinnerndes Aroma. Nicht zu verwechseln sind die "Sekte" mit den Vidognaweinen der gleichen Herkunft; diese sind trockne Weißweine mit wenig Körper und Parfum, dagegen starkem Alkoholgehalt. Früher waren die C., zu denen übrigens auch der Madeira gerechnet wurde, viel berühmter als heutzutage, wo sie fast nur noch unter fremder Etikette, als Sherry oder Madeira, in den Handel gelangen. Den meisten und besten Wein produziert Teneriffa (Hauptlagen Laguna, Orotava, Tacaronte, Matanza), nächstdem stehen die Produkte der Inseln Gomera (beste Lage Herminga), Ferro (Jolfo) und Palma im Ansehen. Bis zum J. 1850 betrug der gesamte Weinertrag der sieben Canarien etwa 25000 Pipen (à 454 l), durch das Oidium (Traubenfäule) ist derselbe jedoch in neuerer Zeit bedeutend reduziert worden. Der größte Teil der Produktion geht nach Brasilien. Hamburg führte 1890 ein: 3355 hl im Werte von 194600 M.; Bremen: 1278 hl im Werte von 65268 M.

Canarĭenvogel ist eine Singvogelart aus der Familie der Finken, welche im System den Namen Canarischer Fink (Fringilla s. Serinus s. Dryospiza canaria L.) führt, da sie die Canarischen Inseln bewohnt. Jetzt ist der C. bei uns der gemeinste Stubenvogel, der fast das ganze Jahr hindurch, mit Ausnahme der Mauserzeit, seinen Gesang hören läßt und leicht im Bauer gehalten wird. In seinem Vaterlande lebt er auf Feldern und in Gärten und

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