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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Congrevedruck - Conium

eine Art von Brandraketen, mit denen er 1804 die ersten größeren Versuche anstellte und die 1806 vor Boulogne, 1807 beim Bombardement von Kopenhagen, 1809 bei dem Angriff auf die franz. Flotte bei Aix und bei der Beschießung von Vlissingen zur Anwendung kamen. Die Engländer schickten dann ihren Verbündeten Raketenbatterien, die 1813 in den Belagerungen von Wittenberg und Danzig, in der Schlacht bei Leipzig und im Treffen bei der Göhrde verwendet und sodann zeitweise in den meisten europ. Armeen eingeführt wurden. Eine andere Erfindung C.s ist die, mit mehrern Farben zugleich zu drucken. (S. Congrevedruck.) 1816 und 1817 war C. der Begleiter des damaligen Großfürsten Nikolaus auf dessen Reisen durch England. Dann trat er 1824 an die Spitze einer Gesellschaft zur Einführung der Gasbeleuchtung auf dem Kontinent, die ihn aber in pekuniäre Verlegenheiten verwickelte, weshalb er sich 1828 nach Toulouse begab, wo er 15. Mai desselben Jahres starb. Unter seinen Schriften sind zu erwähnen: «Elementary treatise on the mounting of naval ordnance» (Lond. 1812), «Description of the hydro-pneumatic lock» (ebd. 1815), «Treatise on the Congreve-rocket system» (ebd. 1827; deutsch Weim. 1829).

Congrevedruck, in der Buchdruckerkunst ein Verfahren, benannt nach seinem Erfinder Sir William Congreve, das einen mehrfarbigen Druck auf einmal ermöglicht. Es handelt sich hierbei um die Herstellung genau ineinander (aber nicht aufeinander) passender farbiger Drucke, z. B. Etiketten, bei denen ein guillochierter oder gravierter Rand eine mit eingravierter Schrift versehene Platte umgiebt. Jeder der zwei Teile einer solchen Etikette bildet sonach eine Platte für sich, die jedoch beide so gearbeitet sind, daß die in der Mitte mit dem genauen Ausschnitt der Schriftplatte versehene Randplatte, abnehmbar eingerichtet, die erstere umgiebt und die Schriftplatte sonach genau die innere Öffnung der Randplatte ausfüllt. Nimmt man nun diese Platte auseinander, überzieht sie einzeln verschiedenfarbig mit Druckfarbe und setzt sie dann wieder ineinander, so kann man mit einem Druck zweifarbige, bei entsprechender ähnlicher Einrichtung jedoch auch noch weit mehrfarbige Abdrücke erzielen. Die sehr leistungsfähige Maschine von Congreve fand in Deutschland insbesondere durch Eduard Hänel in Magdeburg, später in Berlin, vielfache Verwendung. Seit Erfindung der Schnellpressen, besonders der Zwei- und Mehrfarben-Schnellpressen, kommt der C. nur noch in sehr seltenen Fällen zur Anwendung.

Congrevemaschine, s. Congrevedruck.

Congrevesche Raketen, s. Congreve, Sir William, und Raketen.

Congrevesche Streichhölzer, Benennung der ersten brauchbaren phosphorhaltigen Zündhölzer (s. Feuerzeug).

Congrŭa (lat., von congruus, d. h. übereinstimmend, passend, «das Zuständige»), die niedrigste gesetzliche Jahresrente einer geistlichen Pfründe, d. h. das fixe jährliche Einkommen, welches dem Inhaber einer Pfründe nach Abzug aller Lasten zum Unterhalt übrigbleiben soll.

Congrŭi jus (lat.), Gespilderecht, eine besondere Gattung des Näherrechts oder Retrakts (s. d.).

Con gusto (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: mit Geschmack.

Coni, Stadt in Italien, s. Cuneo.

^[Spaltenwechsel]

Conĭdae, s. Kegelschnecken.

Conidĭen, verschiedene Formen von Sporen oder Fortpflanzungszellen bei den niedern Kryptogamen, besonders bei den Pilzen.

Conidĭenträger, s. Ascomyceten.

Coniīn, das giftige Alkaloid des Schierlings (Conium maculatum L.) von der Zusammensetzung C₈H₁₇N, das durch Destillation mit Soda aus den Samen dargestellt wird. Es ist eine farblose Flüssigkeit von unangenehmem betäubendem Geruch und scharfem Geschmack. Es löst sich in 90 Teilen Wasser, die Lösungen trüben sich beim Erwärmen. In Alkohol und Äther ist es leicht löslich. Der Siedepunkt liegt bei 167‒168°. Das natürliche C. dreht die Polarisationsebene des Lichtes nach rechts. Es ist eine starke Base und bildet krystallisierende Salze mit Säuren. Das salzsaure Salz, C₈H₁₇N⋅HCl, schmilzt bei 217°. Das C. ist das erste natürliche Alkaloid, das durch Synthese dargestellt worden ist. Es besitzt die Konstitution eines α-Propylpiperidins. Letzteres kann durch Reduktion von α-Allylpyridin (s. Pyridin) erhalten werden, ist aber dann

^[chem. Formel]

optisch inaktiv. Es ist nun gelungen, dieses synthetische Propylpiperidin in 2 Modifikationen zu trennen, die sich bei Gleichheit aller übrigen Eigenschaften nur dadurch unterscheiden, daß die eine Modifikation die Polarisationsebene des Lichtes ebenso stark nach links dreht, wie die andere nach rechts. Diese letztere Modifikation ist mit dem natürlichen C. vollkommen identisch. Das C. ist ein starkes Gift, das sehr rasch wirkt. In manchen Fällen hat es auch als toxisches Mittel gegen Drüsenstockungen und krampfartige Krankheiten Anwendung gefunden.

Conīl, Stadt in der span. Provinz Cadiz (Sevilla), 18 km im SSO. von Chiclana am Atlantischen Ocean, hat (1887) 5375 E., Post, Telegraph, Fang von Sardinen und schon im alten Rom beliebten Thunfischen. 15 km im SSO. liegt Kap Trafalgar.

Con impĕto (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: mit Ungestüm.

Coningh, Maler, s. Koninck.

Coninxloo oder Koningsloo, Gilles van, Landschaftsmaler der Vlämischen Schule, geb. 1544 in Antwerpen, gest. nach 1604 in Amsterdam. Seine Lehrer waren Pieter Coek und Mostaert, doch bildete er sich vorzugsweise in Frankreich und Italien. Er wurde das Haupt einer ganzen Richtung der Landschaftsmalern, der später Jan Brueghel, Savery u. a. angehörten. Beglaubigte Waldlandschaften besitzt die Galerie Liechtenstein in Wien.

Coniróstres, s. Kegelschnäbler.

Coniston (spr. kónnißt’n), Dorf im nördlichsten Teil der engl. Grafschaft Lancashire, am Nordende des Sees Coniston-Water und am Fuße des Kupfer bergenden Old Man (785 m). C. ist Ausgangspunkt für Ausflüge in den Seendistrikt.

Conĭum L., Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit nur 2 Arten, einer in der nördlichen gemäßigten Zone von Europa und Asien, einer im südl. Afrika und in Abessinien. Die erstere, der gefleckte Schierling, C. maculātum L. (s. Tafel: Giftpflanzen Ⅰ, Fig. 2), findet sich in ganz Deutschland auf wüsten Plätzen, Schutthaufen, an Mauern, Wegen u. dgl. häufig; sie ist eine der bekanntesten und verbreitetsten Giftpflanzen. Die hohe vielfach verzweigte Pflanze hat dreifach ge-

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]