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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chartograph; Chartran; Chartres

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Chartograph – Chartres

6) Diäten für die Abgeordneten. Für dieses Programm wurde lebhaft in öffentlichen Versammlungen und in der Presse gewirkt; der von Feargus O’Connor herausgegebene «Northern Star» war das leitende Blatt der Bewegung. Die Regierung versuchte die Agitation zu unterdrücken und ging namentlich in Newport (1839) mit großer Schärfe gegen die versammelten Arbeiter vor, welche den verhafteten Henry Vincent befreien wollten; 10 Tote und 50 Verwundete blieben auf dem Felde und die Führer wurden verhaftet. Trotzdem nahm die Bewegung weiter zu, und im J. 1840 bildete sich in Manchester die National Charter Association, welche an der Spitze von 400 ähnlichen Vereinen stand. Diese Vereine nahmen Stellung zu allen polit. Fragen und waren nicht ohne Einfluß auf die Beschlüsse des Parlaments. Bemerkenswert ist ihre Opposition gegen die Abschaffung der Kornzölle. 1848 nahm die Bewegung teilweise infolge der industriellen Notlage, teilweise unter dem Einfluß der Ereignisse in Frankreich eine noch akutere Form an. Für den 10. April wurde eine Prozession von einer halben Million Menschen angekündigt und die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln wurden getroffen; so z. B. wurden 170000 freiwillige Polizisten (Special Constables) vereidigt. Statt der halben Million erschienen nur 50000. Der Enthusiasmus war erschöpft, und die Bewegung lebte nicht wieder auf. – Vgl. Carlyle, On chartism (Lond. 1839); Pauli, Geschichte Englands seit den Friedensschlüssen von 1814 und 1815 (3 Bde., Lpz. 1864‒75); Brentano, Die engl. Chartistenbewegung (in den «Preuß. Jahrbüchern», 1874).

Chartograph oder Kartograph (grch.), Landkartenzeichner.

Chartran (spr. scharrtráng), Théobald, franz. Maler, geb. 1849 in Besançon, war Schüler von Cabanel, dessen elegante, anmutige Malweise und harmonische Farbengebung er sich zu eigen machte. Bereits 1872 erzielte er mit dem Gemälde: Die Aufbahrung der Leiche des beim Kommunistenaufstand erschossenen Pariser Erzbischofs Darboy im erzbischöfl. Palais zu Paris (1871), einen bedeutenden Erfolg; diesem Bilde reihten sich in den folgenden Jahren an: Die Jungfrau von Orléans (1874), Roger und Angelika (1875), Junge Argiverin am Grabe Agamemnons (1876), Das Martyrium des heil. Saturninus (1877), Die Lautenspielerin (1880), Die Vision des heil. Franz von Assisi (1883), Der berühmte franz. Chirurg Ambroise Paré die Unterbindung der Arterien an einem Amputierten während der Belagerung von Metz, 1553, ausführend (1889). Sodann hat er teilweise die innere Ausschmückung der Neuen Sorbonne zu Paris mit Wandgemälden (die Wissenschaften) besorgt. Auch als Porträtmaler hat C. hohen Ruf erlangt, besonders durch das vorzügliche Bildnis des Papstes Leo ⅩⅢ. (1891; Radierung von Courtry).

Chartres (spr.scharrt’r). 1) Arrondissement des franz. Depart. Eure-et-Loir (Orléannais), hat 2101,38 qkm, (1891) 113673 E., 166 Gemeinden und zerfällt in die 8 Kantone Auneau (299,13 qkm, 12501 E.), Chartres-Nord (242,16 qkm, 20356 E.), Chartres-Sud (219,18 qkm, 23810 E.), Courville (240,26 qkm, 9256 E.), Illiers (236,06 qkm, 9912 E.), Janville (293,14 qkm, 11135 E.), Maintenon (192,99 qkm, 13908 E.), Voves (378,46 qkm, 12795 E.). – 2) Hauptstadt des Depart. Eure-et-Loir und des Arrondissements C., auf einem Hügel links von der Eure in 107 m Höhe, an den Linien Paris-Brest und C.-Dreux (118 km) der Franz. Westbahn, C.-Auneau Ville (29 km) und C.-Orléans (76 km) der Staatsbahn, hat (1891) 19087, als Gemeinde 23108 E., in Garnison das 13. Kürassier- und einen Teil des 130. Infanterieregiments sowie die 4. Traineskadron. C. besteht aus der ältern, winkligen Oberstadt, der Unterstadt und der Vorstadt St. Maurice. In der got. Kathedrale (1190‒1260), 131 m lang, 16,4 m , breit, mit 2 Türmen (106,5 und 115 m), besitzt die Stadt eine der schönsten Kirchen Frankreichs (s. Tafel: Französische Kunst Ⅰ, Fig. 2, und Taf. Ⅱ, Fig. 14). Die alten Festungswerke sind jetzt in Boulevards umgewandelt. C. ist Sitz der Departementalbehörden, eines Bischofs, eines Gerichtshofes erster Instanz, einer Filiale der Bank von Frankreich, des Kommandos der 4. Kavalleriebrigade und hat 2 Lehrerseminare, 1 Lyceum, eine Bibliothek (53000 Bände, 1100 Handschriften), naturhistor. Museum, Antiquitätenkabinett, botan. Garten, Theater und mehrere gelehrte Vereine. Unter den Hospitälern zeichnet sich die Versorgungsanstalt für Greise (Fonds 3 Mill. Frs.) aus. Die Bewohner fertigen Leder, wollene Wäsche und berühmte Rebhuhnpasteten. Außerdem besteht Fabrikation von Eisen- und Kupferwaren, Gerberei und lebhafter Handel mit Pferden (Percherons), mit Vieh, Wolle und Getreide der Beauce (s. d.). C. ist Geburtsort von Brissot und Pétion, Marceau und Regnier. – C., das Antricum der Carnutes, schon vor der Römerzeit bedeutend, wurde später Bischofssitz (Carnutum oder Carnotum der Urkunden), Hauptort der Beauce oder des Chartrain und gab der Grafschaft C. den Namen. Letztere kam durch Kauf 1286 an die Krone Frankreich und wurde durch Franz Ⅰ. 1528 zu einem Herzogtum umgewandelt, welches seit 1623 die Familie Orléans als Apanage besaß, weshalb auch früher der älteste Sohn des Herzogs von Orléans gewöhnlich den Titel eines Herzogs von C. führte. Jetzt wird der Titel von dem Prinzen Robert von Orléans (s. Chartres, Robert Philippe Louis Eugène Ferdinand), dem nächsten Bruder des Grafen von Paris, geführt. Am 21. Okt. 1870 wurde C. von der 22. Division unter General Wittich besetzt und blieb in den Kämpfen gegen die Loire-Armee ein wichtiger Stützpunkt der Deutschen. – Vgl. L’Epinois, Histoire de C. (2 Bde., Chartres 1854‒58); Souchet, Histoire du diocèse et de la ville de C. (4 Bde., Chartres 1873‒76).

Chartres (spr. scharrt’r), Robert Philippe Louis Eugène Ferdinand, Prinz von Orléans, Herzog von, geb. 9. Nov. 1840 zu Paris als zweiter Sohn des Prinzen Ferdinand von Orléans (s. d.)und Enkel Ludwig Philipps, vermählte sich 11. Juni 1863 mit der Prinzessin Franziska von Orléans, Tochter seines Oheims, des Prinzen von Joinville, aus welcher Ehe die Prinzen Robert (geb. 11. Jan. 1866, gest. 31. Mai 1885), Heinrich (geb. 16. Okt. 1867) und Johann (geb. 4. Sept. 1874) und die Prinzessinnen Marie (geb. 13. Jan. 1865, vermählt 1885 mit Waldemar, Prinzen von Dänemark) und Margarete (geb. 25. Jan. 1869) entsprangen. Der Herzog von C. nahm im Unionsheere am amerik. Bürgerkriege teil, über den er das Werk veröffentlichte: «Histoire de la guerre civile en Amérique» (Bd. 1‒7, nebst Atlas 1‒6, Par. 1874 fg.), trat nach dem 4. Sept. 1870 in die franz. Armee ein, wurde aber infolge des Dekrets vom 25. Febr. 1883 in Nichtaktivität versetzt. Infolge des Prinzenausweisungsgesetzes vom 23. Juni 1886 wurde er aus der Armee- ^[folgende Seite]

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