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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Castro (Ines de) - Castruccio Castracane

und die Ausgabe der «Mocedades» von Förster (Bonn 1878), von Michaelis in «Tres flores del Teatro antiguo español» (Lpz. 1870) und von Mérimée (Toulouse 1890).

Castro, Ines de, Gemahlin des Infanten Dom Pedro von Portugal, Tochter Pedro Fernandez' de C., entsprossen vom castil. Königsstamme, fesselte als Hofdame der Gemahlin des Sohnes Königs Alfons Ⅳ. von Portugal durch ihre Schönheit Dom Pedro dermaßen, daß er sich nach dem Tode seiner Gemahlin (1345) heimlich mit ihr vermählte. Aber die Räte des Königs, Diego Lopez Pacheco, Pedro Coelho und Alvaro Gonsalvez, verrieten diesem das Geheimnis. Dom Pedro, von seinem Vater wegen seiner Vermählung befragt, wagte es nicht, die Wahrheit zu gestehen; noch weniger aber konnte er des Königs Befehl gehorchen, sich mit einer andern zu vermählen. Im Rate des Königs wurde nun beschlossen, Ines zu ermorden. Während der Abwesenheit Dom Pedros auf einer Jagd im Jan. 1355 eilte der König nach Coimbra; aber gerührt durch den Anblick der Unglücklichen, die sich mit ihren Kindern zu seinen Füßen warf und um Gnade bat, hatte er nicht den Mut, die grausame That zu vollführen. Doch gelang es seinen Ratgebern, von ihm die Erlaubnis zu erhalten, den Mord zu vollziehen, und noch in derselben Stunde erlag Ines den Dolchen ihrer Feinde. Dom Pedro empörte sich zwar wider den Vater, doch gelang es der Königin und dem Erzbischof von Braga, Vater und Sohn zu versöhnen. 1357 starb Alfons Ⅳ.; die Mörder aber waren geflohen und hatten in Castilien Sicherheit gesucht; doch wurden 1360 Pedro Coelho und Alvaro Gonsalvez an Dom Pedro ausgeliefert, während es Diego Lopez Pacheco gelungen war, nach Aragonien zu entfliehen. In grausamer Weise wurden nun die Mörder vor des Königs Augen gefoltert und getötet. Zwei Jahre später erklärte der König vor den Ersten seines Reichs zu Castanheda durch einen feierlichen Eid, daß er sich nach dem Tode seiner Gemahlin Constantia, kraft päpstl. Erlaubnis, mit Ines de C. zu Braganza habe trauen lassen. Sodann ließ der König den Leichnam der Ines aus dem Grabe heben und, mit dem königl. Gewande und einer Krone geschmückt, auf einen Thron setzen, dem alle Großen des Reichs sich nahen mußten, um der Königin nach dem Tode Huldigung zu leisten. Dann wurde sie feierlich in der königl. Gruft beigesetzt; über ihrem Grabe ließ der König ein prächtiges Denkmal von weißem Marmor errichten. Die von einem zeitgenössischen Chronisten Acenheiro überlieferte Geschichte der unglücklichen Ines hat mehrern Dichtern (Gomes, Graf von Soden, Murad Efendi) den Stoff zu Trauerspielen gegeben. Am besten aber hat Camões sie verewigt, in dessen «Lusiaden» (Bd. 3) die Geschichte ihrer Liebe eine herrliche Episode bildet. Eine Kritik der verschiedenen Ines-Tragödien fügte Wittich seiner Übersetzung des portug. Trauerspiels von Gomes (Lpz. 1841) bei. – Vgl. Schäfer, Geschichte von Portugal (Bd. 1); F. von Räumer, Drei Portugiesinnen, im «Histor. Taschenbuch» (1851).

Castro, João de, portug. Feldherr und Seefahrer, geb. 7. Febr. 1500 zu Lissabon, kämpfte schon in früher Jugend gegen die Mauren, begleitete Karl Ⅴ. nach Tunis, nahm 1540 an einer Expedition nach dem Roten Meere teil und wurde 1545 Statthalter von Indien, wo er sich namentlich durch seine heldenmütige Verteidigung von Diu gegen die Mohammedaner bekannt machte. Er starb 6. Juni 1548 in Ormus. Seine interessanten Briefe aus Ostindien an den König von Portugal befinden sich in der Bibliothek zu Lissabon. – Vgl. Andrada, Vida de Dom João de C. (Lissabon 1651 u. ö.). ^[Spaltenwechsel]

Castro del Rio, Bezirksstadt in der span. Provinz Cordoba (Andalusien), 36 km im SO. von Cordoba, an dem zum Guadalquivir gehenden Guadajoz, hat (1887) 11290 E., Landwirtschaft und Wollindustrie.

Castrogiovanni (spr. -dschowánni), Stadt im Kreis Piazza Armerina der ital. Provinz Caltanissetta auf Sicilien, an der Linie Aragonia-Catania der Sicil. Eisenbahnen, auf einem Bergkegel in 997 m Höhe, hat (1881) 18981 E., ein altes Kastell, La Rocca, mit umfassender Rundsicht über die Insel, einen 1307 begonnenen Dom und zahlreiche andere Kirchen, eine Stadtbibliothek mit wertvollen Inkunabeln sowie lebhaften Handel und Gewinnung von Steinsalz. C. hat kühle Sommer und oft sehr kalte Winter. Es ist das alte Enna (s. d.) und hieß bei den Saracenen, die es 827–1070 innehatten, Kasr Jani.

Castro Marim (spr. kastru marīng), Stadt im portug. Distrikt Faro der Provinz Algarve, 25 km im NO. von Tavira, auf einem Hügel, rechts vom Guadiana, gegenüber der span. Stadt Ayamonte, hat (1878) 3980 E., Post, Telegraph und Ruinen eines alten Schlosses, einst Grenzfeste gegen Spanien. C. M. war Ausgangspunkt der Expeditionen gegen die Mauren. An der Mündung des Guadiana, 3 km von C. M. entfernt, der kleine Hafenort Villa Real de Santo Antonio.

Castroreāle, Hauptstadt des Kreises C. (92265 E.) in der ital. Provinz Messina, 11 km von der Nordküste Siciliens, in 401 m Höhe, hat (1881) 3918, als Gemeinde 8810 E., Post und Telegraph, in der Kirche Sta. Maria del Gesù Madonnenbildnisse von de Vigilia (1490) und da Saliba (1495), ein Gymnasium, eine schwefelhaltige Quelle (35,5° C.) mit Badeeinrichtungen (Termini di C.); ferner Wein- und Olivenbau.

Castro Urdiāles, Bezirksstadt am Biscayischen Meerbusen, in der span. Provinz Santander (Altcastilien), nordwestlich von Bilbao auf einer felsigen Halbinsel gelegen und mit Aguera im Innern durch Bahn verbunden, hat (1887) 9466 E., Post, Telegraph, eine sichere Reede, alte Kirche und Umwallung sowie Ausfuhr von Eichenholz, Galmei und Fischen (besonders nach Madrid).

Castrovillări, Hauptstadt des Kreises C. (118494 E.) in der ital. Provinz Cosenza, am Coscile, rings von Bergen umgeben, hat (1881) 10505 E., ein Kastell aus normann. Zeit, drei Kirchen und ein Franziskanerkloster; Obst- und Weinbau sowie Baumwollkultur. – C., das alte Apustrum (Abystron), fiel 1286 in die Hände der Aragonesen.

Castrozza, s. San Martino di Castrozza.

Castruccio Castracāne (spr. -uttscho), aus dem Geschlecht der Interminelli, Herzog von Lucca 1313–28. Geb. 1281 zu Castruccio bei Lucca, mußte er als Anhänger der Ghibellinen flüchten und nahm in England und Frankreich Kriegsdienste. Als die ghibell. Partei in Lucca wieder erstarkt war, kehrte er dorthin zurück und verband sich, zum Stadtherrn gewählt, mit Uguccione della Faggiuola, dem Stadtherrn von Pisa, zur völligen Niederwerfung der Guelfen. Dieser aber ließ Lucca plündern und C. C. gefangen setzen, um Lucca unter

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]