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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chalon; Châlonnais; Chalonnes-sur-Loire; Châlons-sur-Marne; Châlon-sur-Saône

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Chalon – Châlon-sur-Saône

Nationalkirchen wohl würdigte, trat er doch an die Spitze einer Separation der freien presbyterianischen Kirche. Als nämlich der Macht der Patrone gegenüber die Generalversammlung der Nationalkirche von 1834 ein Ablehnungsrecht der Gemeinde bei mißfälliger Pfarrerwahl gefordert hatte und die Gerichtshöfe das Patronatsrecht in vollem Umfang schützten, auch das Parlament keine Abhilfe schaffte, trat C. 18. Mai 1843 mit einem großen Teil der Geistlichen unter Protest gegen die der Krone Christi durch die weltliche Macht zugefügte Schmach aus der Staatskirche. Die Verteidiger der Kirchenselbständigkeit nannte man Nonintrusionists. Das Aufblühen, die Organisation und Ausdehnung der «Freien schott. Kirche» ist das Verdienst von C. (s. Freikirche). – Vgl. die Biographien von Ramsay (3. Aufl., Lond. 1866), Dodds (Neuyork 1870), Watson (Edinb. 1881), Fraser (Lond. 1881) und Hanna, Memoirs of the life and writings of C. (4 Bde., Edinb. 1849; 2. Aufl., 2 Bde., 1852); A. Sydow, Die schott. Kirchenfrage (Potsd. 1844‒45).

Chalon (frz., spr. schallóng), ein Gewebe, s. Rasch.

Châlonnais (spr. schalonnäh), s. Châlon-sur-Saône.

Chalonnes-sur-Loire (spr. schalónn ßür lŏahr), Hauptort des Kantons C. (111,89 qkm, 5 Gemeinden, 9971 E.) im Arrondissement Angers des franz. Depart. Maine-et-Loire, am Zusammenflusse des Layon und des Louet genannten Armes der Loire und an den Linien Perray-Jouannet-La Possonnière und La Possonnière-Niort der Franz. Staatsbahn, ist Mittelpunkt des Kohlenbeckens, das sich über die Depart. Loire-Inférieure und Maine-et-Loire erstreckt und (1888) 41790 t Kohlen lieferte, hat (1891) 2097, als Gemeinde 4594 E., Post, Telegraph, zwei roman. Kirchen, röm. Ruinen und Reste eines Schlosses aus dem 12. Jahrh.; Sergefabrikation, Handel mit Getreide, Hülsenfrüchten, Liqueuren und Wein.

Châlons-sur-Marne (spr. schalóng ßür marn). 1) Arrondissement im franz. Depart. Marne, im östl. Teile der Champagne, hat 1653,14 qkm, (1891) 62614 E., 104 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone C. (222,52 qkm, 30309 E.), Ecury-sur-Coole (406,83 qkm, 6023 E.), Marson (356,04 qkm, 6192 E.), Suippes (322,96 qkm, 12355 E.), Vertus (344,79 qkm, 7735 E.). – 2) Hauptstadt des Arrondissements C., an der Marne, dem Rhein-Marne-Kanal und an den Linien Paris-Deutsch-Avricourt-Grenze, C.-St. Hilaire-Reims-Soissons (111 qkm ^[richtig: km]) und C.-Sens (161 km) der Franz. Ostbahn, in 82 m Höhe, mit Mauern umgeben und von zwei Armen der Marne durchflossen, über die 22 Brücken führen. Die Stadt hat (1891) 19630, als Gemeinde 25863 E., in Garnison das 106. Infanterieregiment, 1. Jägerregiment zu Pferde, das 25. und einen Teil des 8. Feldartillerieregiments sowie die 6. Gendarmerielegion; eine 1138 und 1230 abgebrannte, von Ludwig ⅩⅣ. (Im Südportal erst 1850) wiederhergestellte Kathedrale (St. Stephan) gemischten Stils, die schöne Kirche Notre-Dame (12. und 13. Jahrh.), nach der Revolutionszeit geschmackvoll restauriert, prot. Kirche sowie maur. Synagoge, die Präfektur (ehemals Hotel der Intendanz) und schöne Promenaden am Marnekanal. C. ist Sitz eines Bischofs, der Departementsbehörden, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Handels-, eines Schiedsgerichts, eines Gewerberats sowie des Kommandos des 6. Armeekorps, der 3. Kavalleriedivision, 24. Infanterie-, 6. Feldartillerie- und 1. Chasseurbrigade. An Unterrichtsanstalten sind vorhanden eine Gewerbeschule für 300 Zöglinge, ein Kommunal-Collège (im ehemaligen Jesuitenhause), 2 Priester-sowie ein Lehrerseminar, Bibliothek (30000 Bände); ferner ein Naturalienkabinett, Gesellschaften für Ackerbau, Tierarzneikunde, Handel, Künste und Wissenschaften, Irrenhaus, Zellengefängnis, ein Theater und 4 Zeitungen. Industriezweige sind Gerberei, Fabrikation von Woll- und Baumwollzeugen. Der Handel beschäftigt sich insbesondere mit dem Vertriebe von Champagnerwein (jährlich im Durchschnitt 1 Mill. Flaschen), von Getreide, Ölsaat und Samen. C. ist der Geburtsort des Astronomen Lacaille. – 8 km östlich, in Notre-Dame-de-l’Epine, eine prachtvolle, 1420‒1529 erbaute Wallfahrtskirche mit Statue der heil. Jungfrau.

C. ist das alte Catalaunum oder Durocatalaunum. 273 n. Chr. schlug hier Aurelianus den Tetricus, 366 Iovinus die Alamannen. Die Catalaunischen Felder (s. d.), wo Attila die große Niederlage erlitt, liegen näher an Troyes als an C. C. wurde 643 vom Grafen Herbert von Vermandois, 931 von Rudolf von Burgund, 947 von Robert von Vermandois erobert und verwüstet. 1147 predigte hier der heil. Bernhard den Kreuzzug; 1360 vereinigte König Johann die Grafschaft Châlons mit dem Königreiche; 1430 und 1434 schlug C. 8000 anrückende Engländer zurück. Heinrich Ⅳ. verlegte 1589 das Parlament von Paris nach C., welches 15. Juni 1591 die gegen Heinrich Ⅳ. gerichtete Exkommunikationsbulle Gregors ⅩⅣ. sowie 1592 die Bulle Clemens’ Ⅷ. öffentlich durch den Henker verbrennen ließ. Am 4. Febr. 1814 eroberten die Preußen unter York die Vorstadt St. Memmie, die Macdonald verteidigte, und besetzten 5. Febr. Die Stadt selbst; 3. Juli 1815 wurde sie von Tschernytschew erobert. Napoleon Ⅲ. errichtete 1856, 24 km im Nordosten der Stadt, zwischen der Vesle und Suippes, das berühmte Lager von C., das zunächst zu Übungszwecken bestimmt war. Bei Ausbruch des Krieges 1870 war es Standquartier des 6. Armeekorps unter Canrobert; später sammelte sich hier das 2. Armeekorps (Frossard), das jedoch bald größtenteils nach Metz gezogen wurde. Nach den ersten Niederlagen und nach Abmarsch Canroberts nach Metz zogen sich die Trümmer der Armee MacMahons und des Korps de Faillys hierher zurück, wo sich die Truppen verstärkten. In der Nacht vom 21. zum 22. Aug. verließen sie jedoch das Lager, das sie teilweise verbrannten, und schon 22. Aug. wurde die Stadt von deutschen Truppen besetzt. Seit Febr. 1871 wird das Lager als Übungslager verwendet. Es ist Garnison des 161. Infanterie-, 14. und 1. Dragonerregiments und der 6. Train-Eskadron sowie von Teilen des 7. und 10. Kürassierregiments und 9. Jägerbataillons. – Vgl. Barbat, Histoire de la ville de C. (Châlons 1854‒60).

Châlon-sur-Saône (spr. schalóng ßür ßohn). 1) Arrondissement im franz. Depart. Saône-et-Loire, hat 1734,61 qkm, (1891) 160269 E., 155 Gemeinden und zerfällt in die 11 Kantone Buxy (270,98 qkm, 15785 E.), Chagny (153,30 qkm, 16266 E.), Châlon-sur-Saône-Nord (90,98 qkm, 27729 E.), Châlon-sur-Saône-Sud (113,76 qkm, 11130 E.), Givry (148,68 qkm, 11130 E.), Montceau-les-Mines (41,29 qkm, 25392 E.), Mont-St. Vincent (172,57 qkm, 10227 E.), St. Germain-du-Plain (124,73 qkm, 8043 E.), St. Martin-en-Bresse (122,88 qkm, 5819 E.), Sennecy-le-Grand (204,94 qkm, 11919 E.), Ver- ^[folgende Seite]

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