Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'China (Geschichte)'
Am 12. Dez. stellten die Alliierten dem Vicekönige Je das Ultimatum, das dieser verwarf. Nun besetzten sie die Insel Ho-nan gegenüber von Kanton und beschossen am
8. Dez. Kanton, das an verschiedenen Stellen in Brand geriet und tags darauf genommen wurde. Am 5. Jan. 1858 fand die Gefangennahme des Vicekönigs statt, der als
Kriegsgefangener nach Kalkutta gesandt wurde. Als schließlich aus Peking ausweichende Antworten auf die Forderungen der Verbündeten eintrafen, erschien die
engl.-franz. Flotte vor dem Pei-ho und vernichtete 20. Mai mehrere kleinere Festungswerke, später das Fort Ta-ku. Von hier fuhr eine Flottille von Kanonenbooten
den Fluß hinauf und erreichte 26. Mai Tien-tsin. Jetzt kamen die Unterhandlungen zum Abschluß. Tien-tsin wurde ebenfalls zum Freihafen erklärt. An Kriegskosten
forderte England 8, Frankreich 4 Mill. Doll. In besondern und wichtigen Fällen sollten Gesandte der europ. Staaten das Recht haben, in Peking zu erscheinen und zu
wohnen. Am 4. Juli 1858 traf die Bestätigung durch den Kaiser in Tien-tsin ein. Rußland hatte fast gleichzeitig einen Separattraktat über die Abtretung des
Territoriums Amurland (s. d.) geschlossen. Auch jetzt noch suchte die chines. Regierung die Ausführung der Verträge nicht nur in die Länge zu
ziehen, sondern bereitete sich sogar auf einen neuen Krieg vor. Am 21. Juni 1859 wurde die engl.-franz. Flotte von den Forts am Pei-ho beschossen. Da beschlossen
England und Frankreich, den Krieg bis zur völligen Demütigung fortzusetzen. Schon Mai 1860 befanden sich unter General Sir Hope Grant in und bei Kanton 13000 Mann
engl. und engl.-ind. Truppen, während die Flotte neben den Transportschiffen aus fast 200 Fahrzeugen bestand. Die franz. Streitkräfte, 9000 Mann unter General
Cousin-Montauban und 39 Kriegsschiffe unter Viceadmiral Charner, versammelten sich in Shang-hai. Die Oberleitung führten wieder Lord Elgin und Baron Gros. Ein 21.
April 1860 gestelltes Ultimatum verwarf die Regierung des Kaisers. Infolgedessen begab sich die engl.-franz. Flotte nach der Mündung des Pei-ho und schiffte 11.
Aug. bei Pei-tang 13000 engl. und 7500 franz. Landungstruppen aus. Am 12. Aug. wurde Sin-ho, tags darauf Ta-ku genommen, 19. Aug. der Pei-ho überschritten und
21. Aug. die Forts von Ta-ku erstürmt. Vom 8. Sept. ab rückten 6000 Mann engl. und 5000 Mann franz. Truppen nach Peking vor. Aufs neue trugen die Chinesen
Friedensunterhandlungen an, die auf Verlangen der Alliierten in Tung-tschou, 8 km von Peking, 14. Sept. auch wirklich begannen. Aber 18. Sept. wurde das
engl.-franz. Hauptkorps in der Stärke von 6200 Mann Infanterie und 600 Mann Kavallerie mit 20 Geschützen von 10000 Mann chines. Infanterie und ebensoviel
Kavallerie mit 100 Geschützen bei Tschang-kia-wan, 3,25 km von Tung-tschou, unerwartet angegriffen. Die Alliierten erfochten einen
vollkommenen Sieg. Von den an den Unterhandlungen zu Tung-tschou beteiligten Offizieren und Beamten fielen aber 39 in die Hände der Chinesen und wurden nach
Peking geschafft. Vergebens verlangte Lord Elgin ihre Wiederauslieferung. Am 21. Sept. wurde die chines. Armee noch einmal seitens der Alliierten bei Pa-li-kiau
in die Flucht geschlagen. Die Friedensanträge durch den Bruder des Kaisers, den Prinzen Kung, 22. und 23. Sept., führten zu keinem Resultat; 7. Okt. fielen die
prachtvollen ↔ kaiserl. Sommerpaläste mit Kunstwerken und Kostbarkeiten aller Art den Verbündeten in die Hände und wurden von den Franzosen drei
Tage lang ausgeplündert. Am 9. Okt. stand das Heer vor Peking selbst und am 13. wurde ihnen ein Stadtthor geöffnet. Da von den gefangenen Unterhändlern 20 von den
Chinesen ermordet oder an Mißhandlungen umgekommen waren, verschärften Lord Elgin und Baron Gros die Friedensbedingungen. Diese waren: die Erledigung der Verträge
von Tien-tsin bis zum 23. Okt., Zahlung von je 16 Mill. Doll. an die engl. und franz. Regierung sowie Zahlung einer Entschädigung an die Angehörigen der
umgekommenen Gefangenen und die Besetzung von Tien-tsin bis zur Bezahlung der Kriegsentschädigungen. Am 18. und 19. Okt. ließ Lord Elgin, zur Strafe dafür, daß
der Kaiser die Mißhandlung der Gefangenen zugelassen hatte, den Palast Juën-ming-juën niederbrennen. Die Ratifikation der Verträge fand 24. und 26. Okt. 1860
statt. Der Kaiser bestätigte sie zu Schehol, in seinem Sommersitze bei Tscheng-te nördlich der Großen Mauer, am 2. Nov., wonach 10. Nov. die europ. Truppen Peking
wieder verließen. Im März 1860 nahmen der engl. und franz. Gesandte ihren Wohnsitz in Peking und im Juli desselben Jahres folgte ihnen der nordamerikanische. Der
schon früher (1858) mit Rußland abgeschlossene Vertrag wurde Ende 1861 ergänzt und außer dem linken Ufer des Amur auch das rechte Ufer des Ussuri bis zur Grenze
von Korea abgetreten, wie auch eine ständige Gesandtschaft in Peking nunmehr zugelassen wurde.
Am 17. Aug. 1861 starb der Kaiser Hiën-föng zu Schehol und ihm folgte sein fünfjähriger Sohn Tsai-tschun, dessen Herrscherzeit Tung-tschi genannt wurde, zuerst
unter Vormundschaft dreier Prinzen, welche den Ausländern abgeneigt waren, und fünf anderer hoher Beamter, sowie seiner Mutter und der ältesten Gemahlin seines
Vaters, später nur der letztern und seines Oheims, des Prinzen Kung. Letzterer trat nach Verurteilung und Beseitigung der übrigen drei Prinzen an die Spitze der
Regierung. Einsichtsvoll und energisch, trachtete er dem Nationalhaß der Chinesen gegen die Ausländer entgegenzuwirken. Auch mit andern europ. Mächten wurden nun
Handelsverträge geschlossen und diplomat. Verbindungen angeknüpft, nämlich 2. Sept. 1861 zu Tien-tsin durch Graf Eulenburg mit Preußen und dem Zollverein, welcher
Vertrag 1866 auf den Norddeutschen Bund und 1871 auf das Deutsche Reich überging; 1862 mit Spanien, Belgien, Portugal und 1863 mit Dänemark. Jetzt nahmen auch die
Vertreter von Spanien, Deutschland, später auch die von Österreich, Italien, den Niederlanden und Belgien ihre Residenz in Peking.
Aber auch nach dem Friedensschlusse mit England und Frankreich war der chines. Regierung keine Ruhe gegönnt. Der Aufstand der Tai-ping war zwar schon 1865
unterdrückt, aber noch während seiner Dauer brach im Norden die Empörung der Nien-fei aus, die erst 1870 völlig unterdrückt wurde. Weit bedeutender war der
Aufstand in der Provinz Jün-nan (s. d.). Der Kreisvorsteher der Stadt Ho-king ließ die dortigen Mohammedaner überfallen und gegen tausend
erschlagen. Ähnliches geschah an andern Orten. Infolge hiervon schlossen sich unter Tu-wen-siu, einem Schriftgelehrten aus Möng-hwa, die Mohammedaner fester
zusammen und rückten im April 1857 gegen Ta-li-fu, die
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 211.
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