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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chipping-Wycombe – Chiromantie

Chipping-Wycombe (spr. tschipping-weikömm) oder Chepping-Wycombe, auch High-Wycombe, Stadt in der engl. Grafschaft Buckingham, 40 km im WNW. von London, an dem zur Themse gehenden Wycombe und am Südostabhang der Chiltern-Hills, hat (1891) 13435 E., eine schöne Pfarrkirche (13. Jahrh.), Papier-, Spitzen- und Holzmöbelfabrikation. In der Nähe Hughenden Manor, einst Sitz, jetzt Ruhestätte des Earl of Beaconsfield, sowie altbrit. und röm. Altertümer.

Chippolin (frz., spr. schipŏläng), der gefirnißte Wasser- oder Leimfarbenanstrich von Holzarbeiten, der ihnen ein porzellanartiges Ansehen giebt.

Chique (spr. tschike), Name des Sandflohs (s. d.) in Südamerika.

Chiquimūla (spr. tschiki-), Departamento der mittelamerik. Republik Guatemala, hat (1889) 64733 E. Die gleichnamige Hauptstadt am rechten Ufer des Hualan hat etwa 4000 E. und eine schöne, große Kirche. In der Nähe Ruinen des durch Erdbeben zerstörten Alt-Chiquimula.

Chiquinquirá (spr. tschikinkirá), Stadt im Departamento Boyaca der Republik Columbia, 70 km im W. von der Hauptstadt Tunja, in 2650 m Höhe über dem Rio Juarez gelegen, hat (1870) 13116 E., eine berühmte Kirche mit wunderthätigem Marienbild, zu dem jährlich 20‒30000 Menschen, und alle 7 Jahre bei der öffentlichen Prozession an 50000 Fremde wallfahrten.

Chiquito (spr. tschikíto), ein südamerik. Indianerstamm im Südosten von Bolivia, südlich vom Chaco begrenzt und östlich vom Paraguay, der ihr Land von Westbrasilien trennt. Der Name C. ist den Eingeborenen unbekannt; er wurde ihnen von den Spaniern gegeben (im Spanischen bedeutet C. einen ganz kleinen Menschen), da die Hütten der C. mit so kleinen Thüren versehen waren, daß man auf Händen und Füßen hineinkriechen mußte, und man daraus fälschlich auf die kleine Statur der Bewohner schloß. Andere, wie Waitz, leiten den Namen von Chucu, einem oft bei Völkernamen hier vorkommenden Wort, ab. Sie sind mittelgroß, stark und breitschulterig, haben einen großen, runden Kopf, eine niedrige Stirn, kleine, lebhafte Augen und sind bronzefarbig. Gegenwärtig sind die C. ein halbcivilisierter Stamm, der durchgehends zur kath. Religion sich bekennt und seine Kultur den in zehn Missionen angesiedelten span. Geistlichen zu verdanken hat. Man schätzt ihre Zahl auf ungefähr 20000 Individuen. Neben den eigentlichen C. gehören hierher noch 10 weitere Völkerschaften. Die Sprache der C., deren Grammatik als 6. Band der «Bibliothèque linguistique américaine» von L. Adam und Henry 1880 herausgegeben wurde, steht unter den südamerik. Sprachen isoliert da. – Vgl. D’Orbigny, L’Homme américain (2 Bde., Par. 1840); F. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2, Abteil. 1 (Wien 1882).

Chiquitos (Llanos de; spr. ljahnos de tschikítos), s. Gran-Chaco.

Chir…, Chiro… (vom grch. cheir, Hand), häufig als erster Teil zusammengesetzter Wörter, deren Bedeutung in irgend einer Beziehung zur Hand steht.

Chirăgra (grch.), die Gicht (s. d.) an den Händen. Sie raubt diesen nach und nach ihre Gelenkigkeit, macht die Finger krumm, ungestaltet und endlich unbeweglich. Nur selten werden die Hände schon bei dem ersten Gichtanfall von der C. befallen; meist kommt es erst in den spätern Stadien der Gicht und nach längerm Bestand derselben zu bleibenden Verunstaltungen und Funktionsstörungen der Finger- und Handgelenke.

Chirbe, Chirbet (arab.), bedeutet Ruinen, Trümmerstätte.

Chirbet Bet Zakarja, s. Beth Zacharia (Bd. 2, S. 901 a).

Chiriguāno (spr. tschi-), Indianerstamm, s. Argentinische Republik (Bd. 1, S. 855 b).

Chirimoya (spr. tschi-), Baumfrucht, s. Anona.

Chiriquí (spr. tschirikí), der westlichste an Costa-Rica angrenzende Teil des columbischen Departamento Panama auf dem Isthmus zwischen dem Karibischen Meere und dem Großen Ocean, hat 17000 qkm und (1870) 36763 E. Das Land wird von der Cordillera de C. durchzogen, die, bis 2800 m hoch, mehrere Vulkane trägt, darunter den C. (3430 m), ist sehr wasserreich und hat heißes, aber besonders an der feuchten atlantischen Seite gesundes Klima. Die Vegetation ist sehr reich, der Anbau von Zuckerrohr und Tabak lohnend; an Mineralien werden nur Steinkohle abgebaut. Da das Gebirge nirgends unter 900 m herabsinkt, ist C. trotz der günstigen Küstengestaltung (besonders in der Chiriquibai der Nordküste, einer durch eine Inselreihe fast ganz abgeschlossenen Lagune) für die Frage der interoceanischen Verbindung nicht in Betracht gekommen. Die Hauptstadt David, 13 km von der Südsee in schöner und fruchtbarer Ebene am Rio David gelegen, meist aus Holz freundlich erbaut, hat 7906 E., Viehzucht, Tabakbau sowie Handel mit Reis, Kaffee, Sarsaparille, Perlen, Häuten, Schildpatt und gedörrtem Fleisch. Als Ausfuhrhafen dient Alanje oder Santiago de Alanje, auch Riochico genannt, am Rio Chico, mit 4982 E. – Vgl. Wagner, Die Provinz C. (in Petermanns «Mitteilungen», Gotha 1863).

Chirogalĕus, Katzenmaki, s. Maki.

Chirognŏmie (grch.), s. Chiromantie.

Chirogrammatomantie (grch.), Handschriftendeutung, die Kunst, aus der Handschrift eines Menschen dessen Charakter, Neigungen, Eigenschaften und Fähigkeiten zu erkennen. Gleichbedeutend damit ist die Graphologie (s. d.). Chirogrammatist, ein Handschriftendeuter.

Chirogrāph (grch., Handschrift), Schuldverschreibung , Schuldschein; chirographarische Forderungen, Forderungen aus Schuldscheinen, allgemein solche Forderungen, welche im Konkurse kein Vorzugsrecht haben.

Chirolŏgie (grch.), Hände-, Fingersprache; Chirolōg, einer, der sich auf C. versteht.

Chiromantie (grch.), das Wahrsagen aus den Zeichen und Linien der Hand. Die sich auf eine Überlieferung aus dem Altertum (zuerst bei Aristoteles) stützende Kunst stellte den Grundsatz auf, daß die von der Gottheit in die Hand gezeichneten, bei jedem Menschen verschiedenen Züge und Linien («Lebenslinie» u. a.) dessen Charakter ausdrückten und die Andeutung seiner künftigen Schicksale enthielten. Im Mittelalter erhielt die C. ihre Ausbildung und war lange Zeit angesehen, bis sie allmählich zu einer Spielerei herabsank. Hauptvertreter waren Johann von Hagen (16. Jahrh.), Ingenbert, Gocklenius, Prätorius (17. Jahrh.). Noch zu Anfang des 18. Jahrh. wurden auf deutschen Universitäten chiromantische Vorlesungen gehalten. In neuester Zeit hat man namentlich in England der C. wiederum besondere Aufmerksamkeit geschenkt und

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