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Cypergras – Cypern
vereinigt. Als Nutzpflanzen sind die C. nicht zu brauchen, die Früchte können nicht zur Mehlbereitung verwendet werden, und die großen Pflanzen sind auch als Viehfutter nicht zu verwerten; sumpfige Wiesen, auf denen zahlreiche C. vorkommen, sind unter dem Namen saure Wiesen bekannt und liefern ein sehr minderwertiges Futter. Einzelne C. haben allerdings auch gewissen Nutzen, so dient eine Carex-Art (Carex arenaria L.) ähnlich wie der Sandhafer zur Befestigung losen Sandes. Ferner werden viele Arten als Binsen zum Flechten und zum Verpacken benutzt. Die bekanntesten Gattungen einheimischer C. sind die eigentlichen Riedgräser oder Seggen (s. Carex), die Binsen (s. Scirpus) und die Wollgräser (s. Eriophorum). Zur Familie der C. gehört auch die Papyrusstaude (s. Papyrus). (Hierzu Tafel: Cyperaceen.)
Cypergras, s. Cyperus.
Cypergräser, s. Cyperaceen.
Cyperkatze, s. Katze.
Cypern (grch. Kypros; türk. und arab. Kibris), eine zum Osmanischen Reiche gehörige, seit 1878 unter engl. Protektorat stehende Insel am östl. Ende des Mittelmeers, südlich von Kleinasien in wichtiger Lage zum Sueskanal und zu Ägypten, hat die Gestalt eines von W. nach O. gestreckten, aber vielfach eingebuchteten Rechtecks, welches gegen NO. die lange, im Kap des heil. Andreas (dem Vorgebirge Dinaretum der Alten) endende Halbinsel Karpas (Karpasia) aussendet, und nimmt bei einem Flächenraum von 9601 qkm unter den Inseln des Mittelmeers die dritte Stelle ein.
Bodengestaltung. Nach den Untersuchungen der franz. Geologen Gaudry und Damour (1853) entstammt die Insel wahrscheinlich dem letzten Drittel der Tertiärperiode. Die Oberfläche ist größtenteils gebirgig. Längs der Nordküste, vom Kap Kormakiti (Krommyon) im W. bis zum Kap St. Andreas im O., erhebt sich eine mauerförmige Kalksteinkette mit dürftiger Vegetation und zahlreichen Gipfeln, die im westlichern Teile die bedeutendste Höhe (990 m) erreichen. Dieser parallel durchstreicht den S. der Insel, das Gestade selbst nur in Seitenverzweigungen berührend, die mächtige archäische Gebirgskette des Olymp mit reizenden Thälern, prachtvoller Waldvegetation und zahlreichen, einige Monate mit Schnee bedeckten domförmigen Kuppen. Die drei Haupterhebungen dieses Gebirgszugs (von W. nach O.) werden jetzt Troodos (1952 m), Machäras (1442 m) und Stavrovuni oder St. Croce (700 m) genannt. Zwischen den beiden Hauptgebirgsketten breitet sich die tertiäre und alluviale Centralebene Messaria aus, welche die am Olymp nahe beieinander entspringenden, etwa 150 km lang einander parallelen Hauptflüsse C.s, der Pedias (früher Pediäos) und Yalias (Aoos der Alten), von W. gegen O. durchströmen. Die meisten andern Bäche trocknen in den heißen Sommern aus. Das Klima ist gesund, der Anbau des fruchtbaren Bodens aber sehr vernachlässigt und die Insel ein Land voll Trümmer. Ziegen zerstören den Nachwuchs der Wälder. Erdbeben, Kriege, Krankheiten und die barbarische Türkenherrschaft haben die Insel entvölkert.
Pflanzen- und Tierwelt. Die Vegetation entwickelt sich am lebhaftesten vom Januar bis April bei steigender Temperatur bis zum Aufhören des Regens. Merkwürdigerweise besitzt die Insel fast nur Nadelwald, während in dem gegenüber liegenden Syrien die Laubhölzer allgemein vorherrschen; der asiat. Wacholder (Juniperus excelsa M. Bieb.) waltet in der obern Bergregion vor, unten die Schwarz- und Seestrandskiefern. Von der Tierwelt ist bemerkenswert nur der Mufflon, der noch im Hochgebirge haust; die sog. Cyperkatze stammt nicht von C., sondern aus Syrien.
Landwirtschaft, Industrie und Handel. Die Bewirtschaftung beschränkt sich auf Getreide (Gerste und Weizen, die in der mittlern Ebene gedeihen) und Gartenbau, Gewinnung von Baumwolle, Alizari oder levantischen Krapp und Südfrüchten. Auch ist C. die Heimat des Blumenkohls. Besonders wird Johannisbrot gebaut; die Viehzucht ist unbedeutend, ebenso die Bienen- und Seidenzucht. Die Industrie verarbeitet Seide, Leder und Baumwolle. Noch jetzt stehen in hohem Werte die Cyperweine, von denen der Commanderia aus der Gegend von Limassol im Lande getrunken, der Mavro ausgeführt wird. Sie sind, wenn sie aus der Presse kommen, rot, werden aber dann nach 5‒6 Jahren blässer; nur eine Sorte, der sehr süße Muskateller, hat in den ersten Jahren eine weiße Farbe, wird je älter desto röter und nach Jahren dick wie Sirup. Anfangs werden diese Weine in verpichte Schläuche gefüllt, weshalb sie einen starken Pechgeruch erst nach mehrern Jahren verlieren. Nach dem festen Lande kommen sie in Gebinden, müssen aber dann auf Flaschen abgezogen werden, wenn sie sich halten sollen. Die Insel ist ohne natürliche Häfen; dagegen besaß sie bereits im Altertum einen, unter Benutzung von vorgelegenen Sandbänken durch Molen hergestellten künstlichen Hafen bei Famagusta, der später versandete, seit der engl. Besitznahme aber wieder hergestellt wurde. Ein zweiter künstlicher Hafen zu Limassol (Limisso) wurde 6. Okt. 1881 dem Verkehr übergeben und nimmt einen großen Aufschwung. Die Einfuhr betrug 1891/92: 344125 Pfd. St., die Ausfuhr 432419 Pfd. St. Wert. Schiffe mit 523729 t Gehalt verkehrten in den Häfen. Gegenstände der Ausfuhr sind, außer Wein, auch Baumwolle, Südfrüchte, Salz, Weizen und Gerste.
Bevölkerung und Verwaltung. Die Einwohnerzahl, die im Mittelalter über 1 Mill. betragen haben soll, belief sich 1891 auf 209291 (106887 männl., 102404 weibl.) E., worunter 48044 Mohammedaner. Die übrigen gehören, mit Ausnahme von etwa 3000 Katholiken, Juden und Protestanten, der griech. Kirche an. Der Erzbischof von C. ist unabhängig, keinem Patriarchen unterworfen und hat unter dem Beirat der übrigen 3 Bischöfe von Paphos (Bapho), Larnaka und Kerynia, sowie einiger Laien das Abgabenwesen der christl. Bevölkerung und das Landesschuldenwesen zu ordnen. Die herrschende Sprache ist die griechische, die auch von den Türken gesprochen oder doch verstanden wird. 1891 bestanden 278 christl. und 103 mohammed. Schulen mit zusammen 14538 Schülern. Es erscheinen 2 engl. und 6 griech. Zeitungen. Seit der engl. Occupation zerfällt die Insel in die 6 Kreise Levkosia, Famagusta, Larnaka, Limassol, Kerynia und Paphos. Ein von der Königin von England ernannter High Commissioner, zugleich Oberstkommandierender, verwaltet die Insel. Ein Rat von 4 Mitgliedern steht ihm zur Seite. Die gesetzgebende Versammlung besteht aus 6 Beamten und 12 (darunter 3 von den Mohammedanern) erwählten Mitgliedern. Die Einnahmen der Insel betrugen 217162 Pfd. St., die Ausgaben nur 112742 Pfd. St., wozu aber noch die Abgaben an die Pforte von 92799 Pfd. St. kommen. Hauptort ist Levkosia oder Nikosia (12515 E.).
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