Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cartagēna; Cartāgo; Carte; Cartēja; Cartel; Car tel est notre bon plaisir; Cartellier; Cārter; Carteret

964

Cartagena (in Südamerika) - Carteret (Antoine Désiré)

so stark bevölkert als jetzt. Am 2. Sept. 1643 erfochten bei C. die Franzosen einen Seesieg über die Spanier. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt 1706 von den verbündeten Flotten eingenommen, aber schon 18. Nov. von Berwick zur Übergabe gezwungen. Am 5. Nov. 1823 kapitulierte die Stadt an die Franzosen. Im Juli 1873 brach auf der im Hafen von C. liegenden Flotte ein Aufstand mit socialistischer Tendenz aus; die Empörer bemächtigten sich der Festungswerke und führten ein Nachspiel der Pariser Commune auf; erst nach langer Belagerung und nach einem Bombardement wurde die Stadt 12. Jan. 1874 übergeben.

Cartagēna (ehemals de las Indias zubenannt), feste Hauptstadt des Staates Bolivar in der südamerik. Republik Columbia, in ungesunder Lage (Mitteltemperatur 28,3° C.), auf einer schmalen Landzunge an der Ostküste des Golfes von Darien, Sitz eines Bischofs, ist der jetzt wertlosen Festungswerke wegen eng gebaut, hat (1884) 9681 (früher gegen 25000) E., größtenteils massive, zweistöckige Häuser, eine Kathedrale, die Kirche von Santa Domingo und von San Juan de Dios (ehemalige Jesuitenkirche), ein Regierungsgebäude, Park und Theater sowie ein Colegio und ein Priesterseminar. C. steht durch Brücken mit der gleich großen vorzugsweise von Indianern bewohnten Vorstadt Xexemani auf einer Insel und durch den Canale del Dique mit dem Magdalenenstrom in Verbindung. In span. Zeit Festung ersten Ranges und Handelsmittelpunkt, bietet C. jetzt den Anblick des Verfalls dar, zumal nach Eröffnung des Freihafens Sabanilla. Der Hafen, einer der besten am Antillenmeere, ist durch zwei Forts geschützt, hat aber seit Sperrung der Boca Grande (1741) nur eine ungünstige Zugangsstraße. Die Ausfuhr seewärts betrug 1890 17287915 kg im Werte von 2528514 Pesos. Davon fallen auf Nordamerika 39, auf Deutschland 30 Proz. Die wichtigsten Waren sind Rinder und Rinderhäute, edles Holz, Steinnüsse, Edelmetalle und Tabak. Die Gewerbthätigkeit beschränkt sich auf Schokoladen- und Lichtefabrikation. – C., 1533 von Don Pedro de Heredia gegründet, hatte anfangs (1544 und 1586) viel von den Piraten zu leiden, die sich hier festsetzten, so daß Francis Drake 1585 die Stadt niederbrannte. Am 5. Mai 1697 wurde C. von Franzosen genommen, welche, da sie dieselbe nicht halten konnten, die Werke sprengten. Standhaft behauptete sich die Stadt 1741 gegen die Engländer. Nach der Unabhängigkeitserklärung (1815) fiel sie 5. Dez. durch Hunger den Spaniern unter Murillo in die Hände, die sie nach langer Blockade (seit Juli 1820) 26. Sept. 1821 wieder an Montillo übergaben.

Cartāgo. 1) Departamento der mittelamerik. Republik Costa-Rica, hat 34309 E., Kaffeekultur und Viehzucht. – 2) Hauptstadt des Departamento C., 22 km im OSO. von San José, in 1417 m Höhe, an der interocean. Bahnlinie Puerto Limon-Punta Arenas, ist regelmäßig gebaut, hat 8–10000 E., jetzt meist verfallene Kirchen, Kaserne, Collegium San Luis, ferner Landbau und Kaffeehandel; in der Nähe der Badeort Aguacaliente. Die 1563 gegründete Stadt hat wiederholt durch Erdbeben gelitten, namentlich 1723, wo zugleich eine furchtbare Eruption des 3417 m hohen Irazú oder Vulkans von C. sie mit einem Feuerregen überschüttete, sowie 1825 und am 2. Sept. 1841. C. ist daher seit 1823, wo es 30000 E. zählte, bedeutend zurückgegangen. ^[Spaltenwechsel]

Cartāgo, Stadt im Staate Cauca der südamerik. Republik Columbia, in 912 m Höhe, unweit rechts vom Fluß Cauca, hat 7700 E., Handel mit Schlachtvieh, Kakao, Kaffee und Tabak.

Carte (frz., spr. kart), Blatt, Karte, Speisezettel; à la carte (essen), nach der Speisekarte (essen); C. blanche; (spr. blangsch, «weiße Karte»), unbeschränkte Vollmacht (s. Blankett).

Cartēja, eine zuerst phöniz., dann seit Ausgang des 6. Jahrh. v. Chr. karthag. Stadt in Spanien (Hispania Baetica), unfern der Meerenge von Gibraltar. Sie gehörte zu den reichsten und mächtigsten Städten an der span. Südküste und war auch unter den Römern noch groß und blühend. 171 v. Chr. ward C. unter dem Namen Colonia Libertinorum die erste Kolonie lat. Rechts außerhalb Italiens.

Cartel (frz.), s. Kartell.

Car tel est notre bon plaisir (frz., «das ist unser gnädiger Wille») war seit Franz Ⅰ. die Schlußformel der Verordnungen der franz. Könige. Citiert wird gewöhnlich abgekürzt: Tel est notre plaisir.

Cartellier (spr. -ĭeh), Pierre, franz. Bildhauer, geb. 2. Dez. 1757 zu Paris, trat in das Atelier von Bridan, wurde aber durch den frühen Tod des Vaters genötigt, sich seinen Unterhalt durch kunstgewerbliche Zeichnungen zu erwerben. Sein erstes Werk, das seinen Namen bekannt machte, war die Statue der Keuschheit (in Marmor, 1808); darauf folgte die Statue des Aristides und die Kolossalstatue Vergniauds (1805). Nachdem er 1810 am Haupteingang des Louvre ein vorzügliches Basrelief, darstellend: Die Ruhmesgöttin Kränze verteilend, ausgeführt hatte, schuf er 1811 für die École de droit zu Paris die Statue Napoleons Ⅰ. als Gesetzgeber (jetzt im Museum zu Versailles), an dem Arc de Triomphe du Carrousel in Paris das Basrelief: Kapitulation des österr. Generals Mack bei Ulm; ferner 1814 die Marmorstatue des Generals Valhubert für die Stadt Avranches, 1819 die des Generals Pichegru (im Museum zu Versailles). Sodann ist von seiner Hand die kolossale Bronzestatue Ludwigs ⅩⅤ. (1818) zu Reims, an Stelle des zur Zeit der Revolution zerstörten Originals von Pigalle; Pallas Athene läßt den Ölbaum hervorsprießen (1822; Museum in Versailles), sowie das Grabdenkmal der Kaiserin Josephine (1825) in der Kirche zu Rueil. Er starb 12. Juni 1831 in Paris. Aus seiner Schule sind eine Reihe von franz. Bildhauern hervorgegangen, unter denen sich besonders Dumont, Rude und Lemaire einen Namen gemacht haben.– Vgl. Emeric David, Notice historique sur C. statuaire (Par. 1836).

Cārter, Henry John, s. Cart.

Carteret (spr. kart'reh), Antoine Désiré, Genfer Staatsmann, geb. 2. April 1813 in Genf, widmete sich daselbst und in Paris litterar. Studien, wandte sich aber dann der polit. Laufbahn zu, indem er als Anhänger James Fazys 1841 am Sturze der aristokratischen Regierung Genfs mitarbeitete. 1846 zum Präsidenten des Großen Rates seiner Vaterstadt erwählt, trat er 1850 in den Staatsrat Genfs ein, in welcher Behörde er bis 1887 das Departement des öffentlichen Unterrichts leitete und sich große Verdienste um das Erziehungswesen Genfs erwarb. Als Reformierter bekämpfte er besonders die Anmaßungen der kath. Kirche und wurde allmählich der Vorkämpfer im «Kulturstreite», zunächst für den Kanton Genf, und seit seiner 1869 erfolgten Wahl in den schweiz. Nationalrat auch für die übrige Eid-^[folgende Seite]

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]