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Cheynow – Chiapas
1743 zu Bath) und William Stokes (spr. stohks, geb. 1804, gest. 7. Jan. 1878 zu Dublin).
Cheynow, böhm. Marktflecken, s. Chejnow.
Chézy (spr. schesih), Antoine Léonard de, franz. Orientalist, geb. 15. Jan. 1773 zu Neuilly, studierte Arabisch und Persisch unter Sacy und Langlès und wurde 1798 im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten angestellt. Seit 1799 Konservator der orient. Handschriften an der Nationalbibliothek, widmete er sich als der erste in Frankreich dem Studium der altind. Sprache und Litteratur und übernahm 1815 den Lehrstuhl der Sanskritsprache, den Ludwig ⅩⅧ. für ihn am Collège de France geschaffen hatte. Er starb zu Paris 31. Aug. 1832. Litterarisch machte er sich zuerst durch eine freie franz. Übertragung des pers. Gedichts «Medschnun und Leila» (2 Bde., Par. 1807) bekannt, die von Hartmann (2 Bde., Lpz. 1807) ins Deutsche übersetzt ward. Aus der Sanskritlitteratur gab er unter anderm die «Sakuntala» (Par. 1830) des Kâlidâsa sowie das «Amaruçatakasara» (unter dem Pseudonym Apudy, ebd. 1831) und einige Episoden aus dem «Mahabharata» und «Ramayana» im Original mit Übersetzung und Anmerkungen heraus. – Seine Gattin Wilhelmine Christiane von C. (Dichtername Helmina), geborene von Klencke, eine Enkelin der Karschin (s. d.), geb. 26. Jan. 1783 zu Berlin, ging 1802 nach Paris und heiratete hier C., trennte sich jedoch 1810 von ihm und begab sich nach Heidelberg. Der Befreiungskrieg von 1813 entflammte sie zu hingebendem Eifer für die Pflege verwundeter Krieger. Abwechselnd lebte sie seitdem in Heidelberg, Berlin, Dresden, Wien, München, Paris und Genf, wo sie, fast erblindet, 28. Febr. 1856 starb. Am bekanntesten machte sie ihr von K. M. von Weber komponierter Operntext «Euryanthe» (Wien 1824), während ihre «Gedichte» 12 Bde., Aschaffenb. 1812), das Ritterepos «Die drei weißen Rosen» (in der «Urania», 1821) u. s. w. nur ein ganz untergeordnetes Talent verraten. Von ihren wertlosen Prosa-Arbeiten ist die Erzählung «Emmas Prüfungen» (Heidelb. 1817) noch die beste. Nach ihrem Tode gab Bertha Borngräber ihre Memoiren u. d. T. «Unvergessenes» (2 Bde., Lpz. 1858) heraus.
Einer ihrer Söhne, Wilhelm von C., geb. 21. März 1806 zu Paris, studierte seit 1829 zu München die Rechte, wandte sich aber bald ganz der Schriftstellerei zu und schrieb eine Reihe von Erzählungen nach Spindlers Muster, wie «Der fahrende Schüler» (1835), «Der fromme Jude» (1845), «Das große Malefizbuch» (1847), «Der letzte Janitschar» (1853) u. s. w. Von seinen übrigen Schriften (darunter der heraldische «Ehrensold») sind namentlich die «Erinnerungen aus meinem Leben» (2 Bde., Schaffh. 1863‒64) zu nennen. Er starb 14. März 1865 zu Wien.
Chhatank, s. Chittact.
Chiabrēra (spr. ki-), Gabriello, ital. Dichter, geb. 8. Juni 1552 zu Savona, wurde im Jesuitenkolleg zu Rom gebildet, trat in die Dienste des Kardinals Cornaro, mußte aber wegen eines Duells flüchten und kehrte in seine Vaterstadt zurück. Er starb 14. Okt. 1637, als erster Dichter seiner Zeit geehrt. C. suchte der ital. Lyrik, die im allgemeinen Petrarca folgte, neue Wege zu eröffnen, leistete Erfreuliches im anakreontischen Liede, blieb aber kalt und gezwungen in der Nachahmung Pindars. Doch hat er das Verdienst, in einer Zeit der Tändelei einen ernsten und hohen Ton angeschlagen zu haben, verfällt freilich oft in Schwulst und in unnatürliches Pathos. Seine epischen Gedichte («Il Foresto», «La Gotiade», «La Firenze», «L’Amadeide» und «Il Ruggeiro») und zahlreichen dramat. Arbeiten sind längst vergessen. Eine (unvollständige) Ausgabe seiner «Opere» gab Geremia heraus (5 Bde., Vened. 1731‒57), eine Auswahl des Besten besorgte Polidori («Poesie liriche, sermoni e poemetti di Gabriello C.», Flor. 1865), eine andere Francesia («Poesie liriche, sermoni e poemetti) scelti ed annotati», Tur. 1873).
Chiaje bedeutet bei zoolog. Namen Steffano delle Chiaje(spr. ki-), geb. 1794, gest. 1860 als Professor der Anatomie zu Neapel. Er schrieb «Descrizione degli animali invertebrati della Sicilia citeriore» (5 Bde., Neapel 1823‒29).
Chiamāta (ital., spr. ki-), Hervorruf im Theater; ein auf etwas hinweisendes Schrift- oder Druckzeichen; in der Fechtkunst eine verstellte Blöße, um den Gegner zu einem unvorsichtigen Hieb zu verlocken.
Chiāna (spr. ki-), im Altertum Clanis, Fluß in den ital. Landschaften Toscana und Umbrien, entsteht aus einer lange versumpften, in der Mitte des 18. Jahrh. völlig trocken gelegten Senkung zwischen Arno und Tiber und sandte seine Wasser im Altertum nur in den letztern, bis durch die großen Abdämmungsarbeiten seit 1551 das von Dante als verpesteter Pfuhl geschilderte Chianathal entsumpft und der Fluß in zwei Arme geteilt wurde; der eine, Canale Maestro, großenteils kanalisiert, führt die Hauptmasse des Wassers nach N. in den Arno, 11 km im NW. von Arezzo; der andere C. vereinigt sich bei Orvieto mit der zum Tiber gehenden Paglia. Die Scheidestelle nördlich des Lago di Chiusi liegt in 251 m Höhe. Jetzt ist das Val di C., zumal infolge der Thätigkeit des Grafen Fossombroni (1754‒1844), eine der fruchtbarsten Gegenden Italiens mit mehr als 100000 E. Die großen Güter erzeugen in Fülle Weizen und Mais, Hanf und Gartenfrüchte; Maulbeerbäume ermöglichen die Seidenzucht. Unter den köstlichen Weinsorten ist der Montepulciano eine der beliebtesten Italiens. – Vgl. Fossombroni, Memorie idraulico-storiche sopra la val di C. (3. Aufl., Montepulciano 1835).
Chianti (spr. ki-), Landschaft in der ital. Provinz Siena, in Toscana, zwischen den Quellen der Ambra, Arbia, des Ombrone und der Greve und umzogen von den Bergen, welche auf der Ostseite das obere Arnothal einschließen. Dieses ehemals waldbedeckte Gebiet ist jetzt großenteils kultiviert und seine Weinberge liefern ausgezeichneten Wein.
Chiāpa (spr. tschi-), Volk eigener Sprache, den Manque oder Mangue, welche die Urbevölkerung von Nicaragua bilden, stamm- und sprachverwandt. Sie bilden eine kleine Sprachinsel inmitten von Mayastämmen. Von ihnen hat der mexik. Staat Chiapas (s. d.) seinen Namen bekommen.
Chiāpa de los Indiōs (spr. tschi-), s. Chiapas.
Chiāpas, Las (spr. tschi-), der südlichste Staat der Republik Mexiko, grenzt im N. an Tabasco, im O. und SO. an Guatemala, im S. an den Golf von Tehuantepec, im W. an Oaxaca und Veracruz, ist größtenteils gebirgig, hat 55316 qkm und (1892) 269710 E., d. i. 4 auf 1 qkm. Das Plateau von C., eine Fortsetzung der Hochebene von Guatemala, übersteigt nur selten die Höhe von 1000 m. Das südwestl. Randgebirge trägt mehrere Kuppen, meist ausgebrannte Vulkane, wie den Soconusco (2380 m), die beiden Vulkane von Amilpas und den Sapotitlan. Diesem Gebirge parallel durchschneiden noch
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