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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Carrion - Carstens

deckung der Sonnenfleckenperiode und ihren Zusammenhang mit dem Erdmagnetismus, die Sonne beobachtete. Er starb im Dez. 1875. Vorzüglich ist sein Sternkatalog, bekannt als «Redhill Catalogue» (auf Staatskosten gedruckt, Lond. 1857). Außerdem schrieb er «Observations of the spots on the Sun made at Redhill 1853–61» (ebd. 1863).

Carriōn, Fluß im span. Altcastilien, entspringt auf der Peña Prieta (2531 m) im Cantabrischen Gebirge, durchschneidet den Kanal von Castilien und mündet nach 180 km südl. Laufs unterhalb Palencia bei Dueñas in die Pisuerga. An ihm liegt C. (de los Condes), Bezirksstadt in der span. Provinz Palencia mit schönen Kirchen und Ruinen, Post und (1887) 3554 E.

Carrizāl-Bajo, Hafenplatz in der chilen. Provinz Atacama, durch Eisenbahn mit Yerbabuena verbunden, hat (1885) mit dem nahen C. alto 2562 E., große Kupferschmelzen und bedeutende Ausfuhr von Kupfer und Silbererzen (1888 im Werte von 540636 Pesos).

Carroballiste, Wurfgeschütz, s. Balliste.

Carroccio (spr. -rottscho; vom ital. carro, Wagen), Fahnenwagen der ital. Kommunen. Er wurde von Aribert, Erzbischof von Mailand, zuerst der Bürgerschaft zur Erhöhung ihrer Tapferkeit im Kampfe gegen die Valvassoren (s. d.) gegeben; die übrigen Städte, zuerst der Lombardei, dann auch die Toscanas, ebenso Rom, übernahmen von Mailand dieses Feldzeichen, dessen Gebrauch sich sogar nach Deutschland unter dem Namen «Karrasche» verbreitete. Es war ein großer vierräderiger, von weißen oder roten Stieren gezogener Wagen, auf welchem sich an einem Maste die segelartigen Banner der Städte, ferner eine Glocke, ein Crucifix und ein Altar mit der Hostie befanden. Dieses an die israel. Bundeslade erinnernde, nur langsam fortzubewegende Feldzeichen bildete das Heiligtum der Schlacht, um das sich die Bürger in den Kämpfen gegen Adel, den Kaiser und gegeneinander todesmutig scharten. Der Verlust desselben bezeichnete die volle Niederlage, seine Auslieferung, wie die des mailändischen 1162 an Friedrich Ⅰ., 1237 an Friedrich Ⅱ., die gänzliche Unterwerfung. – Vgl. Jähns, Geschichte der Kriegswissenschaften, Bd. 1 (Münch. 1889); ders., Die Kriegskunst als Kunst (ebd. 1874).

Carron (spr. kärr'n), schott. Dorf am Flüßchen C., 3,2 km im NW. von Falkirk, Sitz der Carron-Ironworks (Eisenwerke), wonach die Karronaden (s. d.) heißen, hat etwa 1000 E. und 30 Hochöfen; es werden besonders Maschinen, Ackergerät, Kugeln, Ketten und Anker (früher auch Kanonen) verfertigt.

Carronaden, s. Karronaden.

Carrousel (frz.), s. Karussell.

Carrūca (lat.), bei den alten Römern in der spätern Zeit eine Art Reisewagen, oft mit verschwenderischer Pracht ausgestattet.

Carrucci (spr. -ruttschi), Jacopo, ital. Maler, s. Pontormo.

Carson City (spr. kahrß'n ßitti), Hauptstadt des nordamerik. Staates Nevada und des County Ormsby, in gebirgiger Gegend am Ostfuß der Sierra Nevada, in 2000 m Höhe, 6 km vom Carsonflusse gelegen, hat Anschluß an die nahe Central-Pacific-Bahn, ist gegenwärtig nur als Regierungssitz bemerkenswert und zählt (1890) 3950 E. Es entstand 1849 infolge von Goldfunden, die Goldgräbereien sind aber seit Entdeckung der reichen Silberlager nördlich von C. aufgegeben. ^[Spaltenwechsel]

Carstens, Asmus Jakob, Maler, geb. 10. Mai 1754 zu St. Jürgen bei Schleswig, ging 1776 nach Kopenhagen, wo er sich autodidaktisch dem Studium der bildenden Kunst, namentlich der antiken, widmete, während er sich durch Anfertigung von Porträten seinen Unterhalt erwarb. Dabei las er die Alten, besonders den Homer, sowie Shakespeare, Ossian, Klopstock, die ihn zu eigener poet. Thätigkeit anregten («Oden und Elegien», Kopenh. 1783; unter dem Namen Jakob), und denen er die Gegenstände seiner Kompositionen entnahm. Die Kopenhagener Akademie besuchte er nur kurze Zeit; er wurde sogar von ihr verwiesen, da er bei einer Preisverteilung die Medaille zweiter Klasse ausschlug. Ostern 1783 ging er nach Italien, wo er namentlich in Mantua die Fresken Giulio Romanos studierte; aber Mittellosigkeit nötigte ihn, nach Deutschland zurückzukehren. In Lübeck erwarb er fast fünf Jahre lang seinen Unterhalt mit Porträtmalen. Endlich setzte ihn ein reicher Kunstliebhaber in den Stand, 1788 nach Berlin überzusiedeln. Hier arbeitete er für Buchhändler, z. B. die Illustrationen zu Ramlers «Mythologie», und zur Götterlehre von Moritz; der Erfolg, den seine Komposition: Der Sturz der Engel (Federzeichnung) hatte, verschaffte ihm eine Stellung als Professor an der Akademie. Von wichtigern Arbeiten, die er in Berlin ausgeführt hat, sind die dekorativen Malereien im ehemals Dorvilleschen Hause zu Grunde gegangen, ähnliche in einem Zimmer des königl. Schlosses noch erhalten. Auch mehrere plastische Arbeiten, unter anderm ein Modell zum Denkmal Friedrichs d. Gr., fallen in diese Zeit. 1792 erhielt er die Mittel zu einer zweijährigen Studienreise nach Italien. Um seine künstlerische Entwicklung nicht zu unterbrechen, wünschte er aber dauernd in Rom zu bleiben. Dadurch kam er in Streit mit dem Kurator der Berliner Akademie, dem Minister von Heinitz, welcher durch das Stipendium namentlich der Akademie einen tüchtigen Lehrer hatte zuführen wollen. C.' Weigerung führte den Bruch herbei; der Künstler, auf sich selbst angewiesen, fristete sein Dasein kümmerlich weiter und erlag nach wenigen Jahren einem Brustleiden. Er starb 26. Mai 1798 und wurde auf dem prot. Friedhofe in Rom, bei der Pyramide des Cestius, begraben. In Rom erregten die großartige Auffassung und der hohe Stil seiner Kompositionen Bewunderung. Die Gegenstände derselben sind meist den klassischen Dichtern des Altertums sowie dem Dante, Ossian und Shakespeare entlehnt; es sind ausschließlich Zeichnungen, meist in Rotstift, und Blätter in Wasser- und Deckfarben; mit der Technik der Ölmalerei hat er sich fast gar nicht befaßt.

C. wurde früher als Begründer der neuen deutschen Kunst gefeiert; er steht wenigstens an der Spitze der Klassicisten- oder Kartonschule. Ein Maler war er nicht, aber ein denkender Künstler und selbständiger Zeichner. Sein Wollen überstieg sein Können bedeutend; die mangelnde Kenntnis der Technik hat ihm und seinen Nachfolgern, wie überhaupt der deutschen Kunst in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. dadurch geschadet, daß diese die Farbe glaubte vernachlässigen zu dürfen und einseitig die Zeichnung pflegte. Seine Werke finden sich namentlich im Museum zu Weimar; vier seiner Zeichnungen (Schlacht bei Roßbach, Die Griechenfürsten im Zelt des Achilleus, Priamos vor Achilleus, Überfahrt des Megapenthes) in der Nationalgalerie zu

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]