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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chasseloup-Laubat; Chasse-Marée; Chassen; Chassepotgewehr; Chasseral; Chasseron; Chasseurs; Chasseurs à cheval

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Chasseloup-Laubat – Chasseurs à cheval

Bajonettattacken den Beinamen «Général bajonette». 1811 wurde er zum Baron ernannt. 1813 aus Spanien zurückberufen, zeichnete sich C. als Divisionsgeneral besonders bei Bar-sur-Aube (27. Febr. 1814) aus und wurde schwer verwundet. Nach Napoleons Abdankung 1814 ging er in niederländ. Dienste zurück und that sich besonders durch Attacken bei Waterloo hervor, durch die er eine engl. Batterie rettete und zum Siege beitrug. Nach dem zweiten Pariser Frieden erhielt er das 4. niederländ. Militärkommando. Bei der belg. Revolution 1830 zog er sich in die Citadelle von Antwerpen zurück und hielt diese besetzt. Da nach der Londoner Konferenz Antwerpen bei Belgien verbleiben sollte, aber von den Holländern nicht geräumt wurde, so rückte im Herbst 1832 ein franz. Korps von 50000 Mann unter Marschall Gérard gegen die Citadelle und begann die Belagerung, während welcher C. vom Könige der Niederlande zum General der Infanterie ernannt wurde. In der Nacht vom 29. zum 30. Nov. wurden die Laufgräben eröffnet. Die Citadelle wurde erst übergeben, als sie fast zum Trümmerhaufen zerschossen war (23. Dez. 1832); doch war die tapfere Verteidigung hauptsächlich das Verdienst des Befehlshabers der Artillerie, Major Seelig. Nach der Übergabe wurde C. mit nach Frankreich genommen und kehrte erst nach dem Frieden in sein Vaterland zurück, wo er zurückgezogen meist in Tiel lebte. C. starb 2. Mai 1849 zu Breda.

Chasseloup-Laubat (spr. schass’lu lobah), François, Marquis de, franz. Ingenieurgeneral, geb. 18. Aug. 1754 zu St. Sornin bei Marennes (Depart. Charente-Inférieure), trat 1776 aus der Schule zu Mezières als Lieutenant in das Geniekorps. Beim Ausbruch der Revolution bereits Stabsoffizier, verteidigte er 1792 Montmédy, leitete 1794 vor Mastricht den Hauptangriff, 1795 vor Mainz alle Belagerungsarbeiten und war 1796 Chef des Genies bei der Armee in Italien unter Bonaparte, wo er mit der Belagerung von Mantua betraut und nach der Schlacht von Rivoli zum Brigadegeneral des Geniekorps ernannt wurde. 1799 wieder als Geniechef zur ital. Armee berufen, wurde er zum Divisionsgeneral und Generalinspecteur befördert. Er leitete 1806 die Belagerung von Kolberg ein und führte 1807 die von Danzig und Stralsund zu Ende. Während des Feldzugs von 1809 befand er sich wieder in Italien. Im Kriege von 1812 war er zum siebentenmal Chef des Geniewesens der Armee. Bei der Wiedereinsetzung der Bourbonen schloß er sich diesen an und lehnte 1815 die ihm von Napoleon gebotene Pairsstelle ab. Vom Könige zum Marquis erhoben, starb er 10. Okt. 1833 zu Paris. Er schrieb «Essais sur quelques parties de l’artillerie des fortifications» (anonym, Par. 1811; deutsch, Wien 1829).

Chasse-Marée (spr. schass’ marreh), kleines franz. Fahrzeug mit 3 Masten (Fock-, Groß- und Treibermast), woran Luggersegel gefahren werden (s. Lugger).

Chassen (vom frz. chasser), schassen, fortjagen.

Chassepotgewehr (spr. schass’poh), die gebräuchlichste, dem Namen des Erfinders entnommene Benennung für das franz. Infanteriegewehr M/1866. Trotzdem man sich in Frankreich dem Vorgange Preußens, das schon 1840 einen Hinterlader (Zündnadelgewehr) annahm, nicht anschloß, fanden in Vincennes vielfach Prüfungen von Hinterladern statt. Einen solchen legte 1858 ein Arbeiter, Antoine Chassepot. vor. Derselbe (mit Hahnzündung und einer aus einer Kautschukscheibe bestehenden, am Kopf des Verschlußcylinders angebrachten Liderung) wurde von der unter Leitung des Oberstlieutenants Neßler stehenden Schießkommission vervollkommnet und 1863 zur Prüfung an die Truppen ausgegeben, ohne ein günstiges Ergebnis zu erzielen. Die infolge der günstigen Ergebnisse des preuß. Zündnadelgewehrs im Feldzuge 1864 weiter angestellten Versuche kamen erst nach der Schlacht bei Königgrätz (Sadowa) zum Abschluß. Durch Dekret vom 30. Aug. 1866 wurde das C. zur franz. Ordonnanzwaffe erhoben und die Anfertigung so eifrig betrieben, daß 1868 die ganze aktive Armee mit dem C. ausgerüstet war. Die Vorzüge des C. vor dem preuß. Zündnadelgewehr beruhten auf dem kleinen Kaliber (11 mm), dem bessern, wenn auch noch nicht genügenden Gasabschluß und der bequemern Handhabung. Im Kriege 1870‒71 zeigte sich die Überlegenheit über das preuß. Zündnadelgewehr beim Schießen auf mittlere und weite Entfernungen unwiderleglich. Mancherlei technische Mängel des C. führten 1874 zu seiner Umänderung. Man nahm die Metallpatrone an und formte den Mechanismus nach dem System des Eskadronchefs Gras (s. d.) um. Die große Zahl der 1870‒71 seitens der Deutschen erbeuteten C. ist vorübergehend für die Bewaffnung der deutschen Kavallerie und des Trains verwertet worden. (S. Handfeuerwaffen.) – Vgl. Das C. und die Chassepot-Taktik der Franzosen (Darmst. 1868).

Chasseral (spr. schass’ráll) oder Gestler, Gipfel des Schweizer Juras an der Grenze der Kantone Bern und Neuenburg, westlich vom Bielersee, 1609 m hoch, bildet mit seinen Vorstufen einen langgestreckten von SW. nach NO. streichenden Rücken, zwischen Bielersee und Val St. Imier und besteht aus Kalksteinen der mittlern und obern Juraformation. Nordöstlich setzt sich die Kette bis zur Klus der Schüß (Suze) oberhalb Biel fort; ihre südwestl. Fortsetzung bildet der Chaumont (s. d.). Der oberste Gipfel, der als niedriger Felskamm aus den Alpweiden auftaucht, bietet eine der weitesten Rundsichten über die Alpen vom Montblanc bis Sentis, den Jura und den Schwarzwald.

Chasseron (spr. schass’róng), Gipfel des Schweizer Juras, westlich vom Neuenburgersee an der Grenze der Kantone Neuenburg und Waadt, 1611 m hoch, gleicht bei beschränkterer Aussicht in Gesteinsart und Bergcharakter dem Chasseral (s. d.).

Chasseurs (frz., spr. schassöhr, «Jäger») hießen ursprünglich in der franz. Armee die leichtesten und behendesten Leute eines Bataillons, welche in eine Compagnie zusammengestellt wurden. Später ging der Name auf die leichte Infanterie über.

Chasseurs à cheval (spr. schassöhrsaschwall), Jäger zu Pferde, in Frankreich die leichten Reiter, welche den Chevaulegers (s. d.) oder Dragonern anderer Armeen zu vergleichen sind. Sie kommen zuerst 1741 vor, und zwar als Scharfschützen (Carabiniers) zu Pferde bei den sog. Legionen, Freikorps aus Infanterie und Kavallerie gemischt. Nach deren Auflösung 1776 erhielt jedes der 24 Dragonerregimenter eine Schwadron Chasseurs, die vorzugsweise beim Vorpostendienst und im zerstreuten Gefecht Verwendung finden sollten. 1779 wurden aus diesen Schwadronen 6 Chasseurregimenter gebildet und diese 1788 auf 12 erhöht. Infolge der Auszeichnung im Revolutionskriege wurden sie vermehrt, unter Napoleon Ⅰ. bis auf 34 Regimenter. Unter der

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