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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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China (Kulturzustand)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'China (Kulturzustand)'

sich in Beziehung auf ein 126 v.Chr. hinterlassenes Schriftstück desselben Ausdrucks. 105 n.Chr. war die Erfindung des Tsai-lun schon bekannt, vermöge deren Papier aus Baumrinde und Lumpen verfertigt wurde. Diese wichtige Erfindung wurde im 6. Jahrh. ergänzt durch die Erfindung der Buchdruckerkunst. Erhalten sind noch Holzdruckausgaben der Geschichte der spätern Han von 1167 und 1242. Ein im 11. Jahrh. versuchtes Verfahren mit beweglichen Schriften erwies sich als unbrauchbar; ausgedehnterer Gebrauch von solchen wurde erst in neuerer Zeit durch europ. Einfluß gemacht. – Die Seidenzucht war nach dem Schu-king schon zur Zeit des Jü bekannt. – Über die Anwendung der Magnetnadel, die schon im 12. Jahrh. v.Chr. bekannt gewesen sein soll, finden sich 121 n.Chr. genauere Angaben. Die Erfindung des Schießpulvers durch die Chinesen ist eine offene Streitfrage. Jedenfalls scheinen sie eine Art Griechisches Feuer schon früh gekannt zu haben. Der Gebrauch desselben zu Geschützen, welcher zur Zeit der Eroberung durch die Mongolen stattgefunden zu haben scheint, wurde bei diesen durch den Uiguren Ali-jaja eingeführt, stammt also von den Arabern. Im 17. Jahrh. besorgten die Jesuiten die Herstellung von Geschützen. Die Chinesen verfertigten bereits vor mehr als drei Jahrtausenden eherne und bronzene Gefäße, namentlich künstlich gravierte und ciselierte Vasen, von denen eine Anzahl, deren Schönheit mit der griechischer und etruskischer wetteifern kann, noch jetzt im kaiserl. Museum zu Peking aufbewahrt wird; sie wissen die verschiedenartigsten Gegenstände von Holz, Leder u.s.w. mit reichen Vergoldungen und den schönsten, dauerhaftesten Lackfarben zu überziehen und die künstlichsten Schnitzwerke aus Elfenbein, Holz und Speckstein darzustellen; aber bis jetzt ist selten ein Kunstwerk von höherer Auffassung aus ihren Händen hervorgegangen. Über die Verfertigung des chines. Porzellans sowie über die Kunst der Chinesen s. Chinesische Kunst. – Man nimmt an, daß es zur Zeit der Tschou schon gemünztes Geld gab. Die alten Nachahmungen von Kleidungsstücken (pu) und Messern (tao) weichen schon zur Zeit der Han den runden Kupfer- oder Messingstücken mit dem Loche in der Mitte zum Aufreihen, wie sie etwa noch heute sind, tragen aber erst seit dem 4. Jahrh. Zeitangaben auf der Vorderseite. Gold und Silber wurden nur ganz ausnahmsweise geprägt, Papiergeld gab es schon seit der Zeit der Sungdynastie. – Von den in C. üblichen Spielen sind zu erwähnen: das Fingerspiel (die Morra der Italiener von altröm. Ursprung bei letztern), das Schachspiel (ursprünglich indisch, hier in besonderer Gestalt), das Kartenspiel (vielleicht chines. Ursprungs), das Wei-ki (bei uns unter dem japan. Namen Go bekannt).

Die Zeitrechnung ist, obschon im Schu-king von einem Jahre von 366 Tagen die Rede ist, erst in der Zeit des Geschichtschreibers Sse-ma-tsien (um 104 v. Chr.) eine einigermaßen sichere, auf der Bekanntschaft mit den Völkern des Westens beruhende. (Vgl. Chalmers, Astronomy of the ancient Chinese, in Legges «Chinese Classics», Lond. 1861). Das Jahr beginnt mit dem ersten Neumond nach Eintritt der Sonne in das Zeichen des Wassermanns, hat 354 oder 355 Tage und zerfällt in 12 stets mit dem Tage des Neumondes anfangende Monate von 29 bis 30 Tagen. Infolge hiervon wird alle 2–3 Jahre ein überschüssiger Monat erhalten, in welchem die Sonne ↔ in kein neues Zeichen des Tierkreises tritt. Dieser Monat wird der Schaltmonat und erhält den Namen des vorhergehenden mit dem Zusätze Zhun. Das Schaltjahr enthält also 383 oder 384 Tage. Der Jupiter, dessen Umlaufszeit man schon früh beobachtete, heißt der Jahresstern. Der Tag zerfällt in 12 Stunden (aber erst zur Zeit der Han nach Chalmers); ihre Namen jedoch finden sich schon im Schu-king zusammen mit einer Reihe von 10 Zahlen, die früher schon für Tage gebraucht waren, zu einem Kreise von 60 Tagen verbunden (1 tze, 2 tschou. 3 jin, 4 mao, 5 schön, 6 sse, 7 wu, 8 wei, 9 tschou, 10 ju, 11 sü, 12 hai mit 1 kia, 2 ji, 3 ping, 4 ting, 5 mou, 6 ki, 7 köng, 8 sin, 9 shön, 10 kwei verbunden zu 1 kia-tze, 2 ji-tschou bis 60 kwei-hai). Die Anwendung eines Kreises von 60 Jahren findet sich mit augenscheinlich ausländischen Namen erst bei Sse-ma-tsien (s. oben). Jene früher für Tage gebrauchten Namen finden sich zwar in den Bambusbüchern vor, welche 297 n.Chr. im Grabe des Königs Siang von Wei (gest. 295 v.Chr.) gefunden sein sollen und mit Hwang-ti beginnen; aber auch da ist ihr erstes Vorkommen in diesem Sinne erst unter Jao zu finden, wie man glaubt, durch spätere Einschiebung. Jetzt ist diese ihre Verwendung allgemein. Das Jahr 1882 christl. Zeitrechnung war das 19. des 77. chines. Cyklus. In ganz alter Zeit bedienten sich die Chinesen auch noch eines durch Ausgleichung des Mond- mit dem Sonnenjahre gebildeten 19jährigen Cyklus. Der Monat wird teils halbiert, teils in Dekaden eingeteilt. Der Tag zerfällt in 12 Doppelstunden, chines. Schi, welche von 11 Uhr abends gezählt werden. Vgl. Ideler, Über die Zeitrechnung der Chinesen (Berl. 1839) und Biot, Études sur l'astronomie indienne et chinoise (Par. 1862). Bei ihren Rechnungen, selbst den kompliziertesten, bedienen sich die Chinesen des bei allen mongol. Völkern und teilweise selbst bei den Russen gebräuchlichen Rechenbretts, chines. Swan-phan.

Stände. Die Jahrtausende alte Einteilung des Volks in die vier Abteilungen (sse-min) der Schi oder Beamten, Nung Landwirte, Kung Werkleute und Schang Handelsleute hat nie die Bedeutung der ind. Kasten gehabt. Indes sind die Kwan-shön der Beamten sowie diejenigen, welche durch die Prüfungen zu einer der oben genannten Würden gelangt sind, vor der Prügelstrafe geschützt, die auch an Mandschu nur durch die Peitsche statt des üblichen Bambus vollzogen werden darf. Die Gelehrten- und Beamtenlaufbahn steht dem ganzen Volke offen, nur daß z.B. Söhne von Schauspielern und Diener von Beamten ausgeschlossen sind. – Den Namen Wang, welcher einst die Herrscher C.s bezeichnete, führen außer mongol. Fürsten nur die nächsten Verwandten des Kaiserhauses und zwar sind im allgemeinen Tsin-wang die Söhne von Kaisern, Sün-wang die Söhne der vorigen, Belle die Söhne von Sün-wang; dann folgen Betze, vier verschiedene Arten von Kung und vier Arten Tsiang-kün (Oberbefehlshaber). Die Nachkommen des ersten Mandschu-Kaisers tragen einen gelben Gürtel, die übrigen Verwandten einen roten als einzige Auszeichnung, die noch dem zwölften der oben namhaft gemachten Glieder bleibt. – Von den Namen der alten Lehnsmannen der Tschou, deren Macht Tsin-schi-Hwang-ti gebrochen hatte, nämlich Kung, Hou, Po, Tze, Nan (mit den engl. Namen Duke, Marquis, Earl, Viscount und Baron verglichen), ist seit der Zeit der Han wieder Gebrauch

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 202.

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