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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Christine (Königin-Regentin von Spanien) – Christlich-sociale Partei

nach Brüssel, wo sie einige Zeit lebte. Hier trat sie insgeheim und nachher zu Innsbruck öffentlich zur kath. Kirche über. Von Innsbruck reiste sie nach Rom, wo sie in Amazonenkleidung zu Pferde mit vielem Glanze einzog. Bei der Firmung durch Papst Alexander Ⅶ. fügte sie ihrem Namen noch den Namen Alessandra bei. 1656 ging sie nach Frankreich, wo sie zu Fontainebleau, Compiègne und Paris verweilte. Sie wollte die Vermittlerin zwischen Frankreich und Spanien werden; allein Mazarin lehnte diese Vermittelung ab und wußte ihre Abreise zu beschleunigen. Bei ihrem zweiten Aufenthalt in Frankreich im folgenden Jahre ließ sie im königl. Schlosse zu Fontainebleau 10. Nov. 1657 in Gegenwart des Paters Lebel nach abgehaltenem Gericht ihren Oberstallmeister, Marquis Monaldeschi (s. d.), hinrichten, der des Hochverrats von ihr beschuldigt wurde. 1658 nach Rom zurückgekehrt, geriet sie in arge Geldverlegenheit, weshalb Papst Alexander Ⅶ. ihr eine Pension von 12000 Scudi gewährte. Nach dem Tode Karl Gustavs (1660) unternahm die Königin eine Reise nach Schweden. Da der Kronprinz noch sehr jung und kränklich war, erklärte sie im Falle seines Todes den Thron in Anspruch nehmen zu wollen, wurde jedoch genötigt, eine förmliche Entsagungsakte zu unterzeichnen. Infolgedessen verließ sie Stockholm, kehrte zwar 1667 nach Schweden zurück, ging aber, ohne die Hauptstadt erreicht zu haben, nach Hamburg, als sie hörte, daß man ihr die öffentliche Ausübung ihrer Religion nicht zugestehen werde. Im folgenden Jahre bewarb sie sich um die poln. Krone, aber ohne Erfolg. Den Rest ihrer Tage verbrachte sie zu Rom in Beschäftigung mit Künsten und Wissenschaften. Sie stiftete dort eine Akademie, brachte kostbare Sammlungen von Handschriften, Münzen und Gemälden zusammen und starb 9. (19.) April 1689. C. ward in der Peterskirche beigesetzt, und der Papst ließ ihr ein Denkmal errichten. Zum Haupterben setzte sie den Kardinal Azolini, ihren Intendanten, ein. Ihre Bibliothek kaufte Papst Alexander Ⅷ., die Gemälde und Antiken Odescalchi, der Neffe Innocenz’ Ⅺ., und einen andern Teil ihrer Gemälde 1722 der Herzog von Orléans. Sie hat auch einige kleine Werke hinterlassen, die meist in Arckenholz’ «Memoiren der Königin C.» (deutsch, 4 Bde., Berl. 1751‒60) enthalten sind. Die Echtheit der 1762 unter ihrem Namen erschienenen Briefe ist nicht erwiesen. – Vgl. Grauert, C., Königin von Schweden, und ihr Hof (2 Bde., Bonn 1837‒42); die Untersuchungen Weibulls in der «Historisk Tidskrift», 1887, 1888, über die Echtheit der sog. Memoiren Chanuts; Bain, Christina queen of Sweden (Lond. 1889). Über ihren Aufenthalt in Italien vgl. E. Tegnér in «Historisk Tidskrift» (1890); Claretta, La regina Cristina di Svezia in Italia (Turin 1892).

Christine, Königin-Regentin von Spanien, s. Maria Christina.

Christine de Pisan (spr. -sáng), franz. Schriftstellerin, Tochter des Astrologen Thomas de Pisan am Hofe Karls Ⅴ. von Frankreich, geb. 1363, gest. nach 1431, verfaßte nach dem Tode ihres Gatten, Etienne Castel, namentlich zahlreiche didaktische Dichtungen und Schriften moralisch-polit. Inhalts, die ihr die Gunst des Hofs und hohes Ansehen bei den Zeitgenossen erwarben. Hervorzuheben sind ihre «Gestes et bonnes mœurs de Charles Ⅴ» (1404), im Auftrage Philipps des Guten verfaßt (hg. zuletzt im 2. Bande von Michaud und Poujoulats «Collection de mémoires pour servir à l’histoire de France», Par. 1835). Ihr «Poème de la Pucelle» ist wiederholt gedruckt worden (zuletzt Orléans 1865). Von dem umfangreichen «Chemin de longue estude» besorgte die erste Ausgabe Püschel (Berl. 1881); ihre «Œuvres poétiques» gab Roy (2 Bde., Par. 1887‒92) heraus. – Vgl. Thomassy, Essai sur les écrits politiques de C, (ebd. 1838); Robineau, C., sa vie, ses œuvres (ebd. 1883); Koch, Leben und Werke der C. de P. (Goslar 1885).

Christinehamn, s. Kristinehamn.

Christīnos hießen in Spanien während der Regentschaft der Königin Maria Christina (s. d.), der Witwe Ferdinands Ⅶ., deren Anhänger, die zugleich liberale Grundsätze verfochten. Dieser Partei gegenüber standen die Karlisten, die Anhänger des Don Carlos (s. d.).

Christkatholiken, die schweiz. Altkatholiken (s. Altkatholicismus); auch Bezeichnung für die Deutschkatholiken (s. d.).

Christliche (Kirchliche) Archäologie, s. Altchristliche Kunst und Christliche Kunst.

Christliche Kunst, die Kunst der christl. Welt gegenüber der heidn. antiken Kunst älterer Zeiten und der gleichzeitigen Islamitischen Kunst (s. d. und Arabische Kunst), ist, entsprechend der Entstehung des Christentums in spätantiker Zeit, unter Verwertung der spätantiken Formen entstanden, und diese letztern sind mehrmals in Zeiten sog. Renaissance (s. d.) als schönste Vorbilder erkannt und daher aufgefrischt worden. Die C. K. steht naturgemäß in engem Zusammenhang mit dem Gottesdienst. Anfangs war sie ziemlich gleichartig über das Gebiet der christl. Kirche hin verbreitet (s. Altchristliche Kunst), später hat sie bei den verschiedenen Völkern mehr und mehr einen besondern Charakter angenommen (s. Byzantinische Kunst, Deutsche Kunst u. s. w.). Die religiöse Richtung der Kunst bringt Vorteile und Gefahren mit sich. Der kirchlich vorteilhafte didaktische Zweck der Kunst, der in den oft wiederholten Worten Gregors d. Gr., die Malerei sei die Schrift für die Ungelehrten, ausgesprochen ist, hat ihr die Unterstützung der Kirche zumeist gesichert. Die Gefahr hingegen, welche in der Ausübung des Kultus vor Bildern oder in der Sinnenfreude der Kirchenbesucher liegt, hat in alter Zeit zum Bilderstreit, wiederholt zur Beschränkung des kirchlichen Luxus durch eifrige Männer wie Bernhard von Clairvaux (s. d.) und die ihm folgenden Cistercienser, und in der Reformationszeit zu Bilderstürmen geführt. Vorteile und Gefahren werden verschieden gegeneinander abgewogen; die kath. Kirche befördert nachdrücklich die Ausübung der Kunst (Tridentiner Konzil, 25. Sitzung), die protestantische wendet ihr ein mäßigeres Interesse zu, die reformierte ist ihr abhold. – Vgl. Schnaase, Über das Verhältnis der Kunst zum Christentum (Berl. 1852); Wiese, Über das Verhältnis der Kunst zur Religion (ebd. 1878).

Christliche Religion, s. Christentum.

Christlicher Glaube, s. Apostolisches Symbolum.

Christlich-sociale Partei, eine 1878 vom Hofprediger Stöcker in Berlin gegründete Partei. Stöcker gelang es zu Anfang des genannten Jahres, die öffentliche Aufmerksamkeit dadurch in meist sympathischer Weise zu erregen, daß er den socialdemokratischen Agitatoren, namentlich Most, in ihren Versammlungen kräftig entgegentrat. Ermutigt durch vielseitigen Beifall, entschloß sich der orthodoxe

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