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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chemische Zersetzung; Chemisette; Chemitypie; Chemmis; Chemn; Chemnitz

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Chemische Zersetzung – Chemnitz (Stadt)

1 Atom Quecksilber Hg = 200 Gewichtsteilen

+2 Atomen Chlor Cl₂ = 71 ″

also in der Menge von 271 Gewichtsteilen sich mit 1 Molekül Jodcalcium, bestehend aus:

1 Atom Calcium Ca = 40 Gewichtsteilen

+2 Atomen Jod J₂ = 254 ″

also in der Menge von 294 Gewichtsteilen umsetzen und dadurch bilden:

1 Molekül Jodquecksilber, bestehend aus:

1 Atom Quecksilber = 200 Gewichtsteilen

+2 Atomen Jod = 254 ″

also in der Menge von 454 Gewichtsteilen und 1 Molekül Chlorcalcium, bestehend aus:

1 Atom Calcium = 40 Gewichtsteilen

+2 Atomen Chlor = 71 ″

demnach in der Menge von 111 Gewichtsteilen.

Treten in einem chem. Prozesse unter den Ingredienzien oder Produkten mehrere Moleküle auf, so wird der Formel der betreffenden Verbindung auf der Zeile die betreffende Ziffer vorgesetzt. Die multiplizierende Wirkung dieser auf der Zeile stehenden Ziffern erstreckt sich nach rechts hin bis zum nächsten algebraischen Zeichen. So heißt z. B.

2 HCl + Fe = FeCl₂ + H₂:

2 Moleküle Chlorwasserstoff liefern mit 1 Atom Eisen: 1 Molekül Eisenchlorür und 2 Atome Wasserstoff.

Soll dagegen die Multiplikation einer ganzen Formelsumme ausgeführt werden, so schließt man dieselbe in Klammern ein und setzt den multiplizierenden Faktor entweder auf die Zeile vor den Ausdruck, oder unter (bez. über) die Zeile dahinter. So bedeutet z. B. die Gleichung

4[FeSO₄ + 7 H₂O] + O₂ + 2 H₂O = 2 [Fe₂(SO₄)₂(OH)₂ + 14 H₂O],

daß 4 Moleküle Eisenvitriol (FeSO₄ + 7 H₂O) mit 1 Molekül Sauerstoff und 2 Molekülen Wasser sich zu 2 Molekülen des 14 Moleküle Wasser enthaltenden basischen Ferrisulfats verbinden können.

Chemische Zersetzung, s. Chemische Prozesse.

Chemisette (frz., spr. sch’misétt), Vorhemd, auch kurzes Frauenmieder.

Chemitypie (grch.) wurde von ihrem Erfinder C. Piil, einem Dänen, die Kunst genannt, durch ein chem. Verfahren Hochdruckplatten zum Abdruck von Illustrationen in der Buchdruckerpresse herzustellen. Das Verfahren ist im wesentlichen folgendes: Auf einer blankpolierten Platte von reinem Zink wird in gewöhnlicher Weise durch Gravierung und Ätzung eine vertiefte Zeichnung ausgeführt, welche einen Abdruck in der Kupferdruckerpresse geben würde. Diese Zeichnung wird durch Einlöten eines leichtflüssigen Metalls (7 Teile Wismut, 16 Teile Zinn, 13 Teile Blei) ausgefüllt und letzteres dann wieder genau bis auf die Oberfläche der Zinkplatte weggeschliffen, sodaß nur die vertieften Züge ausgefüllt bleiben. Wenn man sodann mit verdünnter Salpetersäure ätzt, die nur das Zink, jedoch nicht das ausfüllende Metall angreift, so bleibt dieses als Relief stehen, indem es auf das genaueste die vorher vertieften Züge in hochstehenden Linien wiedergiebt, sodaß die Platte nun in derselben Weise wie ein Holzschnitt sich behandeln läßt. Die C. hat jedoch nie vermocht, dem Holzschnitt erfolgreich Konkurrenz zu machen, denn sie erreichte nie dessen Weichheit, auch hatten seine Lufttöne und Ausgänge stets etwas Rohes und Dickes. Dagegen wurde sie viel zur Herstellung von Karten und Plänen im Buchdruck angewendet, während sie jetzt wohl überall durch die sehr vervollkommnete Zinkhochätzung (s. Zinkographie) ersetzt ist.

Chemmis. 1) Stadt, s. Achmim. 2) Insel, s. Buto.

Chemn., hinter der lat. Benennung von Weichtieren Abkürzung für Joh. H. Chemnitz (s. d.).

Chemnitz. 1) Amtshauptmannschaft (ohne Stadt C.) in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, hat (1890) 187800 (91749 männl., 96051 weibl.) E., 3 Städte und 79 Landgemeinden.

2) Selbständige Stadt, erste Fabrikstadt Sachsens und eine der bedeutendsten Deutschlands, etwa 35 km von der österr. Grenze, liegt in 306 m Höhe (Bahnhof), 50° 50′ nördl. Breit und 12° 55′ östl. Länge von Greenwich, in einer Einsenkung des Erzgebirgischen Beckens, am gleichnamigen Flüßchen und hatte (1888) im Mittel eine Jahrestemperatur von etwa 7° C., einen Luftdruck von 734 mm und eine Niederschlagsmenge von 637 mm sowie einen Flächenraum von etwa 15,36 qkm.

^[Abb.]

Bevölkerung. C. hatte 1840 : 23476, 1864: 54827, 1880: 95123, 1885: 110808, 1890: 138954 (67864 männl., 71090 weibl.) E., d. i. eine Zunahme (1885‒90) von 28146 (25,4 Proz.) oder jährlich 5629 Personen; Geburten (1892) 6248, Sterbefälle 4586, Eheschließungen 1236, Zuzug (1892) 20891, Abzug 19902. Dem Religionsbekenntnis nach waren 129176 Lutherische, 7138 röm., 440 deutsche Katholiken, 278 Reformierte und 953 Israeliten; der Staatsangehörigkeit nach 5531 Österreicher, 364 Angehörige der übrigen europ. Staaten und 69 Nichteuropäer. In Garnison (1717 Mann) liegt das Infanterieregiment Prinz Friedrich August von Sachsen Nr. 104. Rechnet man zu der Einwohnerzahl von 1890 (138954) noch diejenige der Ortschaften, welche an C. angrenzen, mit der Stadt in regem Verkehr stehen, und deren Bewohner daselbst Beschäftigung finden, nämlich Altchemnitz (6398 E.), Altendorf (3834), Bernsdorf (2080), Borna (2299), Furth (1907), Gablenz (9857), Hilbersdorf (4893) und Kappel (5245), zusammen 36513 E., so erhält man für Groß-Chemnitz eine Einwohnerzahl von 175467.

Anlage. Plätze. Bauwerke. Die Stadt ist nur in ihrem Mittelpunkte, der ehemaligen Festung, ältern Ursprungs; die Vorstädte sind erst in diesem Jahrhundert entstanden. Etwa 50 ha des Weichbildes sind von freien Plätzen und Promenaden bedeckt; zu nennen sind die Schloßteichanlagen, der Stadtpark, der große Festplatz am Küchwald und der mit der Petrikirche besetzte Schillerplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs. C. hat 7 evang. Kirchen, darunter die Jakobikirche aus dem J. 1389, im 18. Jahrh. und 1879‒80 abermals im got. Stile umgestaltet, mit einem Gemälde von Lukas Kranach dem Ältern in der Sakristei; die 1514‒25 in spätgot. Stil vollendete Schloßkirche mit beachtenswertem Portal und Bildern der alten fränk. Schule; die 1888 erbaute got. Kirche St. Nikolai auf dem Niklasberge von Schramm und die ebenfalls neue Petrikirche von Enger; ferner eine kath. Kirche. Von weltlichen Bauten sind zu erwähnen das alte spätgot. Rathaus mit Laubengängen und hohem Turm am Markt und das neue Rathaus an der Poststraße, die Post, das Reichsbankgebäude, das auf dem Kaßberg, der Centralbahnhof, die königl.