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Courts – Cousinéry
neuerer Meister. Er radierte besonders nach Gérôme, Van Marcke, Munkacsy, Laurens, Rubens, Chartran (Leo ⅩⅢ., 1892).
Courts (engl., spr. kohrts), Mehrzahl von Court (s. d.).
Cöus, Titan, s. Koios.
Cousin (spr. kusäng) und Cousīne (frz.), die gebräuchliche Bezeichnung für Geschwisterkinder (s. d.); s. auch Base und Vetter.
Cousin (spr. kusä’ng), Jean, franz. Maler und Bildhauer, geb. 1501 in Soucy bei Sens, lebte meist an letzterm Orte und starb um 1590. Zu seinen wichtigsten Werken gehören: das auf Glas gemalte Jüngste Gericht in der Kirche zu St. Romain, welches er für Vincennes in Öl wiederholte (jetzt im Louvre), ferner: Die Hochzeit zu Kana (früher in St. Gervais zu Paris, jetzt im Museum zu Rennes). Im Schlosse zu Anet malte er grau in grau die Predigt Christi in der Wüste, in der Kapelle des Schlosses Fleurigny bei Sens die tiburtinische Sibylle nach Dosso Dossi. In seinen Bildern, unter welchen noch in Sens befindliche Porträte zu erwähnen sind, zeigt sich ein Schwanken zwischen ital. und deutschem Einfluß. Er zeichnete sicher und mit Kenntnis der Perspektive. Als Bildhauer lieferte er die liegende Figur des Admirals Chabot (jetzt im Louvre). Er schrieb: «Livre de perspective» (Par. 1560), «Livre de portraiture» (ebd. 1571 u. ö.). – Vgl. Didot, Étude sur Jean C. (ebd. 1872); ders., Recueil des œuvres choisies de Jean C. (41 Tafeln, ebd. 1872).
Cousin (spr. kusäng), Victor, franz. Philosoph, Schriftsteller und Politiker, geb. 28. Nov 1792 zu Paris, wurde 1815 Royer-Collards Stellvertreter an der Sorbonne, wo er die von seinem Vorgänger nach Frankreich gebrachten Lehren der schott. Philosophie vortrug. Eine erste Reise nach Deutschland (1817) bekehrte ihn zu der Metaphysik von Kant, Fichte, Schelling und brachte in seine Vorlesungen 1819‒21 eine freisinnige Richtung, die mit den Rückschrittsideen der gleichzeitigen Politik unverträglich erschien. Zuerst untersagte man ihm auf eine Zeit lang die Ausübung seines Docentenamtes an der Sorbonne, und die Auflösung der Normalschule (1822) entfernte ihn vollends aus dem öffentlichen Unterrichtswesen. Er machte nun 1821 eine zweite Reise nach Deutschland. In Dresden auf Betrieb der preuß. Regierung verhaftet, wurde er nach Berlin abgeführt und erlitt daselbst eine kurze Gefangenschaft. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich warf er sich ganz in die Opposition, und als 1827 das Martignacsche Ministerium an die Stelle des Villèleschen Kabinetts trat, wurde er in seinen Lehrstuhl wieder eingesetzt. Nach dem Ausgange des Kampfes der Julitage 1830 wurde er in kurzer Zeit zum Staatsrat, Oberaufseher des öffentlichen Schulwesens, Mitglied der Französischen Akademie und der neu gestifteten Akademie der moralischen und polit. Wissenschaften, zum Direktor der Normalschule und zum Pair von Frankreich (1832) ernannt. Im Mai 1831 unternahm er im Auftrag des Unterrichtsministeriums eine Reise nach Deutschland, um das Unterrichtswesen, vornehmlich in Preußen, kennen zu lernen und authentische Dokumente darüber zu sammeln. Die Resultate dieser Reise enthält seine Schrift «De l’instruction publique dans quelques pays de l’Allemagne, et particulièrement en Prusse» (3. Aufl., 2 Bde., Par. 1840; deutsch von Krüger, 2 Bde., Altona 1832‒33). In dem achtmonatigen Ministerium Thiers vom 1. März 1840 übernahm C. das Unterrichtsministerium, wie er überhaupt seit 1830 eine große Thätigkeit für das gesamte franz. Unterrichtswesen entwickelte. Er hatte sowohl von den Demokraten wie von dem Klerus die heftigsten Angriffe auszuhalten, die auch dann nicht nachließen, als er nach der Niederlegung des Ministeriums in der Pairskammer gegen seinen alten Freund Guizot auftrat und die Philosophie und das öffentliche Unterrichtswesen verteidigte. Die Revolution von 1848 machte C.s öffentlichem Leben ein Ende und er nahm seine litterar. Thätigkeit wieder auf. Er starb 13. Jan. 1867 zu Cannes. ^[Spaltenwechsel]
Als Philosoph hielt er sich, ein Schüler von Royer-Collard und Maine de Biran, anfangs an die psychol. Methode und war geneigt, die ganze Philosophie auf die Phänomenologie des Geistes einzuschränken. Nachdem er in den Strom der deutschen Metaphysik gelangt war, entwickelte er deren Lehren und Spekulationen mit einem so hinreißenden Fluß und Feuer der Rede, daß man ihn zu ihren eifrigen Anhängern zählen mußte. Seine eigene Lehre bezeichnete er als Eklekticismus, und von der Überzeugung ausgehend, daß die wahre Philosophie durch alle Systeme hindurch sich entwickle, wurde er ein eifriger Beförderer des Studiums der Geschichte der Philosophie. Vor allem war er bemüht, zwischen dem Skepticismus der Schotten und der idealistischen Metaphysik der Deutschen zu vermitteln; er verlangte Anwendung der induktiven Methode auch auf die psychischen Erscheinungen, glaubte aber mittels der so gewonnenen Begriffe über die Erscheinungen hinaus zur Erkenntnis der Dinge selbst und jener Gottes gelangen zu können. C. nannte dies die psychol. Methode. Abgesehen von den philos. gelehrten Arbeiten, die er selbst unternahm, veranlaßte er im öffentlichen Unterrichtswesen und in andern Kreisen eine bedeutende Bewegung auf dem Gebiete der geschichtlichen und wissenschaftlichen Forschung. Er machte dabei den eklektischen Spiritualismus zum Endzweck und Mittelpunkt, obschon er selbst nicht mit sich im Reinen war über das, was man darunter zu verstehen habe. Fülle und Kraft des Stils machen ihn, wenn auch nicht zu einem der ersten Denker, doch zu einem der vorzüglichsten französischen philos. Schriftsteller seiner Zeit. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «Cours d’histoire de la philosophie morale au ⅩⅧ<sup>e</sup> siècle, professé à la Faculté des lettres de 1816‒20» (5 Bde., Par. 1840‒41); darunter namentlich in vielen Auflagen verbreitet «Du vrai, du beau et du bien», «Leçons de philosophie sur Kant» (1842 u. ö.), «Fragments philosophiques» (1826); dann noch einige Werke über Geschichte der Philosophie. Später veröffentlichte er eine Reihenfolge von «Studien» über die Frauen und gesellschaftlichen Zustände des 17. Jahrh. in Frankreich. Auch besorgte er eine vollständige Ausgabe der Werke Abälards (2 Bde., Par. 1849 u. 1859) und eine Übersetzung von Platos sämtlichen Werken (13 Bde., ebd. 1825‒40). – Vgl. Fuchs, Die Philosophie Victor C.s (Berl. 1874); Alaux, La philosophie de C. (Par. 1864); Mignet, Victor C. (ebd. 1869); Taine in «Les philosophes classiques du ⅩⅨ<sup>e</sup> siècle» (6. Aufl., ebd. 1888); Ravaisson, La philosophie en France au ⅩⅨ<sup>e</sup> siècle (2. Aufl., ebd. 1884).
Cousinéry (spr. kusinerih), Esprit Marie, franz. Numismatiker, geb. 8. Juni 1747 zu Marseille, widmete sich der diplomat. Laufbahn und ward
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen]