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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cordilleren
heben sich viele der höchsten Gipfel des Kontinents:
Sorata oder Illampu (6550 m), Illimani (6410 m),
Huaina Potost (6150m) u.a. Ihre Pässe erreichen
meist über 4400 m, doch bildet sie keine Wasser-
scheide, sondern eine Anzahl auf der Westseite ent-
springende Flüsse fliehen zum Amazonenstrome.
Vom Knoten von Apolobamba an, von dem aus
mehrere Querzüge, wie der 5300 in hohe Vilcanota,
die beiden Hauptketten verbinden, wendet sich der
Zugdes Cordillerensystems zuerst nordwestlich, dann
wieder nordnordwestlich, der veränderten Küstenlinie
entsprechend, bald zwei-, bald dreiteilig, eine Reihe
von Plateaus einschließend, die durch Qnerketten un-
terbrochen sind, wie das von Cangallo (3900 m) und
Huancavelica, dessen höchster Teil, das Plateau von
Iunin (bis 4200 m hoch), sich an den Knoten von
Pasco anlehnt. Auf dieser ganzen Strecke bildet
die wassersckeidende Westcordillere einen ununter-
brochenen Zug, während die Vinnencordillere viel-
fach von Flüssen durchbrochen ist. Erstere ist in
ihrem obern Teile schroff und wild, mit stoäartigen
Berggipfeln; dagegen ist der untere Abfall zur Küste
hin ziemlich sanft; auf weite Strecken wird sie, ähn-
lich wie in Chile, von der niedern Küftencordillere
begleitet. Die Vinnencordillere hingegen zeigt kegel-
förmige Spitzen und einen ungemein schroffen Abfall
zum östl. Tieflande. Vom Cerro de Pasco an nörd-
lich werden die C. durch die Längenthäler des obern
Maranon und des Huallaga in drei parallele Ketten
geschieden, von denen die östliche, die als Cordillera
oriental am Maranondurchbruch mit der mittlern
zusammentrifft, keine bedeutenden Höhen erreicht,
während die westlichste Schncegipfel trägt, wie den
Pelagatos, Moyopata, Nevado de la Viuda (4655 m),
Altun-Chahua (6170 m), Nevado de Huascan
(6721 m). Sie setzt sich, unter die Schneegrenze
sinkend, fort bis nach der Grenze von Ecuador, wo
die mittlere mit der östl. Kette, vom Querthale
des Maranon durchbrochen, wieder herantritt. Mit
der Scharung der Ketten bei Loja beginnen, wieder
fast in Meridianrichtung, die C. von Ecuador, in
zwei bis zu 150 km entfernten Zügen das Hochland
von Quito umfassend; 22 schncetragcnde Gipfel,
durchweg vulkanischer Natur, viele andere niedrigere
erheben sich zu beiden Seiten des Hochlandes, dessen
verschiedene (8) Becken zwischen 2850 m (Quito) und
2073 m (Loja) liegen. Hier beginnt die dritte Reihe
der Cordillerenvulkane bis zum Ruiz. Die Haupt-
aipfel der östl. Reihe sind: Sangay 5323, Altar de
los Collanes 5404, Tunguragua 4927, Quilindaüa
4919, Cotopaxi 5960, Sincholagua 4938, Antifana
5870, Cayambe 5840, Imbabura 4582 m; die der
westlichen: der Chimborazo 6310, Caribuairazo
5106, Quilotoa 4138, Iliniza 5302, Numinagui
4757, Corazon oder Chamalari4787, Atacazo4539,
Pichincha 4787, Cotacachi 4966, Cumbal 4790,
Chiles 4720 m.
Mit der Scharung der Ketten bei Pasto, dem
nördlichsten Vereinigungspunkte der C., beginnen
die C. von Columbia, dreigespalten durch die Län-
aenthäler des Magdalena und Cauca. Die mittlere
Kette erreicht noch mehrfach die Schneegrenze mit
ihren Gipfeln, Volcan de Pasto oder el Galera
(4264m), P. de Azucar (4870m), Purace (4700 m),
Iraca, Chinche, Varragan, Quindiu (3678 m), To-
lima (5584 m), Ruiz, die nördlichsten Vulkane der
Anden und Mesa de Herveo (5600 m). Die westl.
Kette zieht, anfangs nur 1600-2000 m, weiter
nördlich im Munchique bis 3012 m aufsteigend, bis
in die Nabe von Antioquia, wo sie sich der mittlern
in dem Matze nähert, daß der Rio Cauca (s^d.) zu
einer 150 km langen Reihe von Fällen und <Htrom-
schnellen genötigt wird. Beide Ketten verlaufen all-
mählich in die Tiefebene am untern Magdalena.
Die östl. Kette zieht, nach Nordosten abweichend,
über den Paramo de la Suma Paz zur Hochebene
von Bogota (s. d.) und weiter über die Paramos
von Gnachaneque, Tunja, Zoraca, Chita und die
Sierra Ncvada de Cocui (bis 4900 m) zu der Scha-
j rung bei Pamplona. Von dieser aus findet die
Kette ihre Fortsetzung in Venezuela in der Cordil-
lcre von Merida, welche in nordöstl. Richtung zieht,
in den fünf Schncegipfcln der Sierra Nevada de
Merida bis 4700 m ansteigt und sich bei Varqui-
simeto verliert. Hier liegt das eine Ende der An-
den; auf sie folgt gegen O. das Karibische Gebirge.
Dcr zweite Zug zieht als Sierra de Perija (s. d.)
nördlich zur Sierra Nevada de Santa Marta
(s. d.), erreicht 3000 m Höhe und verliert sich in der
Goajira. Hier endet der zweite Ausläufer der Anden.
Die Centralcordillere endet am Cauca in 8° nördl.
Vr., die Westcordillere am Rio Sinu in 9" nördl.
Vr. Die Sierra Nevada de Santa Marta scheint ein
sremdes Gebirge zu sein. Die westlichen C. werden
vom 4.° nördl. Br. an vom Meere geschieden durch
eine niedrige Kette, welche von ihnen durch die
Längentbäler des Rio ^an Juan und des Atrato
getrennt ist und nur zwischen den Quellen dieser bei-
den Flüsse durch einen niedrigen Sattel zusammen-
hängt. Diese nirgends 400 m erreichende Küstenkette
bildet den Anfang der C. von Panama, die ein von
den füdamerik. Andes gesondertes System darstellt.
Die Geologie der C. ist noch sehr unvollständig
bekannt; es sind wohl alle Schichten unserer Erdrinde
in ihrem Ausbau vertreten; eine besonders große
Ausdehnung nehmen die vulkanischen Bildungen
ein. Die C. Südamerikas zählen 56 Vulkane, von
denen 26 noch thätig sind; gewaltige Erdbeben er-
schüttern das Gebiet dcrselben, namentlich leiden
die Küsten des stillen Oceans an solchen (Arica
Iquiqne, Areauipa), ferner die chilen. Küste und
das Hochland von Ecuador. Im allgemeinen ist
auch bei den C. eine krystallinische archäische Achse zn
erkennen, welche meist in den östl. Ketten liegt und
in Argentinien, Volivia, Peru, Ecuador, Columbia
zu erkcnnen ist. In Volivia^sowie Argentinien sind
starke Massen paläozoischer Randsteine und Schiefer
darauf gelagert, welche im Illampu und Illimani
zu sehr großen Höhen aufgetürmt sind. Sodann sind
sehr bedeutende Ablagerungen aus der Jura- und
Kreideperiode zu verzeichnen, welche in den Süd-
cordilleren (Chile, Volivia) die westl. Kette vorzugs-
weise zusammensetzen, aber auch in der Ostkette nicht
fehlen. Dafelbst sowie auch in Ecuador sind ihnen
Vulkane aufgefetzt. Dieses Auftreten der Vulkane
oben auf den Ketten ist für die Anden charakteristisch
und führt zu der ungeheuern Höhe dieser Vulkane.
Wo drei Ketten existieren, ist meist die mittlere, auch
wohl die östliche älter, die westliche regelmäßig jünger,
zum Teil liegt die archäische Kette in der Mitte,
und zu beiden Sciten erheben sich die sedimentären
(Columbia); die Cordillere von Merida reproduziert
diesen Bau an einer Kette, der Ostcordillerenfort-
fetzung, im kleinen. Die ältern Eruptivgesteine sind
in der ganzen Ausdehnung der Anden meist Por-
phyre, welche in sehr großen^Massen zur Kreidezeit (?)
empordrangen. Die jüngern vulkanischen Gesteine
sind Trackyte und besonders AndeM, dnen Name
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.