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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Charente-Inférieure; Charenton-le-Pont; Charenza; Chares

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Charente-Inférieure – Chares

ehemaligen Angoumois und kleinern Teilen von Limousin, Poitou und Saintonge gebildet. Es grenzt im N. an die Depart. Deux-Sèvres, Vienne, Haute-Vienne, im SO. und SW. an Dordogne und Charente-Inférieure, hat 5942,38 (nach Berechnung des Kriegsministeriums 5972) qkm, (1891) 360259 E., darunter 917 Ausländer, und zerfällt in die 5 Arrondissements Angoulême, Cognac, Ruffec, Barbezieux und Confolens, mit 29 Kantonen und 426 Gemeinden. Hauptstadt ist Angoulême. Es wird im N. von den Ausläufern der Limousinberge und im S. von Kreidefelsen durchzogen und von der C. und ihren Nebenflüssen sowie von der Vienne und Dronne bewässert. Das Klima des Landes ist im allgemeinen mild, die Luft rein und gesund. Der Ackerbau, bei welchem (1886) 232912 Menschen beschäftigt sind, lieferte (1887) 1339889 hl Weizen, Roggen (181408 hl), Gerste (144732 hl), Hafer (761863 hl), Mais, Hirse u. s. w., mehr Getreide, als die Bevölkerung bedarf. Ausgedehnte Wiesen begünstigen die Viehzucht. 1887 gab es 45175 Stück Pferde, 94782 Rinder (welche besonders gemästet ausgeführt werden), 289648 Schafe und 92805 Schweine. Laubholzwaldungen sind ziemlich zahlreich, Obstbäume seltener. Die Kastanie ersetzt das Brot und dient auch zum Viehfutter. Sehr mittelmäßige Weine, sowohl rote als weiße, aus 25705 ha, (1888) 118429 hl, von 1878 bis 1887 durchschnittlich 504270 hl gebaut, sind das vorzüglichste Erzeugnis des Bodens und gehören, in Branntwein (Cognac) verwandelt, zu den wichtigsten Ausfuhrartikeln. Von Wichtigkeit ist ferner die Trüffel, Geflügel- und Bienenzucht (1887: 17279 Bienenstöcke). Das Mineralreich liefert sehr wenig Produkte. Dagegen bestehen 14 Fayence-, 2 Glas- und 22 Papierfabriken (letztere mit 2280 Arbeitern); auch Töpferei, Gerberei und Mühlenbetriebe. Der Handel ist vorherrschend auf den Schiffsverkehr mit den Rohprodukten beschränkt. Das Departement besitzt 349,6 km National-, 549,3 km Departementalstraßen und 305,4 km Eisenbahnen, ferner 1 Lyceum und 4 Kommunal-Collèges. – Vgl. Dumazet, La C. industrielle (im «Bulletin de la Société de géographie commerciale», Bordeaux 1887); Coquand, Description physique, géologique etc. du département de la C. (2 Bde., Par. 1859‒62); Joanne, Géographie de la C. (ebd. 1868); Lièvre, Exploration archéologique du département de la C. (Angoulême 1884).

Charente-Inférieure (spr. scharángt ängferĭöhr, Nieder-Charente), Departement im westl. Frankreich, aus dem frühern Aunis, dem größten Teile von Saintonge und einem kleinen von Poitou gebildet, grenzt im N. an das Depart. Vendée, im NO. an Deux-Sèvres, im O. an Charente, im SO. und S. an Dordogne und Gironde und im W. mit seinen teils sandigen, teils sumpfigen Niederungen an die flache, 99 km lange, ausgezackte Küste des Atlantischen Oceans, hat mit den vorliegenden Inseln Ré, Oléron, Madame und Aix 6825,69 (nach Berechnung des Kriegsministeriums 7230) qkm, (1891) 456202 E., darunter 887 Ausländer, und zerfällt in die 6 Arrondissements La Rochelle, Rochefort, Marennes, Saintes, Jonzac und St. Jean d’Angély, mit 40 Kantonen und 480 Gemeinden. Hauptstadt ist La Rochelle. Das Land ist größtenteils eben und wird an den Grenzen von der Sèvre-Niortaise und Gironde, in der Mitte von der schiffbaren Charente und von dem 75 km langen, aber zuletzt ebenfalls schiffbaren Küstenflüßchen Seudre bewässert. Das Klima ist mild, nur in den sumpfigen Küstenniederungen im Sommer ungesund. Man baut Getreide, namentlich sehr viel Weizen (1887: 2267030 hl auf 143445 ha, Gerste (260642 hl), viel Hafer (1148152 hl auf 77040 ha), auch Mais und Hirse, ferner durchschnittlich 1551647 hl (1888: 495269) Wein, aus welchem meist Branntwein fabriziert wird. Von Haustieren werden besonders Pferde (37847), Rinder (139729), Schafe (268006) und Schweine (87442) gezogen. Nicht unbedeutend ist der Fisch-, besonders Sardellen- und Austernfang. Mineralien fehlen. An Torf wurden (1886) 350 t, in den Salzmorästen an der Küste (1886) 31370 t Seesalz gewonnen. Die Industrie umfaßt Schiff-und Maschinenbau, Fabrikation von Fayence, Seiler-, Woll- und Baumwollwaren. Der Handel, der durch 432,9 National-, 649,7 Departementalstraßen, 375,8 km Eisenbahnen unterstützt wird, führt namentlich Wein und Branntwein nach England aus. Unter den 29 Häfen sind die bedeutendsten Rochefort (Kriegshafen) und La Rochelle. Das Departement besitzt 2 Lyceen und 2 Kommunal-Collèges und steht hinsichtlich der Volksbildung auf dem Durchschnittsstand des Landes. 1886 konnten bei 3364 Eheschließungen 275 Männer und 667 Frauen ihren Namen nicht schreiben. – Vgl. Delayant. Histoire du département de la C. (La Rochelle 1873); Joanne, Géographie de la C. (Par. 1877).

Charenton-le-Pont (spr. scharangtóng lĕ pong), Hauptort des Kantons C. (55,71 qkm, 12 Gemeinden, 85237 E.) im Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, 2 km südöstlich von Paris, am Zusammenflusse der Seine und Marne und an den Linien Paris-Lyon und Paris-Corbeil der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 14458, als Gemeinde 15306 E., ein Irrenhaus für 3‒400 heilbare Kranke, Veterinärschule und bedeutende Fabrikation von Porzellan, Klavieren und Kautschuk. In C. hielten die Protestanten vor 1685 ihre Kirchenversammlungen ab. In der Nähe das Seine und Marne beherrschende Fort Charenton.

Charenza, wend. Burg bei der Stadt Garz auf Rügen, wurde nach dem Bericht des Saxo Grammmaticus 1168 von König Waldemar Ⅰ. von Dänemark erobert, nachdem er vorher Arkona genommen hatte. Damit war der letzte Schutzwall der Fürsten von Rügen zerstört, und sie traten unter dän. Oberhoheit. Die Trümmer des Burgwalles sind gegenwärtig noch vorhanden.

Chares, athen. Feldherr, des Kleochares Sohn, einer der namhaftern Heerführer der Athener im 4. Jahrh. v. Chr., kämpfte seit 367 in den vielen Kriegen, in welche die Athener damals verwickelt waren, wiederholt mit Glück, namentlich auch 349‒340 in den Kämpfen gegen Philipp von Macedonien. Dagegen war er 338 in der Schlacht bei Chäronea, in welcher er einen Teil des athen. Heers befehligte, der macedon. Taktik nicht gewachsen. C. zog sich 335 nach Sigeum am Hellespont zurück, kämpfte 333 für die Perser gegen Alexander d. Gr., im Ägäischen Meere und hielt mit 2000 Mann Mytilene, bis er 332 kapitulieren mußte. 324 war C. nicht mehr am Leben. – Vgl. Cassianus, De Charis rebus gestis et moribus (Marb. 1849).

Chares, griech. Bildhauer, von Lindos auf der Insel Rhodus gebürtig, Schüler des Lysippus, lebte im Anfang des 4. Jahrh. v. Chr. und war der Schöpfer des sog. Kolosses (s. d.) von Rhodus.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]