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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Colorādo-City; Colorādokäfer; Colorādo-Springs; Colorādowüste; Colossochĕlys atlas

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Colorado-City – Colossochelys atlas

Das Ernteergebnis betrug (1888) 2419000 Bushel Weizen im Werte von 1693300 Doll., 1591000 Bushel Hafer zu 668220 Doll., 938000 Bushel Mais zu 469000 Doll. und 115000 t Heu zu 1127000 Doll. Mit der steigenden Besiedelung nimmt die Viehzucht in dem großen Maßstabe der halbfreien Herden ab, dagegen auf den Farmen zu. 1888 wurde die Anzahl der Rinder in erstern zu ½ Mill., auf letztern zu 1 Mill. angegeben, die Gesamtzahl der Pferde zu ½ Mill. und der Schafe zu 3 Mill. Die Eisenbahnen entwickeln sich schnell. Die bedeutendste Zahl von Zweigen besitzt die Union Pacific, welche hier 1888 2046,64 km in Betrieb hatte. Im SO. dringt das System der Atchison-Topeka-and-Santa Fé ein; im W. und SW. vermittelt den Verkehr die Denver-and-Rio Grandebahn. 1887 waren etwa 5000 km im Betriebe, deren Anlage 156920132 Doll. gekostet hat; die Bruttoeinnahme betrug 11246550, der Nettoverdienst 4084015 Doll. Die Industrie ist gering.

Der Staat ist in 55 Counties geteilt, Hauptstadt ist Denver. Der Senat besteht aus 26 auf 4 Jahre gewählten, das Abgeordnetenhaus aus 49 auf 2 Jahre gewählten Mitgliedern. In das Repräsentantenhaus entsendet C. zwei Abgeordnete; bei der Präsidentenwahl besitzt es drei Stimmen. Der Staat hat unerhebliche Schulden. Die Einkünfte betrugen (1888) 2280179, die Ausgaben 1721830 Doll. Es bestehen ein Ackerbau-College in Fort Collins, Bergbauschule in Golden City, eine Staatsuniversität in Boulder City, vier Colleges mit 1172 Studenten und 820 Volksschulen mit (1889) 65490 Kindern.

C. wurde 1858 durch Goldsucher besiedelt; 28. Febr. 1861 aus Teilen von Kansas, Nebraska, Neu-Mexiko und Utah als Territorium organisiert; 1870‒72 durch Eisenbahnen erschlossen und 1. Aug. 1876 zum Staate erhoben, im Jahre der Feier der Unabhängigkeitserklärung der Union, weshalb C. den Beinamen Centennialstaat erhalten hat. – Vgl. Fossett, C., its gold and silver mines (Neuyork 1880); Pabor, C. as an agricultural state (ebd. 1883); H. H. Bancroft, History of the Pacific States, Bd. 20 (San Francisco 1890).

Colorādo-City (spr. ßitti), s. Colorado-Springs.

Colorādokäfer, ein nach seiner Heimat in den Felsengebirgen (Rocky-Mountains) im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika, namentlich in den Thälern des Coloradoflusses, genannter Käfer, Doryphora (oder Leptinotarsa) decem-lineata Say, welcher als Larve das Laub der Solaneen, besonders der Kartoffeln, total abfrißt und dadurch deren Wachstum vernichtet. Daher heißt er auch vorzugsweise Kartoffelkäfer, amerik. Potato Bug. Er gehört zur Familie der Blattkäfer und hat die Größe von 9 bis 11 mm, jede gelblichweiße Flügeldecke ist mit fünf schwarzen Längenstreifen versehen; er ist daher ziemlich leicht zu erkennen. Die Weibchen legen bis 1000 Eier und darüber, aus welchen sich braun- oder gelbrote Larven mit schwarzem Kopfe und schwarzen Beinen entwickeln, die sich, sobald sie ausgewachsen sind, in die Erde bohren und in gleichfarbige Puppen verwandeln. Man zählt 3‒4 Generationen im Laufe eines Sommers. Da der C. massenhaft auftritt, so ist der Schaden, den er anrichtet, ein ganz ungeheurer. Er hat die Kartoffelernten der westl. Staaten Nordamerikas seit Jahren dermaßen vernichtet, daß man in vielen Distrikten den Anbau der Kartoffeln ganz aufgegeben hat. Alle bisher gegen ihn versuchten Mittel haben sich unzulänglich erwiesen, so das Ablesen der Eier von den Blättern, der Larven (mit eigentümlichen mechan. Apparaten), das Überstreuen mit Ätzmitteln u. dgl. Unter letztern hat sich bisher arseniksaures Kupfersalz, sog. Scheelesches oder Pariser Grün, am besten bewährt; da es jedoch ein heftiges Gift ist, so ist seine Anwendung nur mit äußerster Vorsicht ratsam. Unaufhaltsam ist der C. seit 1859 von Westen gegen Osten vorgeschritten, überall permanente Kolonien gründend, und hat schon die Staaten der atlantischen Küste erreicht. Das Verdienst, die europ. Regierungen zuerst auf die herannahende Gefahr, welche eine sehr dringliche war, aufmerksam gemacht zu haben, gebührt dem Naturforscher J. J. ^[Johann Jakob] von Tschudi, eidgenössischem Gesandten in Wien. Infolge seines Cirkulars im Frühjahr 1875 versuchten die meisten Staaten Europas sich durch ein Verbot der Einfuhr amerik. Kartoffeln dagegen abzuschließen.

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Im J. 1877 trat der Käfer sowohl in der Nähe von Mülheim am Rhein als bei Torgau auf, ohne daß die Art und Weise, auf welche derselbe dorthin gelangt war, ermittelt werden konnte. Infolge der sofort seitens der preuß. Regierung angeordneten Maßregeln hielt man den Käfer und seine Brut für vertilgt, doch ist derselbe 1888 z. B. bei Torgau wieder aufgetreten. Nach Havenstein (vgl. Havenstein, Der C., seine Lebensweise und seine Bekämpfung in Deutschland, in Fühlings «Landwirtschaftlicher Zeitung», 1877) bestehen die sichersten Vertilgungsmittel in folgenden Maßnahmen: Absuchen der Käfer, Eier und Larven von dem Kartoffelkraute auf den heimgesuchten Äckern, Umgeben der betreffenden Stellen mit einem steil- und glattwandigen Graben, Besprengen der Grabenränder und des Krautes mit rohem Benzol, Abschneiden des Krautes und Einstampfen desselben in die Erde, Umgraben des von dem Graben begrenzten Ackerstücks auf 25 cm Tiefe, sorgfältiges Durchsuchen des letztern nach Puppen und schließliches Besprengen des umgegrabenen Landes mit Benzol. – Vgl. die vom königlichen preuß. Ministerium für Landwirtschaft herausgegebene, mit Abbildungen versehene Beschreibung: Der Kartoffel- oder Coloradokäfer (Berl. 1875); A. Gerstäcker, Der C. und sein Auftreten in Deutschland (Cass. 1877).

Colorādo-Springs, Hauptstadt des County El Paso im nordamerik. Staate Colorado, nördlich von Pueblo, 1924 m ü. d. M. in schöner und gesunder Lage, ist Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen, hat (1890) 11140 E., ein Mineninstitut, ein College, zwei Nationalbanken, bedeutenden Viehhandel und Gold-, Silber- und Kohlenbergbau in der Umgegend. C. ist Sommeraufenthaltsort und wird vielfach von Touristen besucht; in der Nähe befinden sich viele landschaftliche Schönheiten und Merkwürdigkeiten: die Manitou (s. d.) ‑Quellen, der Götterpark, Glen Eyrie, der Monumentpark, Cheyenne-Cañon und der Pike’s Peak. Dicht dabei Colorado-City mit 347 E.

Colorādowüste, s. Kalifornien.

Colossochĕlys atlas Falc., Name eines abenteuerlichen urweltlichen Tieres, dessen Reste Cautley in den Tertiärschichten Nordindiens ausgegraben hat; erstere lassen auf eine Landschildkröte von ganz gigantischen Dimensionen schließen, von mehr als 20 Fuß Länge. Auf alten Darstellungen wird ein derartiges Ungetüm als Träger der Chinesischen Mauer oder auch eines Elefanten, dem die Weltkugel aufruht, wiedergegeben; daher der Beiname.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]