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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dalberg (Geschlecht) - Dalberg (Karl Theod. Ant. Maria, Reichsfreiherr von)
Seitenstücke zuni "Wasserträger" und zum "Fidelio" beiten iu Baden, verließ nach dem Frieden den bad.
genannt werden. Hervorragend ist D. in den Melo- Dienst, ging nach Paris und vcrtanschte wegen
dien seiner Romanzen und Chansons. - ^ein Leben
beschrieb Guilbert de Pixcrecourt (Par. 1810).
Dalberg, srüher Dalburg, altes Adelsge-
schlecht oes^Nahegaues. Das Geschlecht erlosch uni
1315 im Mannsstanlme, worauf die Güter durch
Vermählung der Erbtochter mit dem Ritter Ger-
hard, Kämmerer von Worms, aus diesen mit dem
Namen D. übergingen. Schon im frühen Mittel-
alter wird ein Heribert, Kämmerer von Worms,
erwähnt, der als Erzbischof von Köln 1002 Kaiser
Heinrich 1l. krönte und unter die Heiligen versetzt
wurde. Durch vielfach den Kaisern geleistete Dienste
war das Aachen der D. so groß, day seit Kaiser
Maximilian 1. bei jeder deutschen Kaisertrönuug
der anwesende D. vom Kaiser den Ritterschlag al5
erster Neichsritter empfing. Nachdem das Geschleckt
lange in mehrern Linien geblüht, erloschen diese all'
mählich, und 1722 beruhte der Mannsstamm nur
noch auf der Familie des taiserl. Geheimrats Phi-
lipp Franz Eberhard von D., der 1654 den Reichs-
sreiherrenstand erlangt hatte. Seitdem blühte das
Geschlecht wieder aus und teilte sich in zwei Linien,
d ie D alberg - Her n s heimer, vondem Pfarrdorse
Hernsheim bei Worms (derzeit dem Freiherrn von
Hcyl zu Hernsheim in Worms gehörig), wo sich auch
das Talberger Archiv befiudet, und die Dalberg-
Dalbergs ch e Linie. Die erstere ist in neuerer Zeit
erloschen, während die letztere in einem Zweige
<Heßloch) fortbesteht.
Johann vonD., ged. 1445, fchloß sich den Hu-
manisten an und wurde 1482 an den Hof des Kur-
fürsten Philipp von der Pfalz berufen, wo er sich
besonders um die Förderung der Universität Heidel-
berg sehr verdient machte. Er wurde 1482 auch als
Johann 111. zum Bischof von Worms gewählt, war
Vorsteher der von Konr. Eeltis gestifteten 8oci6ta3
literaria ^LnanH 86u 8o<1iiIitH3 Oiticii, die zu
Heidelberg ihren Hauptsitz hatte, und stand auch mit
Trithemius, Eitelwolff vom Stein und Reuchlin in
gelebrtem Umgänge. Er starb 23. Juli 1503. -
Vgl. ?"apf, Über Leben und Verdienste Joh. von
D.s (Augsb. 1789); Mornewcg, Johann von T.,
ein deutscher Humanist und Bifchof (Heidelb. 1887).
Adolf, Freiherr von D., gefürfteter Abt zu
Fulda, geb. 29. Mai 1678, gest. 3. Nov. 1737,
gründete 1734 die Universität zu Fulda.
Wolfgang Heribert, Reichsfreiherr von
D., Bruder des Großherzogs Karl von D. (s. d.),
geb. 13. Nov. 1750, veranlaßte als Intendant des
Mannheimer Theaters die erste Ausfübruug von
Schillers "Räuber" (Jan. 1782) und die Anstellung
Schillers als Theaterdichter in Mannheim. T.
schrieb auch felbst mehrere Stücke, unter anderm
"Der Mönch von Carmel", dramat. Gedicht lBerl.
1787). Er starb 28. Sept. 1806 als bad.^taat5-
minister zu Mannheini. An ibn sind Schillers
"Briefe an den Freiherrn von D." (Karlsr. 1819;
3. Aufl. 1838; neue Ausg., Halle 1890) gerichtet. -
Vgl. Koffka, Issland und D. Geschichte der klassi-
schen Thcaterzeit Mannheims (Lpz. 1865).
Emmerich Joseph, Herzog von D., des vo-
rigen Sobn, Pair von Frankreich, geb. 30. Mai
1773 zu Mainz, begann sein öffentliches Leben zu
Erfurt, trat dann in den bad. Staatsdienst uno
ging als bad. Gesandter nach Paris, wo er ein
Günstling Talleyrands ward. Während des Feld-
zuas von 1809 leitete cr die auswärtigen Angelegen-
seincr auf dem linken Rheinufer, mithin in dem
damaligen Frankreich liegenden Stammgüter das
deutfche Staatsbürgerrccht mit dem französischen.
1810 wurde D. von Napoleon, dessen Vermählung
mit Marie Luise er einleitete, zum Herzog und
Staatsrat erhoben und erhielt eine Dotation von
4 Mill. Frs. auf das Fürstentum Bayreuth. Als
Talleyrand in Ungnade fiel, zog sich auch D. zurück,
ward jedoch, nachdem sein Gönner im April 1814
an die Spitze der Provisorischen Regierung getre-
ten, eins der fünf Regicrungsmitgliedcr, welche die
Restauration des Hauses Vourbon beförderten. Als
bevollmächtigter Minister Frankreichs wohnte er
auch dem Wiener Kongreß bei und unterzeichnete
1815 die Achtsertlärung gegen Napoleon, der ibn
dafür während der Hundert Tage ächtete. Nach der
zweiten Restauration wurde D. Staatsminister und
Pair und erbielt den Gesandtschast^posten am Hofe
zu Turin. Die letzten Lebensjahre brachte er auf
seinen: Schlosse Hernsheim zu, wo er 27. April
1833 starb.
Dalberg, Karl Theodor Anton Maria, Neichs-
sreiherr von, letzter Kurfürst von Mainz und Erz-
kanzler, später Fürst-Primas des Rheinbundes und
Großherzog von Frankfurt, geb. 8. Febr. 1744 zu
Hernsheim bei Worms als Sohn von Franz Hcmr.
von D., kurfürstl. mainzifchen Gehcimrat, Statt-
halter von Worms und Burggrafen zu Friedberg,
ging schon im 15. Jahre auf die Universität Göt-
tingen, von da nach Heidelberg, wo er 1761 als
Tottor der Rechte promovierte, und unternahm
hierauf mehrere Reisen. Nach der Rückkehr widmete
er sich dem geistlichen Stande, studierte Theologie
in Norms, Mannheim und Mainz, wnrde Kapitu-
larherr bei dem Erzstifte Mainz und Domherr in
den Hochstiften Würzburg und Worms nno 1772
zum Wirtl. Geheimrat und Statthalter von Erfurt
ernannt. Während feiner dortigen vieljährigen Wirk-
samkeit blühte das Laud unter seiner freisinnigen
und Humauen Verwaltung sichtbar auf. Mehr viel-
seitig als gediegen gebildet, zog D. die verschiedensten
Talente, Schriftsteller, Gelehrte, Künstler und Hand-
werker in seine Nähe; durch ungewöhnliche Liebens-
würdigkeit, durch Versöhnlichkeit auch gegen die Evan-
gelischen gewann er die Herzen für sich. Vefonders
der Verkehr mit Schiller übte auf ibn einen bedeu-
tenden Einfluß. Nachdem er zum Rektor der Uni-
versität Würzdnrg ernannt worden, verbesserte er in
erfolgreicher Weise alle Schulen des Bistums. Karl
August von Weimar und die preuß. Regierung ver-
wendeten sich, im Interesse des Fürstcnbundes, für
D.s Wahl zum Koadjutor von Mainz. 1787 wurde
die Wahl durchgesetzt. D. schloß sich dem Fürsten-
bunde an. Zwei Wochen später wurde er auch Koad-
jutor im Hochstist Worms, 1788 Koadjutor von Kon-
stanz und Erzbischof von Tarsus. 1800 gelangte D.
zur Regierung des Hochstifts Konstanz^ und 1802
nach dem Tode Friedrich Karls (s. Erthal) wurde er
Kurfürst zu Mainz und Erzkanzler des Deutscken
Reichs. Nachdem infolge des LunevillerFriedens die
Besitzungen des Kurfürstentums jenseits des Rheins
an Frankreich abgetreten, die diesseitigen aber 1803
säkularisiert waren, behielt D. die Würde als Reichs-
kanzler und Metropolitan für ganz Teutfchland,
mit Ausnahme der preuß. und o'sterr. Gebiete; er
wurde außerdem durch Regen^burg, Aschaffenburg,
Wetzlar und andere Gebiete entschädigt. Um mit