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Columbia (südamerik. Staat)
wurde es als selbständiges Generalkapitanat eingerichtet, der 1710 auch die Presidencia Quito, d. i. Ecuador (s. d.), einverleibt wurde, und 1718 zu einem Vicekönigreich Neugranada erhoben. Wie in den übrigen span. Kolonien Südamerikas, brach auch in C. infolge der Ereignisse in Spanien (s. d.) 1810 ein Aufstand aus, der in seinem Verlauf zur Losreißung von der span. Herrschaft führte. Seit dem 17. Dez. 1819 bildete der nördl. Teil des Vicekönigreichs mit Venezuela die Centralrepublik C., deren Verfassung vom Kongreß zu Cucuta 1821 proklamiert wurde, und der sich Mai 1822 auch Ecuador anschloß. Aber diese Schöpfung Bolivars (s. d.) verfiel schon vor dessen Tode, da der zur Feststellung einer neuen Verfassung nach Bogota berufene Kongreß, ohne diese Aufgabe erledigen zu können, 11. Mai 1830 seine Sitzungen schloß und, wie schon im Nov. 1829 Venezuela, so nun auch Ecuador sich von dem Bunde trennte. Die drei Staaten konstituierten sich zu selbständigen Republiken. Die erste Verfassung der neuen Republik Neugranada proklamierte der Kongreß zu Bogota 21. Nov. 1831. Präsident wurde 9. März 1833 General Santandér. Unter seiner Verwaltung übernahm Neugranada die Hälfte der Gesamtschuld von C. Sein Nachfolger wurde 1837 nicht der von ihm begünstigte General José Maria Obando, sondern der Kandidat der Opposition, Dr. José Ignacio de Marquez. Es entwickelte sich jetzt ein Aufstand, an dessen Spitze Obando stand, und ein Bürgerkrieg stürzte 1839‒41 das Land in tiefes Elend. Endlich wurde der Aufstand bewältigt, und Dr. Marquez erreichte das gesetzliche Ende seines Mandats. Ihm folgte 2. Mai 1841 General Don Pedro Alcantara Herran, einer der Besieger der Empörung.
Am 19. Okt. 1840 hatte sich Cartagena von der Republik getrennt; bald darauf folgten auch andere Provinzen. Am 18. Juni 1841 beschworen zu Panama die Provinzen Panama und Veragua eine neue Verfassung und erklärten sich unter dem Namen des Staates des Isthmus von Panama für unabhängig, doch vereinigten sie sich bald wieder mit Neugranada. Auf General Herran folgte 1845 General Tomas Cipriano Mosquera. Unter diesen drei vom Geiste der Mäßigung beseelten Präsidentschaften erholte sich das Land allmählich wieder von den frühern Kämpfen. Unter Herran wurde die Verfassung verbessert, der öffentliche Unterricht befördert und mit den engl. Staatsgläubigern ein Vertrag abgeschlossen. Unter Mosquera ward ein großer Teil der einheimischen Schuld getilgt, der Handel mit Gold und Tabak für frei erklärt, die Dampfschiffahrt auf dem Magdalenenstrom ins Leben gerufen, die Zolltarife revidiert, Schulen für Mineralogie, Geologie und Botanik gegründet und die Einwanderung begünstigt. Ein im Anfang Mai 1846 mit Ecuador ausgebrochener Krieg endete schon 29. Mai mit dem Frieden zu Sta. Rosa de Carchi. Infolge der Amnestiebewilligungen, welche die drei Präsidenten erlassen hatten, konnte aber die revolutionäre Partei sich von neuem organisieren. Sie vereinigte ihre Stimmen auf den General José Hilaria Lopez, der auch 7. März 1849 zum Präsidenten gewählt wurde. Man ging an die Durchführung einer Reihe von Veränderungen, welche die Herstellung der reinen Demokratie bezweckten, aber nur abermals zur Anarchie führten. Bei der Präsidentenwahl, des J. 1853 wurde der von der Regierung und den demokratischen Gesellschaften unterstützte bisherige Generalkommandant, General José Maria Obando, gewählt. Von tiefgreifenden Folgen war die decentralisierende Verfassung von 1853. Eine Zusatzakte derselben behielt jeder Provinz das Recht vor, sich mit Zustimmung des Kongresses zu einem eigenen, souveränen Staate zu erklären und mit dem Mutterstaate Neugranada in Föderationsverband zu treten. Davon machte 11. Juni 1856 Antioquia und 27. Febr. 1857 Panama Gebrauch.
Auf Obando folgte 1857‒61 Mariano Ospina, unter dessen Regierung es 1859 zu neuen Kämpfen kam. Die Hauptveranlassung zu diesen, durch Mosquera hervorgerufenen Wirren gab die Umgestaltung der Verfassung durch ein neues Staatsgrundgesetz vom 15. Juni 1858. Dieses führte das nordamerik. Föderativsystem ein und vereinigte die bisherigen 36 Provinzen in 8 große Staatsgebiete, die als unabhängige Republiken nur durch das lose Band der Centralregierung zu Bogota zusammengehalten wurden. Die Föderativverfassung war aber kaum proklamiert, als sich schon ihre Unzweckmäßigkeit zeigte; es kam zu Streitigkeiten und zum Kriege zwischen den einzelnen Staaten, woraus dann alsbald ein allgemeiner, jahrelang währender Bürgerkrieg entstand. Es standen sich zwei Hauptparteien gegenüber, die konservative, gewissermaßen legitime und konstitutionelle, die bis zum 13. März 1861 unter dem Präsidenten Ospina, dann unter dessen Nachfolger, dem General Julio Arboleda stand, und eine liberale oder eigentlich revolutionäre, demokratische unter Mosquera. Seit dem Erlasse des neuen Wahlgesetzes erklärte dieser der Regierung den Krieg und verband sich, bevollmächtigt durch eine außerordentliche Legislatur des Staates Cauca, mit einigen andern oppositionellen Staaten. Am 18. Juli 1861 nahm Mosquera die Hauptstadt Bogota ein. Die Gegenpartei hielt sich jedoch an andern Punkten des Landes. Arboleda, der im Aug. 1862 ein Bündnis mit dem Präsidenten von Ecuador, Don Garcia Morena, geschlossen hatte, wurde Ende 1862 ermordet.
Inzwischen hatten die liberalen Staaten auf einem Kongreß zu Bogota sich zuerst unter dem Namen der Konföderation von Neugranada vereinigt, dann durch den 20. Sept. 1861 abgeschlossenen Unionsvertrag den Namen Vereinigte Staaten von E. samt einer neuen Verfassung angenommen. Nach dem Tode Arboledas übernahm General Canal die Leitung der Konservativen. Zwischen diesem und Mosquera kam zu Cali im Staate Cauca 29. Dez. 1862 eine Konvention zu stände, die dem Bürgerkriege ein Ende machte. Canal unterwarf sich der Regierung von C., die sich verpflichtete, ihm und seinen Parteigenossen die vollen Bürgerrechte zuzuerkennen und eine Amnestie zu erlassen. Der Staat Panama, der sich gegen Mosquera erhoben, hatte sich bereits im September unterworfen. Am 4. Febr. 1863 traten die Deputierten der einzelnen Staaten zu Rio Negro in Antioquia zu einer konstituierenden Versammlung zusammen. Mosquera legte die ihm seit dem 20. Sept. 1861 übertragene diktatorische Gewalt in die Hände der Versammlung zurück, und diese ernannte für die Dauer der Ausarbeitung der Verfassung eine aus fünf Ministern bestehende provisorische Regierung. Eine neue liberale Verfassung wurde 8. Mai 1863 beschlossen. Sie verbürgte die religiöse Freiheit und konfiscierte das kirchliche Eigentum, wo- ^[folgende Seite]
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