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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Carptor; Carpus; Carpzov; Cārr; Carracci

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Carptor - Carracci

net durch langen, dünnen Schnabel, breite, kräftige Flügel und 14federigen Schwanz. Die Deckfedern der Flügel und des Schwanzes dieser, nur je ein einziges Ei legenden, die Sunda-Inseln, Molukken u. s. w. bewohnenden und sich von Früchten nährenden Tauben haben metallisch grünen Glanz.

Carptor (lat.), bei den Römern der Sklave, der die Speisen zu zerlegen und vorzuschneiden hatte.

Carpus (grch. karpós), Vorderhand, Handwurzel, Faustgelenk (s. Hand).

Carpzov, sächs. Gelehrtenfamilie, die von Simon C., in der Mitte des 16. Jahrh. Bürgermeister zu Brandenburg, abstammte. Er hinterließ zwei Söhne, Joachim C., der als dän. Generalfeldzeugmeister 1628 zu Glückstadt im Holsteinischen starb, und Benedikt C., geb. 22. Okt. 1565 zu Brandenburg, der 1595 Professor der Rechte zu Wittenberg und 1602 Kanzler der verwitweten Kurfürstin Sophie zu Colditz wurde, dann nach Wittenberg zurückging und 26. Nov. 1624 starb. Benedikt hatte fünf Söhne: 1) Konrad C., geb. 11. Juli 1593 zu Wittenberg, Professor der Rechte daselbst, gest. 12. Febr. 1658 als Kanzler des Erzstifts Magdeburg. 2) Benedikt C., Kriminalist, geb. 27. Mai 1595 zu Wittenberg, machte weite Reisen, wurde dann Professor zu Leipzig und Beisitzer am dortigen Schöppenstuhl, 1639 Appellationsrat in Dresden, 1645 Ordinarius der Juristenfakultät zu Leipzig, 1653 Geheimrat zu Dresden, zog 1661 aber wieder nach Leipzig und starb daselbst 30. Aug. 1666. Großes Ansehen erlangte er insbesondere durch seinen Kommentar über die Konstitutionen des Kurfürsten August von 1572 u. d. T. «Definitiones forenses» (Lpz. 1638; neue Aufl. 1721), durch die «Practica nova Imperialis Saxonica rerum criminalium» (Wittenb. 1635; hg. von Böhmer, 3 Bde., Frankf. 1758), die «Jurisprudentia Romano-Saxonica» oder «Opus decisionum illustrium Saxonicarum» (Lpz. 1646–54 u. ö.), worin er die deutschrechtlichen Anschauungen entschieden zur Geltung brachte, die «Jurisprudentia ecclesiastica seu consistorialis» (ebd. 1649 u. ö.), durch welche Schrift er der Hauptbegründer des Episkopalsystems (s. d.) in der evang. Kirche Deutschlands geworden ist, und den «Processus juris Saxonici» (Jena 1657). Sein Inquisitionsprozeß, später vielfach wegen seiner Härte getadelt, stand lange Zeit in Sachsen in hohem Ansehen. Seine größte Bedeutung liegt darin, daß er die in Deutschland seit der Aufnahme des röm. Rechts zur Geltung gelangte jurist. Praxis wissenschaftlich abgeschlossen hat. – 3) Christian C., geb. 20. April 1605 zu Colditz, wurde 1632 Professor der Rechte zu Frankfurt a. O., wo er 20. Dez. 1642 starb. – 4) August C., geb. 4. Juni 1612 zu Colditz, seit 1651 Kanzler und Konsistorialpräsident zu Coburg, seit 1675 Gothaischer Geheimrat, gest. 19. Nov. 1683 zu Coburg, hat sich um die coburg. Lande verdient gemacht. – 5) Johann Benedikt C., geb. 22. Juni 1607 zu Rochlitz, gest. 22. Okt. 1657 als Professor der Theologie zu Leipzig und Prediger an der Thomaskirche, bekannt namentlich durch sein «Hodegeticum» (1636), eine Zusammenstellung der homiletischen Regeln, worin er nicht weniger als 100 Dispositionsmethoden aufstellt, und seine «Isagoge» oder Einleitung in die symbolischen Bücher der luth. Kirche (Lpz. 1665; 2. Aufl. 1675). Er war Vater von fünf Söhnen: a. David Benedikt C., der Prediger wurde und «De pontificum Hebraeorum vestitu sacro» (Jena 1655) schrieb. – ^[Spaltenwechsel] b. Johann Benedikt C., geb. 24. April 1639 zu Leipzig, gest. 23. März 1699 als Professor der Theologie und Prediger an der Thomaskirche zu Leipzig, ein tüchtiger Kenner der hebr. Sprache und Litteratur und Übersetzer mehrerer rabbin. Schriften. – c. August Benedikt C., geb. 2. Nov. 1644 zu Leipzig, seit 1669 Professor der Rechte daselbst, gest. 4. März 1708. – d. Samuel Benedikt C., geb. 17. Jan. 1647, seit 1671 Professor der Dichtkunst zu Leipzig, 1674 Hofprediger, 1692 Oberhofprediger zu Dresden, gest. 31. Aug. 1707. – e. Friedrich Benedikt C., geb. 1. Jan. 1649, der die Rechte studierte, später Kaufmann wurde, als Senator zu Leipzig 20. Mai 1699 starb und einer der thätigsten Arbeiter an Menckens «Acta eruditorum» und ein eifriger Beförderer der Litteratur war.

Johann Gottlob C., Sohn des Oberhofpredigers Samuel Benedikt C., geb. 26. Sept. 1679 zu Dresden, wurde 1719 Professor der orient.Sprachen zu Leipzig und 1730 Superintendent zu Lübeck, wo er 7. April 1767 starb. Am meisten geschätzt sind unter seinen Schriften die «Introductio ad libros canonicos bibliorum Veteris Testamenti omnes» (Lpz. 1721) und «Critica sacra Veteris Testamenti» (ebd. 1728).

Johann Benedikt C., ein Enkel des Professors der Theologie Johann Benedikt C., geb. 20. Mai 1720, wurde 1747 Professor der Philosophie zu Leipzig, 1748 Professor der Dichtkunst und griech. Sprache in Helmstedt, erhielt hier 1749 auch eine theol. Professur, 1759 die Abtstelle zu Königslutter und starb 28. April 1803. Er hat sich durch einige philol. Arbeiten, besonders aber um die grammatische Auslegung des Neuen Testaments verdient gemacht. Er verteidigte im Auftrage des Herzogs den durch den freisinnigen Theologen Abraham Teller bedrohten Ruf der Helmstedter Orthodoxie 1768 in seinem «Liber doctrinalis theologiae purioris».

Cārr, Rob., s. Somerset.

Carracci oder Caracci (spr. -rattschi), ital. Malerfamilie, welche gegenüber dem Manierismus für die Verbesserung der ital. Kunst gegen Ende des 16. Jahrh. vorzüglich thätig war. Die C. fanden neue Wege für die Kunst, indem sie von den großen Meistern der Vergangenheit (namentlich den Venetianern und Correggio) auswählend das Beste abzusehen und durch Naturstudium neu zu begründen suchten. Die Komposition führten die C. zu größerer Einfachheit zurück, übten strenge Korrektheit der Zeichnung und legten vorzüglich viel Wert auf eine gute Anordnung, sodaß es oft scheint, als sei die Handlung der Gruppierung angepaßt. Dadurch kommt mitunter eine Absichtlichkeit hinein und Nüchternheit, die an schulmäßige Modelle erinnert. Doch, wo sie naiver auf das Vorbild der Natur eingingen, vermochten sie eine nachhaltige Wirkung zu erreichen. – Vgl. das Werk von Bolognini-Amorini (Bologna 1840).

Lodovico C., geb. 1555 zu Bologna, gest. 13. Nov. 1619, wurde Schüler des Prospero Fontana, ging dann nach Florenz und studierte die Werke des Andrea del Sarto, in Parma die des Correggio, in Mantua Giulio Romano, in Venedig die großen Venetianischen Meister. Nach Bologna zurückgekehrt, arbeitete er mit seinen Großvettern Agostino und Annibale C. gemeinschaftlich nach gleichen Grundsätzen. In stetem Kampfe mit einer mächtigen Gegenpartei, stiftete Lodovico die Accademia degli incamminati (von incamminare, in Gang bringen). Als ersten Grundsatz stellte er auf, daß man die

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]