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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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China (Geschichte)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'China (Geschichte)'

wurde unter dieser Dynastie der Grund zur röm.-kath. Mission gelegt.

Unter dem Kaiser Schin-tsung (1573–1619) fing ein bis dahin kaum gekannter tungus. Volksstamm, nämlich der der jetzigen Mandschu, der durch Aufnahme der Reste der Shutschi, Khitan und anderer schon wieder aus der Weltgeschichte ausgetretener Stämme in sich allmählich zu einiger Macht gelangt war, zuerst an, den Chinesen gefährlich zu werden. Schin-tsung erlaubte ihnen, sich in der Provinz Liau-tung niederzulassen. Als die Chinesen sie später hieraus wieder vertreiben wollten, widersetzten sie sich nicht nur, sondern machten sich selbst zu Herren von Liau-tung, und ihr Anführer Tai-tsu (d.h. großer Stammherr) nahm 1618 den Kaisertitel an. Dieser setzte bis zu seinem Tode den Krieg mit den Nachfolgern von Schin-tsung, Kwang-tsung (1620–21) und Hi-tsung (1621–28) fort. Ihm folgte 1627 sein Sohn Tai-tsung. Als dieser 1643 starb, hörte der Krieg mit C. auf. Dort aber entstand ein innerer Krieg durch die Empörung des Li-tze-tschöng gegen den Kaiser Hwai-tsung (1628–44), infolgedessen sich letzterer selbst entleibte. Die Gegenpartei des Li-tze-tschöng rief nun die Mandschu zu Hilfe, und diese eroberten Peking und machten sich unter Schun-tschi (1644–62) zu Herren des Reichs. Schun-tschi ward Stifter der noch herrschenden Dynastie Tsing. Unter ihm versuchten die Russen Handelsverträge mit C. anzuknüpfen, während die Mission der Jesuiten eine immer größere Ausbreitung gewann. Ihm folgte 1662 sein Sohn Schöng-tsu (Khang-hi-Hwang-ti), der sich die Mongolen, Tibet und Formosa unterwarf, auch viele Verbesserungen im Innern traf. Kämpfe mit den Russen endeten 1689 mit der Anerkennung der chines. Herrschaft bis zur nördl. Wasserscheide des Amur. Khang-hi-Hwang-ti duldete nicht nur die röm.-kath. Mission, sondern war auch ein besonderer Freund und Begünstiger der Jesuiten, die ihn selbst in Mathematik und Astronomie unterwiesen. Unter seiner Regierung errichteten die Engländer Handelsfaktoreien in Kanton. Sein Sohn Jung-tschöng-Hwang-ti (eigentlich Schi-tsung) regierte 1722–35 und zeigte sich als Feind des Christentums. Ihm folgte von 1736 bis 1796 Kao-tsung (Khien-lung-Hwang-ti), einer der bedeutendsten Fürsten C.s. Er trieb histor. und philos. Studien; die in Peking erschienene Sammlung seiner Poesien umfaßt 372 Bücher. Ferner ließ er eine Auswahl der vorzüglichsten Werke der chines. Litteratur zusammenstellen, die mandschu-chines. Wörterbücher verbessern, eine große Beschreibung C.s mit Karten und andere allgemein nützliche Werke herausgeben. Durch Eroberung von Ost-Turkestan und die Dsungarei breitete er sein Reich weit nach Westen aus, unterwarf sich Tibet vollends, führte aber 1758–69 unglückliche Kriege mit den Birmanen. Die Grenz- und Handelsverhältnisse mit Rußland wurden unter ihm neu geordnet und verbessert. Eine Gesandtschaft der Engländer an ihn unter Lord Macartney 1793 war für die gehoffte Erweiterung der Handelsbeziehungen mit C. erfolglos. Dem Christentum stand er aus polit. Gründen ebenso feindlich gegenüber als sein Vater. Namentlich fand 1746–84 eine harte Verfolgung sowohl der chines. Christen als der europ. Missionare in C. statt. In seinem 85. Lebensjahre (1796) legte Khien-lung-Hwang-ti die Regierung nieder und starb 3 Jahre später in Zurückgezogenheit.

Ihm folgte 1796–1820 sein Sohn Shön-tsung (Kia-khing-Hwang-ti), dessen Regierung für das ↔ Chinesische Reich unglücklich war. Zuerst brach der schon unter Khien-lung entstandene und nur teilweise unterdrückte Aufstand der Miao-tze in den Provinzen Kwei-tschou und Jün-nan mit vermehrter Heftigkeit aus. Es gelang Shön-tsung indessen, dieses Gebirgsvolk hauptsächlich durch große, den Häuptlingen gespendete Geldsummen wieder zur Ruhe zurückzuführen. Ungleich nachteiliger für die Bevölkerung und schwieriger zu unterdrücken war eine von der weit verbreiteten, schon unter Khien-lung entstandenen und von diesem hart verfolgten geheimen Gesellschaft, der Weißen Wasserlilie, chines. Pe-lien-kiao, zum Zwecke der Vertreibung der Mandschu-Dynastie angestiftete Empörung, die in den westl. Provinzen einen achtjährigen Bürgerkrieg verursachte. An diesen reihte sich das Unheil an, das eine wohlorganisierte, allmählich bis gegen 70000 Mann herangewachsene Menge chines. Seeräuber mit gegen 800 Dschunken und 1000 Booten der Küstenschiffahrt und der Strandbevölkerung zufügte. Bei der Schwäche der Kriegsmarine war die Regierung endlich genötigt, die einflußreichsten Führer der Seeräuber durch große Geldopfer für sich zu gewinnen. Erst 1810 hörte die Unsicherheit der chines. Küsten wieder auf. Auch fanden verschiedene Anschläge gegen das Leben des Kaisers Shön-tsung statt. Da der Kaiser die kath. Priester für Verbündete der geheimen Gesellschaften hielt, so wurde ihnen der Aufenthalt in den Provinzen bei Todesstrafe untersagt und nur wenigen verstattet, in ihrer Eigenschaft von Hofastronomen und Redacteuren des Staats- und Regierungskalenders in Peking zu verbleiben. Auch litt C., während Shön-tsung regierte, nicht selten durch Hungersnot, Mißwachs und Überschwemmungen. Das Volk erkannte hierin den Zorn der Gottheit über die schlechte Regierung seines Fürsten, und seine Erbitterung wurde immer allgemeiner und heftiger. Hierzu kam, daß seine Grausamkeit ihn für seine nächste Umgebung ebenso gehaßt als gefürchtet machte. Man vermutete daher, als Shön-tsung 2. Sept. 1820 auf einer Jagd in der Tatarei starb, daß sein Tod kein natürlicher gewesen sei. Ihm folgte (1820–50) sein zweiter Sohn Mien-ning (Süan-tsung; Name der Herrscherzeit: Tao-kwang), der den schwierigen und verwickelten Verhältnissen während seiner Regierung nicht gewachsen war. Ebenfalls dem Christentum abhold, verbannte er 1828 die als Hofastronomen in Peking angestellten Missionare. In demselben Jahre unterdrückte sein Feldherr Tschang-ling einen Aufstand der mohammed. Bevölkerung von Ost-Turkestan. Das wichtigste Ereignis während seiner Regierung war der Krieg mit den Engländern 1840–42. Die Englisch-Ostindische Compagnie, zu deren Monopolen der Handel mit C. gehörte, hatte schon seit 1677 mit diesem in Beziehungen gestanden und hiervon große, stets wachsende Vorteile gezogen. Sitz des durch eine privilegierte chines. Handelsgesellschaft, die sog. Hong, vermittelten Handelsverkehrs war seit 1730 Kanton, wo später auch Frankreich, Österreich, Holland und Dänemark Handelsfaktoreien errichteten. Die Stellung der Europäer in C. war wenig geehrt, mit manchen drückenden Beschränkungen ihrer persönlichen Freiheit verbunden. Die beiden Gesandtschaften der Engländer an den Hof zu Peking, unter Lord Macartney (1793) und Lord Amherst (1816), blieben ohne Erfolg. Am 7. April 1834 hörte das Monopol der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 208.

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