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Dalberg-Acton - D'Alembert
PiuZ VII. üder die kirchlichen Angelegenheiten zu
verhandeln und zugleich von Napoleon in betreff
mehrerer streitiger Punkte billige Bedingungen für
Deutschland zu erbalten, ging D. 1804 nach Paris.
Seine früher vielfach geäußerte national-deutsche
Gesinnung schwand jetzt mehr und mehr dahin; T.
geriet in eine unwürdige Abhängigkeit von Napoleon,
dessen Genie ibn blendete und der dem eiteln Mann
zu schmeicheln wußte, ihn aber nachher wegwerfend
und hochfahrend behandelte. D. wurde trotzdem nicht
müde, in schwülstigen Huldigungen für Napoleon
und in knechtischer Liebedienerei sich zu ergehen.
Im Frühjahr 1806 ernannte er den Oheim Napo-
leons, den Kardinal Fesch, zum Koadjutor und zum
Nachfolger im deutschen Erzkanzleramt. Im Som-
mer 1806 wirkte der deutsche Erzkanzler für die Be-
gründung des Rheinbundes. Mit diesem erlosch die
Reichskanzlerwürde, und D. empfing den Rang und
Titel als souverainer Fürst-Primas des Rheinbun-
des mit dem Vorsitz in der Bundesversammlung;
zugleich wurden seine Besitzungen durch die bisherige
Reichsstadt Frankfurt und die Löwensteinschen Ge-
biete am rechten Mainufer vergrößert. Für das
Fürstentum Negensburg, das er 1810 an Bayern
abtrat, erhielt er den größten Teil der Fürstentümer
Fulda und Hanau. Auch wurde er 1810 von Napo-
leon zum Großherzog von Frankfurt ernannt und
mußte nun auf des Kaisers Befehl dessen Stiefsohn,
den Prinzen Eugen Veauharnais, zu seinem Negie-
rungsnachfolger annehmen; die Verwaltung und
Rechtsprechung wurden im Großherzogtum Frank-
furt nach franz. Muster umgestaltet. 1813 aber sah
sich D. genötigt, auf alle seine Besitzungen als Lan-
desherr zu verzichten. Er zog sich ins Privatleben
zurück, indem er nur seine geistlichen Gerechtsame
als Erzbischof von Regensburg sich vorbehielt, in
welcher Stadt er von nun an wohnte. Dort starb er
10. Febr. 1817.
T. war als Gelehrter und als Regent gleich ach-
tungswert, überall hinterließ er Spureil seiner nach
den verschiedensten Seiten hin gemeinnützigen
Thätigkeit; jedoch mangelte ihm bei seiner ratio-
nalistisch-kosmopolit. Anschauung jegliche Charakter-
festigkeit und wahrhaft patriotische Gesinnung. Von
seinen Schriften sind zu nennen: "Betrachtungen
über das Universum" sMannh. 1805), "Grundsätze
der Ästhetik" (Erfurt 1791), "Von dem Bewußtsein
als allgemeinem Grunde der Weltweisheit" (ebd.
1793), "Von dem Einflüsse der schönen Wissen-
schaften und Künste in Beziehung auf öffentliche
Ruhe" (ebd. 1793), "Perikles, über den Einfluß der
schönen Künste auf das öffentliche Glück" (Gotha
1807), "Über den Frieden der Kirche in den rhein.
Aundesstaatenu (Regensb. 1810). Auch der "Deutfche
Merkur", das "Deutsche Museum", "Die.hören"
enthalten manchen schätzbaren Aufsatz von ihm.
Seine Lieblingswissenschaften waren außer der Kunst-
philosophie und Litteratur die Mathematik, Physik,
Chemie, Botanik und Mineralogie.-Vgl.Beaulieu-
Marconnay, Karl von D. und seine Zeit (2 Bde.,
Weim. 1879). >Acton (s. d.).
Dalberg-Acton, engl. Peer aus der Familie
DNidsrFia. ^., Pflanzengattung aus der Fa-
milie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Pa-
pilionaceen, mit gegen 60 in den Tropen Amerikas,
Asiens und Afrikas wachfenden Arten; es sind
Bäume oder kletternde strauchartige Gewächse mit
zahlreichen kleinen, rötlich oder weiß gefärbten Blüten
unv unpaarig gefiederten Blättern. Von einigen
Arten dient das Holz zu Drechslerarbeiten und in
der Tischlerei, besonders von den ostind. O. lati-
folia Z0Xb. und I). 818800 lioH'b. I). melanoxvion
^e?^aus Westafrika liefert das sog. Ebenholz
vom Senegal.
Dalbofee, schwed.Dalbo-Sjön,Namedesan
Dalsland (s. d<) stoßenden südwestl. Teils des schwed.
Wenersees, wird durch die Halbinseln Wermlands-
näs und Källand von dem eigentlichen Wenersee
getrennt.
Dalburg, s. Dalberg (Geschleckt).
Dalekartten, schwed. Dalarna lDalarne),
Landschaft im mittlern Schweden, bildet jetzt das
Kopparbergs- oder Falu-Län, ist rauh und gebirgig,
aber reich an malerischen Gegenden, wird von
der Dalelf durchströmt und hat (nach Strelbitskij)
30040,8 (Mi, davon 1788,9 t^in Seen, und (1890)
197 452 E. D. wird begrenzt im N. von Helsingland
und Herjedalen, im W. von Norwegen und Werm-
land, im S. von Wermland, Arebro und Westman-
land, im O. von Gestriksland und Helsingland. Der
Ackerbau ist, da sich nur 15 Proz. des festen Bodens
dazu eignen, im größten Teile des Landes unzu-
reichend, die Viehzucht dagegen durch zahlreiche
Wiesen begünstigt. Die Wälder bedecken 70 Proz.
des festen Landes und ergeben ein reiches Erträg-
nis, fodaß mehrere Gemeinden ibr Kommunalver-
mögen nach Millionen Kronen berechnen. Der Berg-
bau liefert reiche Ausbeute an Eisen, Kupfer (bs-
sonders bei Falun) und Schwefel, auch etwas Gold
und Silber wird gewonnen. Von Fabrikanlagen
sind hervorzuheben: Kupfer- und Eisenwerke, Säge-
mühlen, Papierfabriken, Pulvermühlen u. s. w.
Die Dalekarlier zeichnen sich durch Genügsam-
keit, Fleiß, Ehrlichkeit und Freiheitskebe, aber auch
durch Eigensinn und starres Festhalten am Alther-
gebrachten aus. Daher werden die uralten, eigen-
tümlichen Volkstrachten, für die einzelnen Kirchspiele
wechselnd, noch heute von der Mehrzahl beibehalten.
An ihrer Tapferkeit brachen sich wiederholt die gegen
Schwedens Freiheit und Unabhängigkeit gerichteten
> Angriffe, so namentlich als Christian II. von Däne-
! mark den schwed. Thron bestiegen hatte. Desbalb
genießen auch die Dalekarlier noch immer eines be-
deutenden Ansehens. Da der karge Boden seine Be-
wohner nur spärlich nährt, so wandern viele der-
selben nach andern Gegenden Schwedens aus, kehren
aber, wenn sie etwas erworben, fast immer wieder
in ihre Heimat zurück. Außer den drei Städten des
Landes, Falun (Sitz des Landeshauptmanns), Hede-
mora und Säter, sind die Flecken Avesta am Dalelf,
Ludwika am See Weßmann und Smcdjebacken am
See Nord-Barken bemerkenswert. Letzterer steht
durch den 1795 eröffneten und 1840-60 erweiterten,
schönen Strömsholmskanal mit dem Mälarsee in
Verbindung. Von Eisenbahnen hat D. 372 Kin.
Dalelf, der Hauptfluß der schwed. Landschaft
Dalekarlien ss. d.), entsteht aus den zwei Quellflüssen
Ost- und West-Dalelf, von je 240 km Länge
auf dem norweg. Grenzgebirge; im untern Lause,
wo die D. teilweise die Grenze zwischen Svealand
und Norrland bildet, erweitert sich der Strom zu
großen Seen; er fällt nach einem Lauf von 4201cin
etwas südlich von Gefle in den Bottnischen Meer-
busen, nachdem er kurz vorher den prachtvollen
Wasserfall bei Elfkarleby (s. d.^ gebildet hat. ^?m
Stromgebiet ist etwa 31900 <ikm groh.
D'Alembert (spr. dalangbähr), Jean le Rond,
s. Alembert.