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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Champigny; Champion; Champion-Hill; Championnet; Championship

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Champigny - Championship

Düngerbeet eine etwa 3 cm hohe Schicht Mistbeet- oder lockere Rasenerde, welche die Brut (das Mycelium) in gleichmäßiger Verteilung aufnehmen soll. Die für die Entwicklung der C. nötige Wärme beträgt 10-12° R. bei mäßiger Feuchtigkeit. Nach etwa 6 Wochen zeigen sich die ersten Pilze und können alsbald geerntet werden. Die Brut wird entweder an Orten gesammelt, wo C. häufig spontan wachsen, oder man bedient sich, wie in neuerer Zeit häufig, der Champignon-Brutsteine. Dieselben bestehen aus einem Gemisch von kurzem, strohlosem Pferdedünger, Kuhfladen und etwas Gartenerde. Aus dieser Masse werden Steine in Form der Ziegelsteine geformt. Nach Eindrücken von weißer Brut (Mycelium) in die noch weiche Masse (in etwa 2-3 cm tiefe Löcher) werden diese Steine, nachdem sie von der Luft etwas abgetrocknet, auf einen Haufen zusammengesetzt und mit frischem Pferdedünger umhüllt. Sobald die Steine vom Mycelium gänzlich durchzogen sind, werden sie bis zum Gebrauche trocken aufbewahrt. - Fig. 2 zeigt einen Champignonkeller aus der Umgegend von Paris, wie ihn die meisten herrschaftlichen Häuser in Frankreich besitzen; auch produzieren daselbst die Züchter sehr viel für den Markt, manche das ganze Jahr hindurch täglich 4-5 Ctr. In Deutschland ist die das ganze Jahr dauernde Champignonzucht noch wenig verbreitet. Nach der Methode des Ingenieurs Nepp in Leipzig-Plagwitz lassen sich in jedem Raum ohne besondere Fachkenntnis rentable Champignonanlagen einrichten, die weder dauernde Aussicht noch Heizung erfordern. - Vgl. Lebl, Die Champignonzucht (3. Aufl., Berl. 1889).

^[img]Fig. 2.

Champigny (spr. schangpinnjih), Dorf im Kanton Charenton, Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, südöstlich von Paris, links von der hier überbrückten Marne, an den Linien Paris-Vincennes der Franz. Ostbahn und Paris-Juvisy der Großen Gürtelbahn, hat (1891) 4399, als Gemeinde 4624 E., Post, Telegraph, Ofenfabrikation, Wein- und Getreidehandel. - Um der Loirearmee die Hand zu reichen, machte 30. Nov. 1870 Ducrot mit 150000 Mann einen Ausfall aus Paris gegen den Cernierungsgürtel. C. und Bry-sur-Marne wurden genommen, auf der Linie Coeuilly-Noisy kam trotz der gewaltigen Übermacht der Franzosen der Kampf zum Stehen. Am 2. Dez., als die 23. sächs. Division und 21. Brigade zur Verstärkung eingetroffen waren, wurde C. wiedergenommen und während des blutigen Kampftages festgehalten. Die Franzosen gingen auf Paris zurück mit einem Verlust von 10-12000 Mann. Die Deutschen hatten 220 Offiziere und 5700 Mann verloren.

Champion (frz., spr. schangpióng; ital. campione; vom mittellat. campio), im frühern Mittelalter ein Kämpfer, der bei gerichtlichen Zweikämpfen für eine bestimmte Belohnung einen der Beteiligten vertrat. Frauen, Kinder, Greise und Schwache hatten das Recht, in allen Fällen, wo nicht über Majestätsverbrechen oder Elternmord entschieden werden sollte, solche Kämpfer in die Schranken zu stellen. Die C. gehörten gewöhnlich der niedrigsten Klasse an und galten als unehrenhaft. Sie muhten ein bestimmtes Kleid von Leder und bestimmte Waffen tragen, die ebenfalls für unehrenhaft galten, durften nicht zu Pferde kämpfen und erschienen mit verschnittenen Haaren und Nägeln in den Schranken. Später hieß C. ein Ritter, der für eine beleidigte Dame, für ein Kind oder für irgend einen Kampfunfähigen in die Schranken trat. In England ernannte man, wahrscheinlich zuerst unter Richard II., einen C. des Königs, der zu Westminster bei jeder Krönung alle die zum Duell herauszufordern hatte, die den Fürsten nicht als den gesetzlichen Herrscher der drei Reiche anerkennen würden. Endlich bezeichnete man als C. bei Turnieren auch den Ritter, der darauf zu achten hatte, daß die versammelten Damen von niemand beleidigt wurden. - In neuerer Zeit wird das engl. Wort C. (spr. tschämmpiŏn) bei verschiedenen Sportarten (Faustkampf, Schwimmen, Rudern, Radfahren u. s. w.) zur Bezeichnung desjenigen gebraucht, der die Meisterschaft (Championship) in den bedeutendsten Wettkämpfen erworben hat.

Champion-Hill (spr. tschämpĭŏn), Ort im nordamerik. Staate Mississippi, geschichtlich denkwürdig durch den Sieg Grants über die Konföderierten unter Pemberton, 16. Mai 1863, wodurch dessen Vereinigung mit dem Korps Johnstons unmöglich wurde. Er mußte nach Verlust von 4000 Mann und 29 Geschützen nach Vicksburg zurückgehen.

Championnet (spr. schangpĭonneh), Jean Etienne, franz. General, geb. 1762 in Valence, erhielt 1793 eine Division in der Sambre- und Maasarmee, die er in den folgenden Feldzügen, namentlich 1794 bei Fleurus, ruhmvoll führte. Er wurde 1798 Oberbefehlshaber der Armee, die die röm. Republik gegen Neapel schützen sollte. Anfangs durch das fünffach überlegene neapolit. Heer aus Rom vertrieben, schlug er die von General Mack befehligten Truppen im Dezember, eroberte Capua und erschien 23. Jan. 1799 vor Neapel, wo er nach einem blutigen Gefecht einrückte und die Parthenopäische Republik (s. d.) verkündigte. Seine Maßregeln, den Räubereien der franz. Civilkommissarien Einhalt zu thun, zogen ihm eine Anklage wegen Amtsmißbrauchs zu. Er wurde abgesetzt und gefangen gehalten, bis die Revolution vom 18. Juni 1799 ihn wieder befreite. C. wurde beauftragt, eine neue Armee zu bilden, und brachte 30000 Mann zu Grenoble zusammen, an deren Spitze er gegen Melas einige Vorteile errang. Nach Jouberts Tode übernahm er das Kommando der Armee in Italien, wurde indessen von den Russen und den Österreichern im Sept. 1799 bei Fossano und Savigliano geschlagen. C. erlag einer Seuche am 9. Jan. 1800 zu Antibes, wo ihm 1891 ein Denkmal errichtet worden ist. - Vgl. Châteauneuf, Vie de C. (Par. 1806).

Championship (engl., spr. tschämmpĭenschipp), s. Champion.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]